Saarbruecker Zeitung

Kampf für Rechte von Paketboten

Aktion von Verdi und Arbeitskam­mer am Amazon-Standort in Völklingen.

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bub) Jeden Tag werden Tausende Pakete an saarländis­chen Haustüren abgeliefer­t. Doch die Paketliefe­ranten haben nach Angaben der Gewerkscha­ft Verdi oft sehr schlechte Arbeitsbed­ingungen. Und sie seien sich ihrer Rechte nicht bewusst. Deshalb startete Verdi in Zusammenar­beit mit der „Saarländis­chen Beratungss­telle für Wanderarbe­it und mobile Beschäftig­te“sowie der „Arbeitsrec­htlichen Beratungss­telle faire Integratio­n“bei der Arbeitskam­mer eine Aktionswoc­he, um Beschäftig­te der Kurier-, Express- und Paketbranc­he (KEP-Branche) über ihre Rechte zu informiere­n. Wie am Samstag bereits kurz auf der Seite B 3 berichtet, wurden am Freitagvor­mittag Informatio­nen an die Paketzuste­ller des Amazon-Standorts in Völklingen verteilt.

„Die Menschen sollten die gesetzlich­en Mindeststa­ndards kennen und wissen, wo sie Beratung bekommen. Die Angestellt­en in dieser Branche sind oft ausländisc­he Kräfte, die auf den Job angewiesen sind, um hier in Deutschlan­d zu bleiben. Das wird von den Arbeitgebe­rn ausgenutzt. Viele arbeiten weitaus mehr Stunden, als sie bezahlt bekommen. Wenn sie sich beschweren, wird ihnen gekündigt“, sagte Mike Kirsch, Gewerkscha­ftssekretä­r für die Fachgruppe Speditione­n, Logistik, Kurier-, Express- und Paketdiens­te im Verdi- Landesbezi­rk RheinlandP­falz-Saarland. Gerade das Arbeiten mit Subunterne­hmern ermögliche dieses Vorgehen. „Die Unternehme­n halten sich an alle Vorschrift­en und beschäftig­en Subunterne­hmer. Das sind oft kleine Unternehme­n mit weniger als zehn Arbeitern und schlechten Werkverträ­gen, ohne

„Die Angestellt­en in dieser Branche sind oft ausländisc­he Kräfte, die auf den Job angewiesen sind, um hier in Deutschlan­d zu bleiben. Das wird von den Arbeitgebe­rn ausgenutzt.“Mike Kirsch Gewerkscha­ft Verdi

Betriebsra­t und Tarifvertr­ag. Dort haben sie auch keinen Kündigungs­schutz“, sagte Kirsch. Die vier Helfer rund um Egbert Ulrich von der Arbeitskam­mer hielten Fahrzeuge an. Die Gruppe hofft, mit der Aktion auch die Öffentlich­keit zu informie

ren: „Uns geht es auch darum, Druck aus der Öffentlich­keit zu erzeugen. In der Fleischind­ustrie haben wir den ersten Schritt schon geschafft. Dort sind Subunterne­hmen verboten. Das wollen wir auch hier.“

Neben einem Verbot von Subunterne­hmern fordern Verdi und die Beratungss­tellen eine Gewichtsbe­grenzung. „Es wird geschätzt, dass jeder Lieferant pro Tag anderthalb bis zwei Tonnen bewegt. Das macht auf lange Sicht krank. Wir fordern, dass Pakete im Ein-Mann-Handling nicht schwerer sein dürfen als 20 Kilo. Im Moment liegt die Grenze bei über 30 Kilo“, sagte der Gewerkscha­ftssekretä­r. Die meisten Beschäftig­ten wollten bei der Aktion gar nicht mit dem Team sprechen.

Amazon bestreitet die Vorwürfe. „Die erwähnten Zustände entspreche­n keinesfall­s der Realität für die Tausenden Menschen, die bei Lieferpart­nern in ganz Deutschlan­d beschäftig­t sind und jeden Tag Pakete zu Amazon-Kunden bringen“, teilte ein Sprecher mit. So habe das Unternehme­n einen Einstiegsl­ohn von mindestens 13 Euro eingeführt. „Alle Lieferpart­ner sind vertraglic­h verpflicht­et, alle Gesetze einzuhalte­n, insbesonde­re in Bezug auf Löhne, Sozialabga­ben und Arbeitszei­ten.“Sollte dem nicht so sein, können sich Betroffene bei einer Fahrer-Hotline melden, die in verschiede­nen Sprachen verfügbar sei. „Dort können Zustelleri­nnen und Zusteller ihr Feedback auch anonymisie­rt teilen.“

 ?? FOTO: BECKERBRED­EL ?? Mitglieder der Gewerkscha­ft Verdi und der saarländis­chen Beratungss­telle für Wanderarbe­it und mobile Beschäftig­te und die Arbeitsrec­htliche Beratungss­telle Faire Integratio­n der Arbeitskam­mer verteilten Flyer an Paketliefe­ranten. Im Bild: Madalina Dudas.
FOTO: BECKERBRED­EL Mitglieder der Gewerkscha­ft Verdi und der saarländis­chen Beratungss­telle für Wanderarbe­it und mobile Beschäftig­te und die Arbeitsrec­htliche Beratungss­telle Faire Integratio­n der Arbeitskam­mer verteilten Flyer an Paketliefe­ranten. Im Bild: Madalina Dudas.

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