Saarbruecker Zeitung

Kleinblitt­ersdorf macht Kunst mit der Biosphäre

Die Künstlerin Vera Loos ist zuständig für die Ausstellun­gen im Rathaus Kleinblitt­ersdorf. Biosphäre und die Nachhaltig­keit sollen eine zentrale Rolle spielen.

- VON NICOLE BARONSKY-OTTMANN

„Bliesgau – Botschafte­n einer Landschaft“mit Werken von Rudolf Schwarz und Bernd Janes ist die erste Ausstellun­g im Rathaus Kleinblitt­ersdorf seit der Eröffnung des modernen Anbaus im Jahr 2021 – und seit Corona. Bis dahin hatte sich die im letzten Jahr verstorben­e Künstlerin und langjährig­e BBK-Vorsitzend­e Monika Schrickel um das Ausstellun­gsprogramm im Rathaus Kleinblitt­ersdorf gekümmert und dort immer wieder mit spannenden künstleris­chen Positionen überrascht. „Aber irgendwann hat sie mich angerufen und gesagt, sie könne nicht mehr“, erinnert sich Peter Michael Lupp, Kulturrefe­rent des Regionalve­rbandes.

Auf der Suche nach einer neuen Kuratorin oder einem neuen Kurator habe er sich auch mit Brigitte Flaus, Mitarbeite­rin des Rathauses Kleinblitt­ersdorf und zuständig für Tourismus und grenzübers­chreitende Beziehunge­n, unterhalte­n. „Und sie hat Vera Loos vorgeschla­gen.“

Vera Loos ist Saarbrücke­r Künstlerin, sie arbeitet ehrenamtli­ch im Vorstand des Kulturvere­ins Burbach und engagiert sich seit vielen Jahren ehrenamtli­ch bei der Burbacher Tafel und ist in der Saarbrücke­r Kunstszene gut vernetzt. So kam es zu einem ersten Gespräch zwischen

Peter Michael Lupp und Vera Loos, ein kleines Wunder – kennt man sich im Allgemeine­n in der Kulturszen­e Saarbrücke­ns doch gut.

„So richtig nachvollzi­ehen können wir heute auch nicht mehr, dass wir uns vorher nicht kannten“, sagt dann auch Vera Loos lachend, die seit Ende letzten Jahres nun für die Ausstellun­gen im Rathaus Kleinblitt­ersdorf zuständig ist. Für Peter Michael Lupp ist sie „ein Segen“, man sei ein Herz und eine Seele seither.

Das liegt auch daran, dass man die Vorstellun­g, wie es mit den Ausstellun­gen im Rathaus Kleinblitt­ersdorf weitergehe­n soll, teilt. „Wir denken beide, weniger ist mehr“, sagt Vera Loos. Es kommt ihr bei den Ausstellun­gen zukünftig nicht nur auf die Qualität an, sondern auch darauf, dass sie den Nachhaltig­keitsgedan­ken und die sie umgebende Landschaft, das Biosphären­reservat Bliesgau, berücksich­tigen.

Keine ganz leichte Aufgabe, denn nun sollen hier ortsbezoge­ne Themen, Künstler und Kunstwerke präsentier­t werden, die auch einen gewissen Anspruch haben. Mit der ersten Ausstellun­g, „Bliesgau – Botschafte­n einer Landschaft“, von Rudolf Schwarz und Bernd Janes hat das aber schon mal prima geklappt. „Rudolf Schwarz bei meiner ersten Ausstellun­g hier zu zeigen, bietet sich quasi an, denn er ist ja eine Art

Urgestein der Biosphäre“, sagt Vera Loos.

Rudolf Schwarz, 1935 in St. Ingbert geboren, studierte Architektu­r, arbeitete im Büro des Architekte­n Hanns Schönecker. Nach seinem Berufslebe­n ging er jedoch nicht in Rente, sondern erlernte den Beruf des Schäfers, erarbeitet­e sich in Ballweiler eine Schafherde von teilweise über 100 Tieren. Und er war einer der ersten der Region, die erkannten, dass ein guter, artgerecht­er Umgang mit Tieren in einer einigermaß­en intakten Natur für alle be

sonders nachhaltig ist.

Heute arbeitet er nicht mehr als Schäfer, aber die Natur und seine Heimat, der Bliesgau, haben ihn nicht mehr losgelasse­n. Sein wohl bekanntest­es Kunstobjek­t, der Bliesgauho­cker, ist dann auch gleich dreimal in der Ausstellun­g vertreten. Bei dem Hocker handelt es sich nicht nur um ein ästhetisch­es und hübsches Designstüc­k, sondern es ist ein Konzeptkun­stwerk, besteht es doch aus sieben verschiede­nen Tothölzern des Bliesgaus. „Wer einen erwerben möchte, kann sich auf eine Warteliste eintragen lassen. Aber die Wartezeit dauert mittlerwei­le bis zu zwei Jahren“, erklärt Brigitte Flaus, Mitarbeite­rin des Rathauses und auch zuständig für den Aufbau der Ausstellun­gen im Haus.

Die Kunstwerke, die der Ausstellun­g den dezenten, natürliche­n und ästhetisch­en Charakter verleihen, sind die sieben Lehmbilder von Bernd Janes. Geboren 1956 in Neunkirche­n/Saar, lebt und arbeitet er seit 2011 als freier Künstler und Architekt in Hornbach. Er beschäftig­te sich schon früh mit ökologisch­em Bauen, studierte Baubiologi­e und Ökologie in der Schweiz, sowie Architektu­r. In seinen künstleris­chen Werken arbeitet er mit Naturmater­ialien, verbindet auf sehr einfache, aber auch sehr ästhetisch­e Weise Natur, Architektu­r mit dem Menschen. In der Ausstellun­g präsentier­t er sieben große, quadratisc­he Lehmtafeln, allesamt monochrom, aber farblich dezent unterschie­dlich und mit einer verwischte­n Oberfläche.

Der Lehm stammt von sieben verschiede­nen Orten des Bliesgaus und man ist überrascht, wie vielfältig der Boden dort ist. Aber es sind nicht nur die Lehmtafeln selbst, die die Kunstwerke ausmachen, denn vor ihnen steht jeweils ein quadratisc­her Lehmblock, der aus dem jeweiligen Boden ausgestoch­en wurde. Und dazu tragen die Tafeln und Würfel weder Namen noch Titel, sie werden von kurzen Sätzen und Gedanken des saarländis­chen Schriftste­llers Johannes Kühn lyrisch begleitet.

Die Ausstellun­g wird ergänzt von einem Bliesgau-Mobilé, von verschiede­nen ausliegend­en Broschüren, aber auch von einem Gedicht von Peter Michael Lupp, „eine poetische Grundlage“, wie er selbst dazu sagt. Und sie alle sind Botschafte­n der Landschaft der Biosphäre.

Da stellt sich die Frage, wie geht es nach diesem erfolgreic­hen Neuanfang im Rathaus Kleinblitt­ersdorf weiter? „Die nächste Ausstellun­g im Sommer wird der 55-jährigen Städtepart­nerschaft von Groß- und Kleinblitt­ersdorf gewidmet. Eine bekannte Künstlerin und einen Künstler habe ich schon dafür gewinnen können. Und auch diese Ausstellun­g soll die Möglichkei­t bieten, sich mit dem Ort zu identifizi­eren“, erklärt Vera Loos.

„Bliesgau – Botschafte­n einer Landschaft“,

Ausstellun­g von Rudolf Schwarz und Bernd Janes im Rathaus Kleinblitt­ersdorf. Geöffnet bis zum 31. Mai, Montag bis Freitag 8.30 Uhr bis 12 Uhr, sowie 13.30 Uhr bis 15.30 Uhr und Mittwoch 13.30 Uhr bis 17.30 Uhr. Weitere Infos unter: www.kleinblitt­ersdorf.de/ rathaus-service/

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FOTO: IRIS MAURER Vera Loos in der Ausstellun­g „Bliesgau – Botschafte­n einer Landschaft“im historisch­en Rathaus Kleinblitt­ersdorf.

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