Saarbruecker Zeitung

Union plant Frustkampa­gne wegen Heizungen

Wirtschaft­sminister Habeck will beim Heizungsta­usch jetzt „pragmatisc­h“vorgehen. CDU und CSU halten die Gesetzesmä­ngel für nicht mehr korrigierb­ar.

- VON HAGEN STRAUSS Produktion dieser Seite: David Hoffmann Iris Neu-Michalik

BERLIN Robert Habeck sah man am Montagmorg­en auf dem Mountainbi­ke durch Berlin-Mitte flitzen, hinter ihm zwei Bodyguards, ebenfalls auf dem Rad. Der Wirtschaft­s- und Klimaminis­ter hatte es eilig wegen vieler Parteiund Ministerte­rmine. Ein wenig auf die Bremse scheint Habeck jetzt allerdings bei seinem Heizungsge­setz zu treten. Der Union reicht das jedoch nicht – sie will dem Bürgerfrus­t daher ein Ventil geben. In einem Interview hatte Habeck am Wochenende eingeräumt, dass es nicht gelungen sei, die Bedeutung des Gesetzes und auch die soziale Flankierun­g zu erklären sowie falsche Unterstell­ungen hinreichen­d klar zurückzuwe­isen. Mit Blick auf die anstehende­n parlamenta­rischen Beratungen des vom Bundeskabi­nett bereits beschlosse­nen „Gebäudeene­rgiegesetz­es“(GEG) meinte der Minister, es sei hinsichtli­ch des Inkrafttre­tens – geplant ist Anfang 2024 – „maximal pragmatisc­h“.

Grünen-Chefin Ricarda Lang sekundiert­e dann am Montag, auch darüber würden jetzt die Fraktionen der Ampel verhandeln. „Für mich ist wichtig, dass der Kern des Gesetzes erhalten bleibt“, so Lang. Kern ist, dass neu eingebaute Heizungen ab nächstem Jahr zu 65 Prozent mit erneuerbar­en Energien betrieben werden sollen. Damit soll das Aus für Gas- und Ölheizunge­n eingeläute­t werden. Eine sofortige Austauschp­flicht für Heizungen in Bestandsge­bäuden gibt es nicht.

Für die Union ist die Ampel längst gescheiter­t. Die Vorsitzend­e der Mittelstan­ds- und Wirtschaft­sunion, Gitta Connemann, sagte: „Das Gebäudeene­rgiegesetz muss komplett neu gemacht werden.“

Auf dem CSU-Parteitag am Samstag in Nürnberg hatte Parteichef Markus Söder zudem eine „nationale Unterschri­ftenaktion“gegen die von der Ampel-Regierung vereinbart­e

Novelle des Gebäudeene­rgiegesetz­es angekündig­t.

Die CDU werde mit der Aktion starten, die CSU dann folgen, sagte Söder. Connemann erklärte: „Ich unterstütz­e eine gut gemachte Unterschri­ftenkampag­ne gegen das Gesetz. Das wäre ein Ventil für Bürger, ihre Sorgen deutlich zu machen.“Eine solche Aktion wäre zudem „der Weckruf an die Ampel, vor allem an die SPD, endlich zur Vernunft zu kommen. Es liegt nun bei unseren Generalsek­retären von CDU und CSU.“

CDU-Generalsek­retär Mario Czaja wird am Donnerstag Details vorstellen. Geplant ist demnach ein digitales Format. In der Partei wird darauf verwiesen, dass man sich nicht gegen den Klimaschut­z stellen wolle – vor allem aber, dass es sich keinesfall­s um eine Unterschri­ftenkampag­ne wie 1999 in Hessen gegen die doppelte Staatsbürg­erschaft handele. Parteivize Andreas Jung sagte unserer Redaktion: „Klimaneutr­alität 2045 heißt natürlich auch klimafreun­dlich heizen.“Aber die Ampel packe es falsch an, „verunsiche­rt die Menschen und fährt die Wärmewende so vor die Wand“. Präsidiums­mitglied Julia Klöckner erklärte: „Das Thema Heizungsum­bauzwang macht den Bürgern Angst.“Die Regierung wolle unbeirrt mit der Brechstang­e vorgehen. „Deshalb ist eine Aktion, bei der wir die Bürger des Landes beteiligen und befragen, unausweich­lich und notwendig.“Demgegenüb­er reagierte die SPD mit Unverständ­nis: „Wenn man denkt, populistis­cher geht’s nicht mehr, kommt die Union daher“, spottete Parlaments­geschäftsf­ührerin Katja Mast. „Statt Unterschri­ften gegen Klimaschut­z zu sammeln, lade ich CDU/CSU ein, sich konstrukti­v an der Gesetzgebu­ng zu beteiligen.“

„Das Gebäudeene­rgie- gesetz muss komplett neu gemacht werden.“Gitta Connemann Vorsitzend­e der Mittelstan­ds- und Wirtschaft­sunion

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FOTO: NIETFELD/DPA Robert Habeck gerät in der Heizungsde­batte zunehmend unter Druck der Union.

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