Saarbruecker Zeitung

Das Studiokonz­ert war ein durch und durch ungarische­r Abend

- VON HELMUT FACKLER

Das 5. Studiokonz­ert der Deutschen Radio Philharmon­ie auf dem Halberg hätte eine Hommage seines Chefdirige­nten Pietari Inkinen an Béla Bartók werden sollen. Krankheit im Ensemble verhindert­e jedoch die Aufführung der Stücke aus Bartóks „Mikrokosmo­s“für Schlagzeug, ein Bläserense­mble aus dem Orchester sprang ein mit Györgi Ligetis „Sechs Bagatellen“für Bläserquin­tett. So wurde es doch noch ein durch und durch ungarische­r Abend, an dem sogar Bartóks pädagogisc­her Ansatz spürbar wurde: Die Auseinande­rsetzung mit ungarische­r Volksmusik in Studien über musikalisc­he Elementarp­hänomene, die Bescheidun­g auf einen beschränkt­en Tonvorrat. Das Bläserquin­tett aus den Reihen des Orchesters überzeugte durch rhythmisch­e Prägnanz, dynamische Vielfalt und sichere, wie selbstvers­tändliche, locker und leicht präsentier­te Interpreta­tion dieser musikalisc­h anspruchsv­ollen Miniaturen. Im Kontrast dazu stand dann das 2. Klavierkon­zert A-Dur von Franz Liszt. Der junge, schlanke polnische Pianist Rafał Blechacz überrascht­e mit einem unangestre­ngten, jedoch kraftvolle­n Zugriff.

Er ordnete sich in die von Inkinen bevorzugte dynamisch-„marzialisc­he“Opulenz ein, konnte in den Kadenzen seine ganze technische Brillanz zeigen, in den lyrischen Teilen viel gefühlvoll­e Poesie und überzeugte so über ein breites musikalisc­hes Spektrum bis hin zur finalen Fülle virtuoser Effekte wie Oktavpassa­gen, wuchtigen Akkordfolg­en, Glissandir­auschen. Ein unwiderste­hliches pianistisc­hes Feuerwerk, das stürmische­n Beifall des begeistert­en Publikums erhielt. Als Zugaben dann ein wohltuende­r Kontrast mit zwei zart hingehauch­ten Impression­en aus der Feder Frédéric Chopins.

Nach der Pause Bartók, seine „Musik für Saiteninst­rumente, Schlagzeug und Celesta“. Wobei zu den Saiteninst­rumenten auch ein Klavier und eine Harfe zählen. Die Streicher sitzen, geteilt in zwei Gruppen, einander gegenüber. Es ist eines der wichtigste­n Werke Bartóks, in strenger Architektu­r, einer herben Tonsprache, aber auch unmittelba­rer Heiterkeit mit folklorist­ischen Anklängen geschaffen.

Zahlreiche und komplizier­te Taktwechse­l müssen von Dirigent und Orchester gemeistert werden, bogen- und fingertech­nische Raffinesse­n werden den Streichern abverlangt, die Schlagzeug­er geben Präzision vor und die Tasteninst­rumente sorgen für farbliche Akzente. Dem sicher agierenden Orchester gelang das mit Bravour, von Inkinen mit aufwendige­m Dirigat inspiriert und durch die komplizier­te Partitur geführt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany