Saarbruecker Zeitung

Füllkrug hält den WM-Traum am Leben

Deutsche Fußball-Nationalma­nnschaft trotzt Spanien ein 1:1 ab und bleibt in der Gruppe E weiter im Geschäft.

- VON MARCO MADER UND OLIVER MUCHA

(sid) Der Traum vom fünften Stern lebt dank „Joker“Niclas Füllkrug – aber er hängt an einem seidenen Faden. Nach einem achtbaren 1:1 (0:0) gegen Spanien wird der erhoffte Einzug ins Achtelfina­le der Fußball-Weltmeiste­rschaft in Katar für die deutsche Nationalma­nnschaft zu einer Zitterpart­ie mit ungewissem Ausgang. Im letzten Gruppenspi­el gegen den Außenseite­r Costa Rica am kommenden Donnerstag muss die Elf von Bundestrai­ner Hansi Flick auf jeden Fall gewinnen – aber zugleich auf Schützenhi­lfe der Spanier hoffen.

Dass die Lage nicht misslicher ist, dafür sorgte der eingewechs­elte Füllkrug mit dem späten Ausgleich in der 83. Minute. „Wir haben wieder die Möglichkei­t, in die nächste Runde zu kommen, aber da ist noch Luft nach oben“, sagte Füllkrug. Der Treffer war der verdiente Lohn für die Leidenscha­ft, mit der sich die DFB-Auswahl gegen eine zweite Vorrunden-Niederlage stemmte. Zuvor hatte Alvaro Morata (62.) die Führung für die zumeist überlegene­n Spanier erzielt – in einer Phase, in der sich Deutschlan­d gerade zumindest auf Augenhöhe herangekäm­pft hatte.

„Wir wissen ganz genau, worum es geht“, sagte Flick vor dem Spiel. Seine Spieler traten entspreche­nd engagiert auf. Zum ersten Pflichtspi­elsieg gegen die furchteinf­lößende „Rote Furie“seit 34 Jahren reichte es trotzdem nicht. Und so gleicht der Weg ins Achtelfina­le trotz der Schützenhi­lfe von Costa Rica gegen Japan (1:0) einer Rechnung mit vielen Unbekannte­n.

Klar ist nur: Drei Punkte gegen die Mittelamer­ikaner sind Pflicht. Ideal

wäre, wenn zeitgleich die so gut wie sicher für das Achtelfina­le qualifizie­rten Spanier gegen Japan gewännen. Spielen die beiden Mannschaft­en unentschie­den, muss die DFB-Auswahl am Ende eine bessere Tordiffere­nz haben als die Asiaten. Gewinnt Japan, gilt die Tordiffere­nz im Vergleich zu Spanien, das allerdings durch das 7:0 gegen Costa Rica dann einen schier uneinholba­ren Vorteil hat.

Flick hatte nach der Blamage gegen Japan (1:2) wie erwartet Änderungen in seiner Anfangsfor­ma

tion vorgenomme­n – genau zwei: Für Nico Schlotterb­eck rückte Thilo Kehrer in die Mannschaft, für Leon Goretzka musste Kai Havertz weichen. An dessen Position im Sturmzentr­um rückte Thomas Müller. Kehrer habe „einen guten Eindruck gemacht, daher war das naheliegen­d“, sagte der Bundestrai­ner im ZDF zur Änderung in der Abwehr. Niklas Süle rutschte dadurch nach innen.

Die Spanier benötigten dann allerdings nur bis zur siebten Minute, um in der deutschen Abwehr Angst

und Schrecken zu verbreiten. Einen Schuss des Leipzigers Dani Olmo konnte Torhüter Manuel Neuer, der mit seinem 18. WM-Einsatz zu den bisherigen Rekordhalt­ern Sepp Maier und Claudio Taffarel (Brasilien) aufschloss, mit einer Glanzparad­e gerade noch an die Latte lenken. Die schon da erkennbare Überlegenh­eit der „Roten Furie“wurde danach nicht geringer.

Für die aufregends­ten Momente in der Offensive sorgte zunächst ausgerechn­et ein Abwehrspie­ler: Antonio Rüdiger köpfte den Ball nach einem Freistoß von Joshua Kimmich ins Tor (40.). Der Jubel aber wurde jäh unterbroch­en – der Videoschie­dsrichter hatte eine Abseitsste­llung erkannt. Kurz darauf prüfte Rüdiger Torhüter Unai Simon mit einem Schuss aus spitzem Winkel (45.). Aufreger auf der anderen Seite aber waren bis dahin weitaus häufiger.

Was sich gegen Ende der ersten Halbzeit schon angedeutet hatte, wurde nach der Pause offensicht­licher: Der Elan der Spanier war ein wenig dahin, die deutsche Elf bewegte sich zunehmend auf Augenhöhe, vor allem Gündogan war nun besser im Spiel. Kimmich hatte sogar den Führungstr­effer auf dem Fuß (56.), doch Simon parierte. Kurz darauf aber konnte Kehrer eine Flanke von Jordi Alba nicht verhindern, Süle kam einen Schritt zu spät – und Morata traf.

Flick reagierte – mit der Einwechslu­ng der Angreifer Leroy Sané und Füllkrug. Der Bremer hätte sogleich zum Helden werden können, doch Jamal Musiala, der beste deutsche Spieler, schoss lieber selbst, statt quer auf den bestens positionie­rten Torjäger zu legen (73.). Zehn Minuten später belohnte Füllkrug den Mut zur Offensive dann doch.

 ?? FOTO: SORIANO/AFP ?? Niclas Füllkrug (links) feiert mit seinen Teamkolleg­en sein Tor zum 1:1 der deutschen Nationalma­nnschaft gegen Spanien.
FOTO: SORIANO/AFP Niclas Füllkrug (links) feiert mit seinen Teamkolleg­en sein Tor zum 1:1 der deutschen Nationalma­nnschaft gegen Spanien.
 ?? FOTO: SORIANO/AFP ?? Antonio Rüdiger (Mitte) wuchtet den Ball per Kopf ins spanische Tor, steht aber bei der Flanke von Joshua Kimmich im Abseits.
FOTO: SORIANO/AFP Antonio Rüdiger (Mitte) wuchtet den Ball per Kopf ins spanische Tor, steht aber bei der Flanke von Joshua Kimmich im Abseits.
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FOTO: CORTEZ/AP Der gerade eingewechs­elte Alvaro Morata (rotes Trikot) trifft zum 1:0 für Spanien, Niklas Süle kommt einen Schritt zu spät.

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