Saarbruecker Zeitung

Messi erweckt eine ganze Nation

Argentinie­ns Superstar führt seine Mannschaft zum wichtigen 2:0-Sieg gegen Mexiko. Jetzt Duell mit Lewandowsk­is Polen.

- VON JENS MARX UND MIRIAM SCHMIDT

(dpa) Weinende Trainer, tanzende Spieler und eine Liebeserkl­ärung für Lionel Messi. „Argentinie­n ist aufgewacht“, schrieb die Zeitung „Pagina12“. Der Alptraum ist vorerst abgewendet. „Jetzt haben wir es wieder in der Hand“, betonte Messi und rief den WM-Neuanfang für den Titelmitfa­voriten aus Südamerika mit einer Warnung an den kommenden

Gegner, Polen mit Weltfußbal­ler Robert Lewandowsk­i, aus. „Wir werden das Spiel anders angehen“, betonte Messi – anders als das lange Zeit zähe 2:0 gegen Mexiko am Samstag im Lusail-Stadion von Katar.

Eine weitere Niederlage nach dem 1:2 vier Tage zuvor gegen Außenseite­r Saudi-Arabien und Argentinie­n wäre raus gewesen. „Die Familie leidet, die Freunde leiden“, sagte Trainer Lionel Scaloni nach dem Spiel zwischen „Erwartung, Angst, Euphorie und Erleichter­ung“, wie „La Capital“schrieb. Scalonis Assistent Pablo Aimar nahm das alles so mit, dass er nach dem 1:0 von Messi in der 64. Minute schluchzen­d auf der Bank saß. „Es ist sehr emotional,

die Jungs spielen zu sehen“, erklärte Scaloni. Nun steht Argentinie­n vor einer weiteren Nervenprob­e am kommenden Mittwoch, wenn der ehemalige Star des FC Barcelona, Messi, auf den aktuellen Barça-Star, Robert Lewandowsk­i, trifft.

Der Maestro der Argentinie­r wirkte befreit wie selten. „Gleicher Ort, andere Energie“, beschrieb „La Nacion“das Training am Morgen nach dem Sieg über Mexiko auf dem Campus der Uni von Katar, bei dem Messi mal plaudernd gut gelaunt am

Rand saß oder über den Platz schritt und den Moment genoss. „Vamos!“, hatte Messi der himmelblau-weißen Fan-Wand nach seinem zweiten Tor bei dieser WM entgegen geschrien und den Jubelgesan­g nach dem Spiel dirigiert. „Argentinie­n schlägt

Mexiko mit der Hand Messis“, titelte „La Capital“in Reminiszen­z an die Hand Gottes, an Diego Maradona, dessen zweiten Todestag die Argentinie­r am Vortag der sportliche­n WM-Erlösung von Katar kollektiv betrauert hatten.

„Wir wissen, dass wir einen wichtigen Schritt gemacht haben, aber uns ist bewusst, dass ein weiterer folgen muss, um das erste Ziel zu erreichen“, sagte Messi, der jeden Mitspieler einzeln umarmte nach dem Schlusspfi­ff. „Das Wichtigste ist, dass wir ihm immer helfen“, betonte sein langjährig­er Sturmkolle­ge Ángel di María. Und es war in der Tat auffällig, wie alle sich für und mit dem Kapitän freuten, dem nach dem Gewinn der Copa América nur noch der WM-Triumph zur Krönung seiner einzigarti­gen Karriere fehlt.

Die Tage seien lang gewesen nach der Niederlage gegen die Saudis, betonte Messi. Es war die erste Pleite der Argentinie­r nach zuvor 36 ungeschlag­enen Spielen. Als Mitfavorit waren sie auch deshalb angereist. Zum Seelentros­t hatte Trainer Scaloni seinen gebeutelt-deprimiert­en Profis auf dem Campus der Universitä­t von Katar nur ein paar Kilometer vom Finalstadi­on der WM entfernt Familien-Besuch gegönnt.

Messis Treffer gegen Mexiko war sein achtes WM-Tor im 21. Spiel – gegen Polen wird er Maradona bei der Anzahl der Spiele überholen, trifft er, wird er es auch bei den Toren tun. „Die 10 hat das Spiel entschiede­n.“Es ist die 10, die Messi auf dem Rücken trägt, Maradonas sportliche­r Erbe. „Argentinie­n benötigte einen Messi mit maradonian­ischem Trotz, um seinen WM-Traum aufrecht zu erhalten“, urteilte die Zeitung Clarin.

„Wir wissen, dass wir einen wichtigen Schritt gemacht haben.“Lionel Messi argentinis­cher Nationalsp­ieler

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FOTO: KUDRYAVTSE­V/AFP Lionel Messi dreht nach seinem Tor zum 1:0 gegen Mexiko jubelnd ab. Durch den Erfolg kann Argentinie­n aus eigener Kraft weiterkomm­en.

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