Ausbildungsoffensive der Saar-IHK soll Nachwuchsmangel entschärfen
Mit einer neuen Kampagne will die Kammer wieder mehr junge Menschen für Ausbildungsberufe begeistern. Der Bedarf wird immer größer.
Mit der neuen Kampagne „Jetzt #könnenlernen“will die Industrie- und Handelskammer im Saarland (IHK) dem Mangel an Auszubildenden begegnen. Für die bundesweite Aktion werben acht junge Azubis mit Plakaten und Videos in sozialen Netzwerken für die berufliche Ausbildung. Im Saarland sind eigene Ausbildungsbotschafter unterwegs, aber auch Unternehmen sollen sich beteiligen und als Ausbildungsort sichtbarer werden. Die Kampagne ist auf drei Jahre angelegt, sie hat eine Größenordnung von rund sieben Millionen Euro und wird von den insgesamt 79 Kammern und dem Dachverband DIHK finanziert.
Die Notwendigkeit, um Auszubildende zu werben, wird beim Blick auf die Statistiken deutlich. In der saarländischen Wirtschaft fehlen seit Jahren immer mehr Nachwuchskräfte. In den vergangenen zehn Jahren sind die Zahlen der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge hierzulande um rund ein Drittel eingebrochen. Laut der Berufsbildungsstatistik der IHK lag die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge im Saarland 2012 bei 5031, bis 2022 fiel sie auf 3354 ab.
In diesem Jahr zeichnet sich eine ähnliche Entwicklung ab. Bis Ende April dieses Jahres registrierte die IHK 879 Verträge und damit 20 weniger als im Vorjahr. Zwar geht IHKHauptgeschäftsführer Frank Thomé davon aus, dass insgesamt das Vorjahresniveau erreicht werde, nicht jedoch das Vor-Corona-Niveau. Im ersten Pandemiejahr war demnach der Einbruch besonders deutlich: Wurden 2019 noch 4188 neue Azubiverträge im IHK-Bereich abgeschlossen, sind es seit 2020 jährlich um die 3400.
Branchen wie Handel, Transport, Verkehr und die Touristik sind Thomé zufolge betroffen. Am schlimmsten sei die Situation allerdings in der Gastronomie. Hier habe sich die Zahl der neuen Ausbildungsverhältnisse auf 189 mehr als halbiert. Neben dem demografischen Wandel macht der
IHK-Vertreter vor allem den Trend zum Studium für den Nachwuchsmangel verantwortlich.
In der Wahl der Berufsausbildung spiegelt sich laut Thomé die Transformation der Saar-Wirtschaft wider. Es bestehe ein klarer Trend zu Elektroberufen, die in absoluten Zahlen mehr ausbilden – zwischen 2014 und 2022 ein Plus von 7,1 Prozent auf 1109. Dagegen seien die Zahlen in den Metallberufen rückläufig: von 2569 im Jahr 2014 auf 1845 im Jahr 2022. Bei der Auswahl der Berufe sind zudem geschlechterspezifische Unterschiede erkennbar. Besonders auffällig sind die Unterschiede in den technisch-naturwissenschaftlich geprägten Ausbildungsberufen. Das Saarland ist hier bundesweit Schlusslicht – und kommt wie Nordrhein-Westfalen und MecklenburgVorpommern auf nur 9,3 Prozent Frauenanteil.