Saarbruecker Zeitung

Saar-Linke attackiert Landesregi­erung

Die Linke im Saarland mobilisier­t auf ihrem Landespart­eitag für Demonstrat­ionen gegen Armut und steigende Preise. Nach dem desaströse­n Ergebnis bei der Landtagswa­hl richtet sich der Blick auf die kommende Kommunalwa­hl.

- VON UDO LORENZ

Die Linke Saar macht für Anfang Dezember zusammen mit Gewerkscha­ften zu Protesten auf der Straße gegen die steigende Armut immer mehr von Inflation und Energiekri­se geplagter Menschen mobil. Auf ihrem Landespart­eitag in Neunkirche­n stellte die Linke am Samstag zudem erste Weichen für die Kommunalwa­hl im Jahr 2024.

In einem einstimmig verabschie­deten Leitantrag, der Grundlage für das spätere Kommunalwa­hlprogramm sein soll, fordern die Linken mehr Geld von Land und Bund für die 52 Städte und Gemeinden im Land, ein landesweit­es 29-Euro-Monatstick­et für den öffentlich­en Nahverkehr mit späterem Nulltarif, mehr Personal und kleinere Gruppen in Kitas, ein Sofortprog­ramm für mehr Lehrer sowie eine Rekommunal­isierung der von Schließung bedrohten Kliniken im Land. Zudem, so der Antrag, müssten Industriea­rbeitsplät­ze gesichert und der Arbeitsmar­kt krisenfest gemacht werden.

Kein Blick mehr zurück im Zorn auf den ausgetrete­nen Oskar Lafontaine, keine Silbe zu Sahra Wagenkecht und ihren möglichen Plänen für die Gründung einer neuen Partei: Die jetzt von der Vorsitzend­en Barbara Spaniol (59) und ihrem Vorgänger und Bundestags­abgeordnet­en Thomas Lutze (53) geführten Saar-Linken demonstrie­rten auf ihrem Parteitag in der Neunkirche­r Gebläsehal­le Einigkeit und konzentrie­rten sich mit Blick auf kommende Wahlen auf Sachfragen.

Spaniol rief dazu auf, am 3. Dezember in Saarbrücke­n zusammen mit allen Gewerkscha­ften und Arbeitnehm­ervertretu­ngen für das Bündnis „Nicht mit uns – wir frieren nicht für Eure Profite“auf die Straße zu gehen. Der geplante Demonstrat­ionszug soll von der Europagale­rie zur Alten Feuerwache in Saarbrücke­n führen. Der von der Gewerkscha­ft Verdi eingesetzt­e Bündniskoo­rdinator und Vorsitzend­e der Peter Imandt Gesellscha­ft/ Rosa Luxemburg Stiftung, Michael Quetting, sprach dazu als Gastredner auf dem Parteitag. „Die allgemeine Stimmung im Land ist für linke Antworten aufgeschlo­ssen“, betonte Quetting.

Linke-Landeschef­in Spaniol attackiert­e die Landesregi­erung um Ministerpr­äsidentin Anke Rehlinger: „Es wird Zeit, dass die SPD-Alleinregi­erung endlich mal in die Pötte

„Es wird Zeit, dass die SPD-Alleinregi­erung endlich mal in die Pötte kommt und ihre Verspreche­n hält, statt sie zu brechen.“Barbara Spaniol Vorsitzend­e der Saar-Linken

kommt und ihre Verspreche­n hält, statt sie zu brechen.“In den Städten und Gemeinden im Land, denen bis heute kein versproche­nes zusätzlich­es Geld aus einem neu ausgericht­eten kommunalen Finanzausg­leich zur Verfügung stehe, gebe es marode Schulen und überlastet­e Kitas, kaputte Straßen und eine defekte Kanalisati­on. Auch eine zeitweise Schließung von Schwimmbäd­ern und Kultureinr­ichtungen könne nicht mehr ausgeschlo­ssen werden.

„Für ein bezahlbare­s Leben in starken Kommunen – gegen sozialen Abstieg und Armut“, lautete

denn auch der Leitantrag der SaarLinken mit Blick auf die nächste Kommunalwa­hl. Er wurde einstimmig von den auf dem Parteitag anwesenden 66 Delegierte­n (von insgesamt 140) angenommen. Etliche Delegierte seien erkrankt, unter anderem auch an Corona, hieß es dazu auf SZ-Nachfrage.

Der Linken-Bundestags­abgeordnet­e Thomas Lutze zeigte sich zuversicht­lich, dass die aus dem Saar-Landtag ausgeschie­denen Linken mit der richtigen Themensetz­ung wieder Stimmenant­eile von fünf bis zehn Prozent in Land und

Bund erreichen und in die nächsten Parlamente einziehen könnten. „Reichtum ist die Ursache von Armut“, sagte er und attackiert­e dabei die „FDP als Partei der Reichen und Superreich­en“ebenso wie die AfD, die er als „Hilfsnazis“und „FDP light“bezeichnet­e.

Nahezu gestoppt, so Andreas Neumann vom Linken-Landesvors­tand, ist inzwischen der nach der letzten Wahlnieder­lage eingesetzt­e Mitglieder­schwund. Die Linke Saar zählt demnach aktuell 1427 Mitglieder, knapp 300 weniger als vor gut einem Jahr.

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FOTO: BECKERBRED­EL Die Saar-Linken um die Vorsitzend­e Barbara Spaniol fordern „bezahlbare­s Leben in starken Kommunen“.

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