Feiern entlang der Rossel kennt keine Grenzen
Jahre, bevor durch das Schengener Abkommen die Grenzen fielen, feierten Großrosseln und Petite-Rosselle bereits die Deutsch-Französische Freundschaft alljährlich Anfang September mit dem ältesten grenzüberschreitenden Dorffest diesseits und jenseits der R
Das Dorffest in Großrosseln, das in diesem Jahr seine 40. Auflage feierte, ist ein beeindruckendes Beispiel für lang anhaltende grenzüberschreitende Freundschaft zwischen dem Saarland und Frankreich. Wie man in der Chronik Großrosselns erfährt, hatten sich Deutsche und Franzosen nach den beiden Weltkriegen schon in den 1950er-Jahren ein friedliches Motto auf die Fahnen geschrieben: „Großrossler und Klänrossler [Petite-Rosselle] sin doch alle Rossler.“Tatsächlich teilt sich Petite-Rosselle die ältere Geschichte mit dem Nachbarn Großrosseln. So wurde die Gemeinde Rosseln an der Rossel 1290 erstmals erwähnt. Durch den Frieden von Frankfurt 1871 kam die Region mit dem Ort zusammen an Deutschland. Kleinrosseln gehörte bis 1919 zum Kreis Forbach, Bezirk Lothringen, im Reichsland Elsass-Lothringen und ging nach dem Ersten Weltkrieg aufgrund des Versailler Vertrags an Frankreich.
Doch wie das Saarland selbst, „das mal deutsch und mal französisch war“, wie es in einem Schlager heißt, blieben auch die Rossler ihrer Identität treu. In diesem Sinne knüpften die ersten Vereine
dies- und jenseits der Grenze nach den Weltkriegen freundschaftliche Kontakte. Diese Freundschaft wurde in einer offiziellen Partnerschaft am 11. September 1966 offiziell besiegelt. Um die partnerschaftlichen Aktivitäten zu koordinieren, gründete sich im Januar 1974 die Arbeitsgemeinschaft der Vereine Großrosselns (AVG). Gründungsväter waren Hans-Joachim Hacker und Walter Wewer. Schon damals beschlossen die 16 Gründungsmitglieder, die Partnerschaft alljährlich gebührend zu feiern.
Sieben Jahre später, 1981, war es endlich so weit und das Dorffest konnte auf Initiative von Manfred Hayo und Gerhard Kinsinger erstmals gefeiert werden, zunächst aber nur auf deutscher Seite. Damals eine hochpolitische Sache
des Gemeinderats, wie sich der heutige Großrossler Ortsvorsteher Fred Schuler erinnert. „Das ist heute zum Glück nicht mehr so.“Das erste Dorffest kam so gut an, dass danach die Zahl der AVG-Mitgliedsvereine auf sage und schreibe 35 anwuchs. Im Jahr 1984 war dann zum ersten Mal auch die französische Partnergemeinde Petite-Rosselle mit im Boot. Hier war das L'Office Municipal des Sports et de la Culture (OMSC) auf der französischen Seite federführend,
dessen aktueller Vorsitzender Bernhard Hayo ist. Sprachbarrieren gab es zu den Anfangszeiten übrigens keine. „In Frankreich sprach man damals auch noch deutsch. Das ist heute nicht mehr unbedingt so und etwas schwieriger. Dafür ist es, was die Grenze angeht, heute viel einfacher“, sagt Schuler. Lagen doch die Anfangszeiten des Dorffestes noch vor dem Schengener Abkommen 1990, als die Grenze zwischen Großrosseln und Petite-Rossel
le noch nicht so offen war wie danach. Dennoch wurde von Anfang an gefeiert, als wäre die Grenze nicht da. Damals wie heute bildete die Rossel als Grenzfluss die Mitte des Dorffestes, das mit dem Besten aus beiden Welten, was Kunst, Kultur und Kulinarik angeht, aufwartet: Musik und Köstlichkeiten in flüssiger und fester Form aus beiden Ländern. „So gab es zum Beispiel auf der französischen Seite Froschschenkel, die damals bei uns verboten waren“, verrät
Schuler. Umgekehrt konnten die Freunde aus Frankreich die saarländische Küche und deren Spezialitäten genießen.
In diesem Jahr wurde nun das
40. bzw. 35. Rossler Dorffest gefeiert, das immer am ersten Septemberwochenende stattfindet. Dass die Zahlen nicht mehr genau zu den Jahren passen, liegt einerseits daran, dass die Franzosen in den 80er-Jahren einmal pausierten. Andererseits setzte das Fest während Corona 2020 und 2021 aus, sodass das 39. Fest 2019 stattfand und das 40. Jubiläum dann erst 2022, obwohl inzwischen 41 Jahre seit dem ersten Fest vergangen sind.
Allerdings hat die Zwangspause der letzten beiden Jahre dem Fest keinen Abbruch getan, ganz im Gegenteil, wie Fred Schuler erzählt. Offenbar hat den Leuten hüben und drüben das Fest gefehlt. Mit für den Erfolg zeichnet auch die aktive junge Vorsitzende des AVG, Monika Zimmer, verantwortlich. So gab es nicht nur ein neues, frisches Programm, erstmals konnten auch Vereine aus den benachbarten Gemeindebezirken mitmachen. Doch es sind nicht nur die Akteure vor Ort, denen das älteste grenzüberschreitende Fest am Herzen liegt. „Der Regionalverband ist diesbezüglich sehr zuvorkommend und auch die Gemeinde unterstützt uns ungemein“, so Schuler. „Ohne deren Unterstützung könnten wir das Dorffest nicht mehr stemmen.“Doch zum Glück hat das Dorffest nun bereits über 40 Jahre seine Unterstützer, sodass es hoffentlich auch mindestens für die nächsten 40 Jahre diesseits und jenseits der Grenze heißt: „Bonjour! Guten Tag! Salut! Ça va? Oh jo, es geht!“