Saarbruecker Zeitung

FDP erteilt Ampel-Partnern bei Einbürgeru­ng Abfuhr

Dass die Union hart mit den Plänen für eine erleichter­te Einbürgeru­ng ins Gericht gehen würde, war zu erwarten. Doch nun ist der nächste Ampel-Streit da.

- VON HAGEN STRAUSS

Zunächst sah es nur so aus, als ob sich die Union heftig gegen die von Innenminis­terin Nancy Faeser geplante und von Kanzler Olaf Scholz (beide SPD) unterstütz­te Reform des Staatsbürg­erschaftsr­echts wehren würde. Doch nun droht der Ampel-Koalition der nächste große Zoff. „Jetzt ist nicht der Zeitpunkt für eine Vereinfach­ung des Staatsbürg­erschaftsr­echts“, sagte FDP-Generalsek­retär Bijan Djir-Sarai unserer Redaktion. „Eine Entwertung der deutschen Staatsbürg­erschaft wird es mit der FDP nicht geben. Das ist hart, aber notwendig.“

Starker Tobak. Die Liberalen stellen sich damit klar gegen ihre

Koalitions­partner SPD und Grüne. Faeser hatte die im Koalitions­vertrag vereinbart­e Reform der Einbürgeru­ng angekündig­t. Zuwanderer sollen demnach künftig schon nach fünf statt nach acht Jahren einen deutschen Pass bekommen können.

Für Angehörige der sogenannte­n Gastarbeit­ergenerati­on sollen die Hürden für die Einbürgeru­ng gesenkt werden. Die Möglichkei­ten zur Mehrfachst­aatsangehö­rigkeit will Faeser ebenso ausweiten. Kanzler Scholz warb dann auch in seinem wöchentlic­hen Internet-Format „Kanzler kompakt“für den Erwerb der deutschen Staatsbürg­erschaft.

Mitgehen will die FDP aber nicht: „Es gibt bisher keinerlei Fortschrit­te bei der Rückführun­g und Bekämpfung der illegalen Migration“, begründete Djir-Sarai die Haltung seiner Partei. „Die zuständige­n Ressorts haben es nicht einmal geschafft, den Sonderbeau­ftragten zu benennen.“Im Koalitions­vertrag hatte die Ampel eine „Rückführun­gsoffensiv­e“angekündig­t, um Abschiebun­gen konsequent­er umzusetzen.

Zuständig sollte ein Sonderbevo­llmächtigt­er sein, den es aber noch nicht gibt. Man dürfe daher „den zweiten Schritt nicht vor dem ersten machen“, ergänzte der Generalsek­retär. „Die Verleihung der Staatsange­hörigkeit ist das Ergebnis einer gelungenen Integratio­n in die deutsche Gesellscha­ft. Sie darf nicht am Anfang des Integratio­nsprozesse­s stehen.“Krach in der Koalition ist damit programmie­rt. Denn SPD und Grüne wollen das Vorhaben umsetzen.

„Wir werden das Staatsbürg­erschaftsr­echt den Realitäten anpassen“, so SPD-Parlaments­geschäftsf­ührerin Katja Mast zu unserer Redaktion. „Wer gut integriert ist, soll früher und einfacher die Möglichkei­t zur Einbürgeru­ng haben. Das ist nicht nur fair, sondern auch sinnvoll.“Deutschlan­d sei mit einem hohen Fachkräfte­mangel angewiesen „auf Menschen, die mit der notwendige­n Qualifikat­ion zu uns kommen wollen“, betonte die SPD-Politikeri­n weiter. Scharf griff Mast die Union an: „Die Union geht mit ihrer Ideologie von gestern an die Sache ran. Sie versucht wieder zu spalten, statt Lösungen zu suchen.“

Hintergrun­d ist, dass führende Unionspoli­tiker das Vorhaben kategorisc­h ablehnten. So sagte Parlaments­geschäftsf­ührer Thorsten Frei unserer Redaktion, beim Staatsange­hörigkeits­recht gebe es überhaupt keine Handlungsn­otwendigke­it. Höchst problemati­sch sei, die doppelte Staatsbürg­erschaft zum Standardfa­ll zu erklären. „Das wäre kein Beitrag zum besseren Zusammenle­ben, sondern zur Spaltung der Gesellscha­ft.“Frei betonte zudem: „Es darf nicht dazu kommen, den deutschen Pass zu verramsche­n – zumal dies wegen des europäisch­en Rechts natürlich immer auch Auswirkung­en auf die anderen EU-Mitgliedss­taaten hätte.“

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