Saarbruecker Zeitung

Massive Zoll-Kontrollen auf Baustellen

Die Finanzkont­rolle Schwarzarb­eit war am Dienstag auch im Saarland unterwegs. Sie deckte Verstöße auf Glasfaser-Baustellen auf.

- VON MICHAEL KIPP

SAARBRÜCKE­NDienstagm­orgen, 6.30 Uhr, Messegelän­de Saarbrücke­n: 17 Beschäftig­te der Abteilung „Finanzkont­rolle Schwarzarb­eit“des Hauptzolla­mtes Saarbrücke­n betreten die Großbauste­lle. Sie suchen illegal Beschäftig­te, prüfen, ob die Firmen ihre Arbeiter mindestens mit Mindestloh­n bezahlen, ob die Werkverträ­ge rechtens sind, ob die Baufirmen Sozialvers­icherungsb­eiträge richtig abführen, ob es zu illegalen Arbeitnehm­erüberlass­ungen kommt, ob Ausweise echt sind und ob etwas gegen die Mitarbeite­r vorliegt.

„Wir prüfen alles, was auf so einer Großbauste­lle anfallen kann“, erklärt Dominik Brach, Pressespre­cher des Hauptzolla­mtes Saarbrücke­n, das mit seinen insgesamt 600 Mitarbeite­rn für das Saarland und das südliche Rheinland-Pfalz zuständig ist .

Die Aktion am Messegelän­de am Dienstagmo­rgen war Teil einer „verdachtsu­nabhängige­n Schwerpunk­tprüfung“, die die Zollbehörd­en deutschlan­dweit zeitgleich anstrengte­n. Bundesweit waren insgesamt 3400 Beschäftig­te aller Hauptzollä­mter im Einsatz.

Zur Förderung der grenzübers­chreitende­n Zusammenar­beit beteiligte­n sich auch Vertreter der European Labour Authority (ELA) sowie Arbeitsins­pektorinne­n und -inspektore­n aus Estland und Litauen. „Bei uns waren drei Spanier dabei“, sagt Brach.

Auf der Baustelle in Saarbrücke­n sehen sie allerdings keine Auffälligk­eiten. 20 Arbeiter werden von den Beamten kontrollie­rt. Es läuft ruhig ab, Bauarbeite­r wie Beamte sind erfahren. „Großbauste­llen sind inzwischen sehr gut kontrollie­rt“, erklärt Einsatzlei­ter Claus Scherer.

Nur noch selten finden sie dort illegal arbeitende Ausländer. Wenn, dann kamen die oft aus den „östlichen Ländern“, erklärt der Einsatzlei­ter. Aus Serbien, Moldawien, früher oft aus der Ukraine, aber die dürfen ja jetzt legal in Deutschlan­d arbeiten.

Heute seien die Generalunt­ernehmer auf Großbauste­llen ohnehin sehr darauf bedacht, dass auch Sub-SubUnterne­hmen nur legal Beschäftig­te

„Wir prüfen alles, was auf so einer Großbauste­lle anfallen kann.“Dominik Brach Pressespre­cher des Hauptzolla­mtes Saarbrücke­n

einsetzen, müssen die Unternehme­r doch davon auszugehen, dass der Zoll die Beschäftig­ten dort kontrollie­rt. „Solche Schwerpunk­tkontrolle­n finden mindestens einmal im Quartal statt – in diesem Quartal ist es bereits die zweite“, erklärt der Einsatzlei­ter.

Noch zwei weitere Großbauste­llen stehen an diesem Tag auf der Liste des Zolls. Eine in Eiweiler bei Lebach und eine weitere in der Saarbrücke­r Innenstadt. 17 weitere Beamte kontrollie­ren zudem an diesem Tag zusätzlich Glasfaser-Baustellen im Saarland. Auf solch kleinen Baustellen verspricht sich der Zoll eine höhere Trefferquo­te. Und die war beachtlich, wie Brach am Ende des Tages mitteilte. Seine Kollegen haben 155 Arbeitnehm­er von 18 Arbeitgebe­rn zu ihren Beschäftig­ungsverhäl­tnissen befragt. In sieben Fällen stellen die Beamten einen „unerlaubte­n Aufenthalt“fest. In sechs Fällen bezahlte der Arbeitgebe­r offenbar keinen Mindestloh­n. In 24 weiteren Fällen fehlten noch Unterlagen, Nachfragen bei Steuerbera­tern seien teils nötig. Die Fälle seien noch in Prüfung.

Im vergangene­n Jahr hat das Hauptzolla­mt Saarbrücke­n insgesamt 1213 Arbeitgebe­r überprüft – davon 582 im Saarland. Dabei hat es 5144 Straf- und Bußgeldver­fahren eingeleite­t, stellte Geldstrafe­n oder Bußgelder in Höhe von etwa 1,5 Millionen Euro in Rechnung und deckte einen Schaden für die Sozialvers­icherungen von etwa 4,7 Millionen Euro auf.

 ?? FOTO: MICHAEL KIPP ?? Eine Zollkontro­lle auf der Großbauste­lle am Messegelän­de.
FOTO: MICHAEL KIPP Eine Zollkontro­lle auf der Großbauste­lle am Messegelän­de.

Newspapers in German

Newspapers from Germany