Lebensgefährliche Wunde „kein aktuter Notfall“
Ein Fall aus der Notaufnahme des Caritas-Klinikums macht deutlich, dass die Ärzte unter hoher Belastung arbeiten.
Ist im Regionalverband Saarbrücken die Notversorgung in den Krankenhäusern gesichert? Immer wieder sind Hausärzte und niedergelassene Fachärzte in Sorge, dass ihre Patienten in Notfällen in den Kliniken nicht mehr angemessen behandelt werden. Daraus leiten die Ärzte jedoch keineswegs Vorwürfe gegen die Krankenhäuser ab, sondern analysieren nüchtern, dass die Kapazitäten in den Notaufnahmen oft nicht mehr ausreichen.
Der Personalmangel hat auch zur Folge, dass Krankenhäuser immer wieder Abteilungen abmelden müssen, sodass dort keine Patienten mehr stationär aufgenommen werden können. Das berichten Hausärzte, die auch Bewohner von Pflegeheimen versorgen, die öfter mal in eine Klinik eingewiesen werden müssen. Beispielhaft beschreibt die SZ in einer dreiteiligen Serie aktuelle Fälle, bei denen die Patienten von ihren Hausärzten in die Notaufnahme eingewiesen wurden, die Behandlung dort aber offensichtlich nicht optimal verlaufen ist. Die Fälle wurden von den Hausärzten bestätigt, die jedoch anonym bleiben wollen.
Im ersten Fall berichtet die SZ von einer Patientin, die ihren Hausarzt wegen einer Wunde am Bein aufsuchte. Als der Verband der Frau in der Hausarztpraxis gelöst wurde, kam eine stark infizierte Wunde zum Vorschein. Der Hausarzt machte einen Abstrich, der in einem Labor untersucht wurde. Rasch stellte sich heraus, dass die Ursache der Entzündung Bakterien waren, die gegen alle herkömmlichen Antibiotika resistent sind. Hier konnte nur noch ein ReserveAntibiotikum helfen, welches ausschließlich intravenös verabreicht werden kann. Um einen schweren Verlauf der Infektion abzuwenden und die Patientin erfolgreich zu therapieren, müsse das Antibio
tikum hoch dosiert und regelmäßig verabreicht werden, erklärt ihr Hausarzt. Er wies seine Patientin in die Notaufnahme des Saarbrücker Caritas-Klinikums ein, dort sollte das Antibiotikum per Infusion verabreicht werden.
Allerdings wurde in der Notaufnahme lediglich der Verband gewechselt, die Entzündung aber nicht mit dem erforderlichen Antibiotikum bekämpft. Für eine Infusionstherapie waren wohl keine Kapazitäten frei. Die Patientin wurde nach Hause geschickt.
Dazu heißt es aus dem Caritas
Klinikum, der Fall der infizierten Beinwunde sei eher ein Fall, der nicht in eine Zentrale Notaufnahme gehöre. Es ist kein akuter Notfall. Solche Fälle gehörten meist in den niedergelassenen Bereich. Eine Antibiotika-Therapie, auch als Infusionstherapie, könne in der Regel ambulant von Hausärzten oder nach Anmeldung in der chirurgischen Ambulanz durchgeführt werden.
Die Infektion der Patientin verschlimmerte sich in den nächsten Tagen jedoch, sodass sie stationär im Caritas-Klinikum aufgenommen
wurde. Damit durch eine erneute Abstrich-Untersuchung nicht noch mehr Zeit verloren ging, stellte die Hausarztpraxis das Ergebnis ihrer Untersuchung zur Verfügung, sodass sofort das einzig noch wirksame Antibiotikum eingesetzt werden konnte. Zunächst erhielt die Patientin Infusionen, danach wurde die Wunde operiert. Um die Heilung zu beschleunigen, transplantierten die Ärzte auf die Wunde ein Stück Haut, das sie der Frau an anderer Stelle entnommen hatten.
Unsere Zeitung hat das CaritasKlinikum Saarbrücken auch gebe
ten, die Situation in der Notaufnahme einzuschätzen. Margret Reiter, die Ärztliche und Kaufmännische Direktorin, sagt: „Auch in unserer Zentralen Notaufnahme verzeichnen wir ein sehr hohes Patientenaufkommen, gerade auch an gravierenden Fällen, die eine umfassende und teilweise zeitintensive Betreuung benötigen. Durch die Ersteinschätzung, das Manchester Triage System, wird jeder Patient entsprechend priorisiert. Das bedeutet, dass Patienten mit kleineren Verletzungen oder nicht lebensbedrohlichen Erkrankungen längere Wartezeiten, teilweise von mehreren Stunden, in Kauf nehmen müssen.
Viele fußläufige Patienten sind keine Fälle, die in einer Notaufnahme behandelt werden müssten. Diese Patienten könnten häufiger auch durch niedergelassene Ärzte behandelt werden.“
Die zahlreichen schwereren Fälle, die durch den Rettungsdienst über die Liegendanfahrt ins Caritas-Klinikum gebracht würden, hätten in der Regel eine höhere Priorität, erklärt Reiter. „Durch die zahlreichen ‚Schockraumfälle‘, die wir multiprofessionell versorgen, sind auch in unserer Notaufnahme einzelne Behandlungsräume längere Zeit belegt, da Fachärzte der verschiedensten Abteilungen sich um einen Patienten kümmern und teilweise längere Untersuchungen, inklusive Röntgen oder CT, notwendig sind. Von Seiten des Zweckverbands für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung Saar erhalten wir positive Rückmeldungen. Das Team des Zweckverbandes weiß auch immer, welche Klinik noch Kapazitäten hat
„Über Personalknappheit in unserer Notaufnahme können wir uns derzeit nicht beklagen.“Margret Reiter, Ärztliche und Kaufmännische Direktorin des Caritas-Klinikums
und verteilt die Patientinnen und Patienten entsprechend. Über Personalknappheit in unserer Notaufnahme können wir uns derzeit nicht beklagen, jedoch kommt es vereinzelt im Stationsbetrieb zu einem erhöhten Krankenstand, was sich auch auf den ‚Abfluss‘ der Patienten aus der Notaufnahme auswirkt. Derzeit wird mit Organisationentwicklungs-Maßnahmen versucht, mehr Betten auf Normalstation zu schaffen. Das soll sich positiv auf die Verlegung der NotaufnahmePatienten auf Station auswirken.“