Die Geburtsstunde der Saarbahn
Die erste grenzüberschreitende elektrische Stadtbahn Europas fuhr ab 1997 zwischen Sarreguemines und Saarbrücken-Ludwigstraße. Heute sind 28 Züge auf einer Strecke von 45 Kilometern unterwegs.
Es war ein großes Comeback: Am 24. Oktober 1997 fuhr die Straßenbahn wieder durch Saarbrücken. 30 Jahre lang, nachdem das einstige Straßenbahnnetz in der Landeshauptstadt am 22. Mai 1965 stillgelegt worden war, gab es nur Busse im städtischen Nahverkehr. Doch die Nachfrage wurde immer größer, bald war klar: Ein Schienenverkehrsmittel sollte das Bussystem ergänzen.
Offizieller Spatenstich im Juni 1995
Nach dem offiziellen Spatenstich im Juni 1995 wurde nach knapp zweieinhalb Jahren Bauzeit das erste, 19 Kilometer lange Teilstück der Saarbahnstrecke zwischen Sarreguemines und Saarbrücken-Ludwigstraße mit einem Fest in Betrieb genommen. Der Beifall war groß, das Aufsehen ebenso, denn die Saarbahn war die erste grenzüberschreitende elektrische Stadtbahn Europas. Sie wurde 1998 bereits von 40,9 Millionen Fahrgästen genutzt.
Die 17 neuen Haltestellen boten Fahrgastunterstände, eine dynamische Fahrgastinformation, Fahrkartenautomaten, Notrufeinrichtungen und ebenerdige Zugänge sowie mit einer Länge von 75 Metern ausreichend Platz für eine Doppeltraktion.
Weiter ging es im Juni 1998 mit dem Start der Bauarbeiten zur zweiten Betriebsstufe ins Obere Malstatt. Eine Herausforderung war der Bau einer neuen, über 80
Meter langen Brückenkonstruktion an der Pfarrkirche St. Josef mit Gleisanlagen, Oberleitungen, Fußgänger- und Radweg. Der damalige saarländische Ministerpräsident Reinhardt Klimmt eröffnete am
31. Juli 1999 die Haltestelle „Cottbuser Platz“.
Danach wurde die Strecke kontinuierlich erweitert. Seit 2014 ist die Strecke 45 Kilometer lang und führt bis nach Lebach-Jabach. Rund 13 Millionen Menschen nutzen die Saarbahn pro Jahr.
Die 28 Züge legen jährlich knapp zwei Millionen Kilometer zurück. Das Besondere daran: Es sind TramTrains, also Straßenbahn und Eisenbahn in einem. Deshalb war es kein Problem, das innerstädtische Stadtbahnnetz in Saarbrücken mit den vorhandenen Eisenbahnstrecken zu verbinden. Die Stadtbahn kann ihr System wechseln und fährt einmal mit 750 Volt Gleichspannung und auf der Bahnstrecke mit 15.000 Volt 16 2/3 Hertz Wechselspannung.
Die Saarbahn GmbH erklärt auf ihrer Internetseite www.saarbahn.de die Technik: „Das Zweirichtungsfahrzeug mit Zwei-System-Technik für Gleichstrom und Wechselstrom verfügt über einen Niederfluranteil von 48 Prozent. In der Fahrzeugmitte befindet sich ein Transformator unter dem Fahrzeugboden, sodass dieser Fahrzeugteil hochflurig ausgerichtet ist. Bei einer Motorisierung von 960 kW beträgt die technische Höchstgeschwindigkeit 100 km/h, betrieblich erlaubt sind jedoch nur 90 km/h. Das Fahrzeug hat eine Länge von 37 Metern und stellt 96 Sitz- und 147 Stehplätze zur Verfügung.“
Bereits 2014 war klar, dass die in die Jahre gekommenen Fahrzeuge mittelfristig ausgetauscht werden
müssen. Der Plan: durch eine gemeinsame Neuanschaffung der Bahnen mit anderen Verkehrsunternehmen Kosten senken und Know-how bündeln. Nachdem
2019 mit sieben weiteren Partnern ein Kooperationsvertrag abgeschlossen wurde, gab es eine europaweite Ausschreibung. Im Januar 2022 konnten die neuen Saarbahnen in Auftrag gegeben werden.
Bis zum Jahr 2027 werden insgesamt 28 neue Saarbahnen zwischen Lebach und Saargemünd unterwegs sein, die ersten vier Vorserienmodelle sollen bereits Ende 2024 geliefert werden. „Ausgestattet sind die dreiteiligen Fahrzeuge komplett mit Klimaanlage, Mehrzweckbereichen für Fahrräder und Kinderwagen und zwei Rollstuhlplätzen“, berichtet das Unternehmen. Zudem würden Nachhaltigkeit und Umweltverträglichkeit großgeschrieben.
Das zeigt sich unter anderem auch bei den im Jahr 2020 angeschafffffften neuen Linienbussen der EuroIV- Norm: „Sie punkten mit ihrer positiven Umweltbilanz und leisten mit einer jährlichen Einsparung von 23 Tonnen CO2 einen direkten Beitrag zur Reduzierung der CO2-Belastung.“Mitte 2021 wurde zudem entschieden, dass mindestens 21 Brennstoffzellen-Hybrid-Busse angeschafft werden sollen und bis 2025 eine „grüne“Wasserstoff-Versorgungsinfrastruktur inklusive Tankstelle aufgebaut werden soll.