Saarbruecker Zeitung

Harry Belafonte war Schauspiel­er, Aktivist und „Calypso-King“

- VON CHRISTINA HORSTEN

NEW YORKK (dpa) Mit zwei langgezoge­nen Silben wurde Harry Belafonte zum Weltstar: „Daaaay-Ooo“sang er zum Auftakt des Calypso-Hits „Banana Boat Song“. Mehr als 100 Millionen Alben mit Songs wie „Island in the Sun“, „Matilda“und „Jump in the Line“verkaufte Belafonte später, spielte in über 40 Filmen mit – und engagierte sich immer auch politisch. An der Seite von Martin Luther King

Jr. kämpfte er für schwarze Bürgerrech­te in den USA, mit Nelson Mandela gegen die Apartheid in Südafrika und als Unicef-Botschafte­r für Kinder auf Haiti und im Sudan.

Am Dienstag starb Belafonte im Alter von 96 Jahren, wie die Agentur seines langjährig­en Sprechers Ken Sunshine bestätigte. Er starb demnach in seinem New Yorker zu Hause an Herzversag­en, mit seiner Frau Pamela an seiner Seite.

Belafonte wurde 1927 in Harlem geboren, verbrachte aber einen großen Teil seiner Jugend in der jamaikanis­chen Heimat seiner Mutter. Als der Zweite Weltkrieg ausbrach, holte ihn seine Mutter nach New York zurück. Dort beendete Belafonte die High School nicht. Stattdesse­n ging er zur US-Navy, wo er fast zwei Jahre als Munitionsl­adearbeite­r diente. Zurück in New York arbeitete er unter anderem in Schneidere­ien und im Reinigungs­dienst. Für Reparatura­rbeiten in einer Wohnung bekam er zum Dank ein Ticket für eine Theatervor­stellung geschenkt – und Belafonte hatte seine Leidenscha­ft gefunden. Er ging an die Schauspiel­schule des emigrierte­n deutschen Regisseurs Erwin Piscator – mit Kollegen wie Tony Curtis und Marlon Brando. Schließlic­h erobert Belafonte Hollywood mit Filmen wie „Bright Road“und Otto Premingers „Carmen Jones“.

Die Musik kam dazu und Belafonte, Sohn eines Schiffskoc­hs aus Martinique und einer Hilfsarbei­terin aus

Jamaika, wurde zum „Calypso-King“. Hinter der heiteren Urlaubsmus­ik steckt ein Aufschrei gegen Sklaverei. „So haben meine Vorfahren eben ihren Protest verpackt“, sagte Belafonte.

Abseits der Musik verschlüss­elte er seine Kritik nicht – ob an Präsidente­n wie George W. Bush, Barack Obama oder Donald Trump, und an seinen Musikkolle­gen, denen er vorwarf, sich zu wenig um ihre „gesellscha­ftlichen Pflichten“zu kümmern.

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FOTO: WILL/AP PHOTO Harry Belafonte ist im Alter von 96 Jahren gestorben.

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