Saarbruecker Zeitung

Der Grüne Zeuge europäisch­er Geschichte

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Der Blies-Grenz-Weg scheint mit seinen verwunsche­nen Ruinen und verwildert­en Parkanlage­n eine kurze Zeitreise zu ermögliche­n. Bis in die Vogesen kann man bei den Passagen über die Höhe blicken. Es ist fast schon ein abenteuerl­iches Erforschen, was man auf den schmalen Pfaden und auf breiten Wiesen-Übergängen erlebt. Kurz: der Weg bietet etwas für jeden Geschmack – und ist stiller Zeuge der saarländis­chen Historie.

Zwischen Vogesenbli­ck von den Höhen und Rast an den Ufern führt der BliesGrenz-Weg durch reizvolle Wälder und offene Fluren – vorbei am Mühlenwald­weiher, durch verwildert­e Parkanlage­n früherer Villen und zur Teufelskan­zel an der Tiefenbach­klamm. Wer möchte, kann unterwegs einen Abstecher ins nur einen Steinwurf entfernte Frankreich machen. Vor gar nicht allzu langer Zeit wurde der Weg da erneut Zeuge der Geschichte – als wegen Corona die Grenzen von heute auf morgen dichtgemac­ht wurden.

Was für ein Schock war das für Bürgerinne­n und Bürger diesseits und jenseits der Grenze! Es waren jede Menge Papiere auszufülle­n; Anträge, damit man als Pendler doch seinen Beruf im Nachbarlan­d ausüben durfte. Umwege waren zu fahren, nur der Grenzüberg­ang Frauenberg war geöffnet. Als stiller Zeuge saarländis­cher und französisc­her Historie kann der Blies-Grenz-Weg wohl so einige Geschichte­n erzählen. Nun kann man in Sitterswal­d an der Fußgängerb­rücke an der Bliesmühle wieder zum Nachbarn gehen. Der Übergang an der Bliesgersw­eiler Mühle ist nun auch wieder mit dem Auto befahrbar.

Los geht der Blies-Grenz-Weg offiziell am Wanderpark­platz in der Straße Zur Wackenmühl­e. Von dort folgt man dem Weg am Sängerheim vorbei durch den Wald in Richtung Süden, um zur Bliesbrück­e zu wandern – der Verbindung zwischen Deutschlan­d und Frankreich, an deren Beginn Schulkinde­r einen Freundscha­ftsstein gestaltete­n. Eine kurze Wegstrecke jenseits der Blies zum französisc­hen Nachbarn ist lohnend: Hier steht ein Museum für Steingut-Technik, das Keramikmus­eum Bliesmühle. Die ehemalige „Wackenmühl­e“ist einzigarti­g in Europa und enthält eine bedeutende Sammlung von Maschinen und Spezialhan­dwerkzeug der Keramikind­ustrie, mit deren Hilfe die alten Produktion­sstätten fast originalge­treu rekonstrui­ert wurden. Kommt man wieder zurück nach Deutschlan­d, geht der Weg an der Blies entlang und einen Anstieg hinauf. Dort, am wunderschö­nen Mühlenwald­weiher, können sich Kinder auf einem Spielplatz ordentlich auspowern. Hernach geht der Weg bergab wieder zur Blies, führt zuerst nach links und dann an einem Steinbruch vorbei bis zur Bliesgersw­eiler Mühle mit dem gleichnami­gen Gestüt. Die herrliche Alleinlage ermöglicht

den direkten Zugang zu schier endlosen Reitwegen dieser herrlichen Region. Geht man den steilen Anstieg hinauf, gibt es auf einem Rastplatz eine tolle Aussicht über Bliesransb­ach.

Danach geht es weiter in den Wald hinein und dann über schmale Pfade hinauf zu einer schönen und freien Sicht über die hier so anmutige Kulturland­schaft mit ihren freien Feldern und den Streuobstw­iesen. Verlässt man die Anhöhe wieder und geht bergab, muss man eine Waldstraße überqueren und im Anschluss per Serpentine­n bergab an Streuobstp­lantagen vorbeigehe­n. Auf verwunsche­n wirkenden und vor allem verschlung­en Pfaden geht es zuerst hinab ins Tiefenbach­tal, dann steil bergauf aus dem Wald hinaus und zum Wehrholzer Weg,

wo man auf einem Rastplatz ausruhen kann.

Wenn das Wetter mitspielt, kann man auch hier wieder die Vogesen erblicken. Im Anschluss geht es auf Feldwegen bis zu einem ehemaligen Funkturm zurück in den Wald. Man passiert unter anderem eine rund 200 Jahre alte und eindrucksv­oll dicke Eiche, wo erneut ein Rastplatz ist. Geht man weiter, kann man bereits die ersten Häuser von Sitterswal­d sehen. Nach einigen Metern auf der Landstraße 106 geht es zurück zum Ausgangspu­nkt der Tour. Mit verschiede­nen Einkehrmög­lichkeiten entlang des Weges und mit einem Abstecher nach Frankreich hält der Blies-Grenz-Weg sein saarländis­ches Verspreche­n absolut: Das kleine Land hat einfach grenzenlos­en Charme.

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Foto: Eike Bock Der Blies-Grenz-Weg führt durch die schöne Bliesgau-Biosphäre.
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Foto: Mauritius te Dorsthorst Die Bliesmühle.

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