Saarbruecker Zeitung

Deutsche Industrie produziert im März deutlich weniger

Das Minus ist weit stärker ausgefalle­n als von Ökonomen vorhergesa­gt. Dies dämpft die Hoffnung auf mehr Schwung in der deutschen Wirtschaft.

-

(dpa) Die deutsche Industrie hat ihre Produktion im März deutlich verringert. Gegenüber dem Vormonat sank die Gesamthers­tellung um 3,4 Prozent, wie das Statistisc­he Bundesamt am Montag in Wiesbaden mitteilte. Analysten hatten zwar mit einem Rücksetzer gerechnet, diesen aber auf lediglich 1,5 Prozent veranschla­gt. Weil die Produktion im Januar und Februar jeweils gestiegen war, ergibt sich für das gesamte erste Quartal zwar ein klarer Zuwachs. Volkswirte warnen dennoch vor einem wirtschaft­lichen Abschwung.

Im März fiel die Entwicklun­g bis auf den Energiesek­tor schwach aus. Sowohl die Warenherst­ellung in der

Industrie als auch die Aktivität im Baugewerbe gaben deutlich nach. Der Ausstoß des Energiesek­tors stieg hingegen leicht an. Innerhalb der Industrie wurden deutlich weniger Vorleistun­gs- und Investitio­nsgüter produziert. Die Konsumgüte­rproduktio­n lag leicht unter Stagnation.

„Nachdem sich die Produktion in der Industrie zu Jahresbegi­nn schwungvol­l entwickelt hatte, ist es im März zu einem unerwartet deutlichen Rückgang gekommen“, kommentier­te das Bundeswirt­schaftsmin­isterium. Im ersten Quartal habe sich jedoch ein Anstieg gegenüber dem Vorquartal ergeben. „Die Stimmung in den Unternehme­n hat sich zuletzt weiter verbessert, was für eine konjunktur­elle Erholung im weiteren Verlauf des Jahres 2023 spricht.“Etwas anders wird die Situation durch Volkswirte bewertet. „Die Produktion hat einen deutlichen Dämpfer erhalten“, sagte Jupp Zenzen, Konjunktur­experte der Deutschen Industrie- und Handelskam­mer. „Der Industrie droht eher Stillstand statt der erhofften Erholung.“Selbst abnehmende Materialen­gpässe und gesunkene Energiepre­ise könnten die getrübte Weltkonjun­ktur und schleppend­e Nachfrage im Inland nicht ausgleiche­n.

Konjunktur­experte Ralph Solveen von der Commerzban­k rechnet wegen der zuletzt schwächere­n Nachfrage für die kommenden Monate mit einem weiteren Rückgang der Produktion: „Statt der von vielen erwarteten Erholung der Konjunktur droht in der zweiten Jahreshälf­te eher eine milde Rezession.“

Carsten Brzeski, Chefökonom der Bank ING, sieht sogar die Gefahr einer früheren Rezession. Nicht nur Zahlen aus der Industrie hätten zuletzt enttäuscht, auch andere Wirtschaft­sdaten etwa aus dem Einzelhand­el oder zum Export. Nach bisherigen Daten hat die deutsche Wirtschaft eine Winterreze­ssion mit einer Stagnation zum Jahresbegi­nn gerade so vermieden. „Jede Abwärtsrev­ision würde aber bedeuten, dass die Wirtschaft doch noch in eine Rezession gefallen ist“, warnt er.

 ?? FOTO: VENNENBERN­D/DPA ?? Gegenüber dem Vormonat sank die Gesamthers­tellung der deutschen Industrie im März um 3,4 Prozent.
FOTO: VENNENBERN­D/DPA Gegenüber dem Vormonat sank die Gesamthers­tellung der deutschen Industrie im März um 3,4 Prozent.

Newspapers in German

Newspapers from Germany