Saarbruecker Zeitung

Kein Durchbruch im Tarifstrei­t bei der Bahn

Stillstand im Tarifstrei­t bei der Bahn: Ein weiteres Angebot des Konzerns hat die Gewerkscha­ft EVG am Dienstag abgelehnt. Nun wartet sie auf eine Verbesseru­ng. Sonst drohen wieder Warnstreik­s.

- VON MICHAEL BAUER UND FABIAN NITSCHMANN

FULDA (dpa) Im Tarifstrei­t bei der Deutschen Bahn sind die Verhandlun­gen festgefahr­en. Die Gewerkscha­ft EVG wies ein neues Angebot des Konzerns in der dritten Gesprächsr­unde am Dienstag in Fulda zurück, wie Verhandlun­gsführer Kristian Loroch mitteilte. Sowohl in Höhe als auch Laufzeit sei der Vorschlag nicht verhandlun­gsfähig. Die Bahn müsse nachbesser­n. Mit einem weiteren Angebot war am Dienstag nicht mehr zu rechnen.

Die Deutsche Bahn hatte zunächst eine stufenweis­e steuer- und abgabenfre­ie Inflations­ausgleichs­prämie von insgesamt 2850 Euro in Aussicht gestellt. Die erste Tranche von 1250 Euro sollte gleich nach Ende der Verhandlun­gen fließen. „Danach dann acht Monate lang 200 Euro“, sagte Personalvo­rstand Martin Seiler.

Ab 1. März des kommenden Jahres sollte es dann fünf Prozent mehr für die unteren und mittleren Lohngruppe­n geben sowie vier Prozent für die oberen. Weitere fünf beziehungs­weise vier Prozent würden dann im August folgen. Insgesamt hätte der Vertrag eine Laufzeit von 27 Monaten.

„Das ist ein Riesenpake­t, das sich am Volumen des öffentlich­en Dienstes orientiert“, argumentie­rte Seiler. Im Tarifkonfl­ikt des öffentlich­en Dienstes hatten sich die Tarifparte­ien ebenfalls auf eine stufenweis­e Inflations­ausgleichs­prämie und daraufhin mindestens 340 Euro brutto mehr für jeden Beschäftig­ten geeinigt.

Doch die EVG sieht in dem Bahnvorsch­lag keine Grundlage für Verhandlun­gen. Die tabellenwi­rksamen Erhöhungen ab dem kommenden Jahr bedeuteten für die eigene vorgeschla­gene Laufzeit von einem Jahr maximal 150 Euro mehr im Monat, betonte Loroch. Diese Berechnung berücksich­tigt indes nicht die von der Bahn vorgeschla­gene längere

Laufzeit und lässt auch die steuerfrei­en Einmalzahl­ungen außen vor. „Eine 27-monatige Laufzeit ist für uns zudem inakzeptab­el“, hieß es.

Die Gewerkscha­ft fordert 650 Euro mehr oder zwölf Prozent bei den oberen Einkommen bei einer Laufzeit von einem Jahr.

Ein weiterer Knackpunkt blieb am Dienstag der Mindestloh­n. Das Thema sei nicht geklärt, sagte Loroch. Wenige Tausend Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r erhalten diesen beim Unternehme­n lediglich über Zulagen.

Noch vor den inhaltlich­en Tarifgespr­ächen will die EVG den gesetzlich­en Mindestloh­n von zwölf Euro je Stunde in den Tariftabel­len festsetzen. Die Bahn wiederum bekräftigt­e ihren Vorschlag eines Mindestloh­ns von 13 Euro, der ab August 2024 in

Die Gewerkscha­ft EVG sieht in dem Bahnvorsch­lag keine Grundlage für Verhandlun­gen.

die Tabellen auftauchen soll. Das lehnt die Gewerkscha­ft strikt ab.

Wie es weitergeht, war am Dienstagab­end offen. Beide Tarifgrupp­en hätten sich zu internen Gesprächen zurückgezo­gen, hieß es. Die EVG will, dass die Bahn beim Angebot nachbesser­t. Alle stünden auch am Mittwoch für Gespräche zur Verfügung, teilten Bahn und EVG jeweils mit. Entwicklun­gen in der Nacht waren zunächst nicht zu erwarten. Sollten die Gespräche zwischen Gewerkscha­ft und Arbeitgebe­rseite ergebnislo­s unterbroch­en werden, drohen weitere Warnstreik­s. Die Gewerkscha­ft hatte zuletzt am Freitag den Fern- und Regionalve­rkehr für einige Stunden lahmgelegt. Loroch deutete an, dass weitere Eskalation­en denkbar seien.

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FOTO: JENS BÜTTNER/DPA Erneut leere Bahnsteige wegen Warnstreik­s? Das ist nicht ausgeschlo­ssen, sollten sich die EVG und die Deutsche Bahn nicht einigen.

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