Die Saarlandbrigade an vorderster Front
120 Soldaten der Luftlandebrigade 1 waren Ende April im Bürgerkriegsland Sudan im Einsatz. Ihr Auftrag: Deutsche Staatsbürger und Bürger befreundeter Nationen aus dem Kriegsgebiet evakuieren. Kommandeur Andreas Steinhaus berichtet über den Einsatz.
„Wir waren bei dieser Mission doppelt so schnell einsatzbereit, wie es Nato-Richtlinien für deren eigene Truppen mit der höchsten Einsatzbereitschaft verlangen“, sagt Oberst Andreas Steinhaus, Kommandeur der Luftlandebrigade 1 („Saarlandbrigade“) nicht ohne Stolz. Am Montag berichtete der Bundeswehr-Offizier in Saarlouis zusammen mit Oberstleutnant Oliver Henkel, Kommandeur des Fallschirmjägerregiments 26, über den Evakuierungseinsatz im Sudan, der am 25. April abgeschlossen wurde. An der Mission mitten im Bürgerkriegsgebiet waren Soldaten der Saarlandbrigade maßgeblich beteiligt.
780 Personen aus über 40 Nationen wurden durch die Bundeswehr aus dem Sudan evakuiert. Mehr als ein Drittel der Evakuierten sind nach Angaben der Bundeswehr deutsche Staatsbürger. Darunter das Personal der deutschen Botschaft in der sudanesischen Hauptstadt Khartum aber auch viele Mitarbeiter von deutschen Hilfsorganisationen, die im Sudan aktiv waren. Ebenfalls ausgeflogen wurden von deutschen Soldaten aber auch unter anderem Niederländer, Kanadier und Jordanier.
„Für uns war der Einsatz im Sudan aus vielen Gründen besonders“, so Oberst Steinhaus. „Die Bundesrepublik und am Ende auch unsere Brigade haben sehr schnell auf die sich rasant entwickelnde Lage im Sudan reagiert.“Die Soldaten der Saarlandbrigade wurden nur wenige Tage vor dem Evakuierungseinsatz alarmiert. Fünf Tage später trafen die ersten Soldaten schon im Sudan ein.
Hinzu kam für den Kommandeur der Luftlandebrigade die unklare Lage im Bürgerkriegsland Sudan.
„Es gab lange keine Verbindung zu den Konfliktparteien“, so Steinhaus. Erst einige Tage vor Beginn der Mission erlaubte die sudanesische Armee der Bundeswehr, einen Militärflugplatz bei Khartum für die Evakuierung zu nutzen. Die Landebahn des zivilen Hauptstadtflughafens Khartum war nach Kämpfen nicht mehr nutzbar. Aufgabe der Bundeswehr war es für zwei Tage auch, die Evakuierungsflüge anderer Staaten zu koordinieren, ohne den militärischen Flugbetrieb der sudanesischen Armee zu sehr zu stören, so Steinhaus. Problematisch war für die Bundeswehr auch, dass das Internet im Sudan für mehrere Tage ausfiel und die Soldaten nicht in direktem Kontakt mit den Personen stand, die Hilfe bei der Evakuierung brauchten.
Rund 1000 Soldaten der Bundeswehr waren Teil des Einsatzes. Ein
Großteil der Truppe wurde im jordanischen Al-Asrak stationiert, dem logistischen Drehkreuz der Mission. Dorthin wurden auch alle Evakuierten zunächst mit Transportflugzeugen des Typs A400M ausgeflogen. Vor Ort im Sudan bildete die Luftlandebrigade 1 mit 120 Soldaten, zusammen mit anderen kleineren Einheiten, die Speerspitze der Evakuierungsoperation. Während die reguläre sudanesische Armee einen äußeren Schutzring um den Militärflugplatz bildete, sicherten die Fallschirmjäger das Flugfeld. Feldjäger richteten eine Registratur ein und
überprüften die ankommenden Menschen auf der Flucht.
Eine weitere Besonderheit des Einsatzes: „Es wurde sehr früh beschlossen, hier eine robuste militärische Evakuierung zu führen“, so Oberst Steinhaus. „Wir hatten vor Ort im Gegensatz zu vorherigen Evakuierungsmissionen unseren Waffenträger Wiesel mit vor Ort.“Das schnelle, leicht gepanzerte und luftverladbare Kettenfahrzeug „Wiesel“der Fallschirmjägertruppe wird – je nach Ausrüstungsmodell – eingesetzt, um gegnerische Infanterie, gepanzerte Fahrzeuge und sogar schwere Panzer zu bekämpfen. Zudem stand für eventuelle Evakuierungsmissionen außerhalb des Flugfeldes ein gepanzerter Truppentransporter vom Typ „Mungo“bereit. „Es war eine robuste militärische Evakuierungsoperation wie aus dem Lehrbuch“, so Steinhaus.
Während der Mission mussten die Soldaten der Bundeswehr den Militärflughafen nicht verlassen und Personen aus umkämpften Gebieten evakuieren. Die zu evakuierenden Personen kamen privat oder mit Unterstützung des Auswärtigen Amtes zum Flughafen, so die Bundeswehr. Deutsche Soldaten waren nicht in Gefechte verwickelt. „Für viele Menschen auf dem Weg zu uns war das kein Spaziergang“, erklärt Kommandeur Steinhaus, „viele Menschen haben uns berichtet, dass sie auf dem Weg ausgeraubt oder erpresst wurden“, so der Offizier.
In Sudan tobt seit Mitte April ein Bürgerkrieg zwischen der regulären Armee und einer paramilitärischen Miliz.
„Für uns war der Einsatz im Sudan aus vielen Gründen besonders.“Oberst Andreas Steinhaus Kommandeur der Saarlandbrigade