Kleinblittersdorf macht Kunst mit der Biosphäre
Die Künstlerin Vera Loos ist zuständig für die Ausstellungen im Rathaus Kleinblittersdorf. Biosphäre und die Nachhaltigkeit sollen eine zentrale Rolle spielen.
„Bliesgau – Botschaften einer Landschaft“mit Werken von Rudolf Schwarz und Bernd Janes ist die erste Ausstellung im Rathaus Kleinblittersdorf seit der Eröffnung des modernen Anbaus im Jahr 2021 – und seit Corona. Bis dahin hatte sich die im letzten Jahr verstorbene Künstlerin und langjährige BBK-Vorsitzende Monika Schrickel um das Ausstellungsprogramm im Rathaus Kleinblittersdorf gekümmert und dort immer wieder mit spannenden künstlerischen Positionen überrascht. „Aber irgendwann hat sie mich angerufen und gesagt, sie könne nicht mehr“, erinnert sich Peter Michael Lupp, Kulturreferent des Regionalverbandes.
Auf der Suche nach einer neuen Kuratorin oder einem neuen Kurator habe er sich auch mit Brigitte Flaus, Mitarbeiterin des Rathauses Kleinblittersdorf und zuständig für Tourismus und grenzüberschreitende Beziehungen, unterhalten. „Und sie hat Vera Loos vorgeschlagen.“
Vera Loos ist Saarbrücker Künstlerin, sie arbeitet ehrenamtlich im Vorstand des Kulturvereins Burbach und engagiert sich seit vielen Jahren ehrenamtlich bei der Burbacher Tafel und ist in der Saarbrücker Kunstszene gut vernetzt. So kam es zu einem ersten Gespräch zwischen
Peter Michael Lupp und Vera Loos, ein kleines Wunder – kennt man sich im Allgemeinen in der Kulturszene Saarbrückens doch gut.
„So richtig nachvollziehen können wir heute auch nicht mehr, dass wir uns vorher nicht kannten“, sagt dann auch Vera Loos lachend, die seit Ende letzten Jahres nun für die Ausstellungen im Rathaus Kleinblittersdorf zuständig ist. Für Peter Michael Lupp ist sie „ein Segen“, man sei ein Herz und eine Seele seither.
Das liegt auch daran, dass man die Vorstellung, wie es mit den Ausstellungen im Rathaus Kleinblittersdorf weitergehen soll, teilt. „Wir denken beide, weniger ist mehr“, sagt Vera Loos. Es kommt ihr bei den Ausstellungen zukünftig nicht nur auf die Qualität an, sondern auch darauf, dass sie den Nachhaltigkeitsgedanken und die sie umgebende Landschaft, das Biosphärenreservat Bliesgau, berücksichtigen.
Keine ganz leichte Aufgabe, denn nun sollen hier ortsbezogene Themen, Künstler und Kunstwerke präsentiert werden, die auch einen gewissen Anspruch haben. Mit der ersten Ausstellung, „Bliesgau – Botschaften einer Landschaft“, von Rudolf Schwarz und Bernd Janes hat das aber schon mal prima geklappt. „Rudolf Schwarz bei meiner ersten Ausstellung hier zu zeigen, bietet sich quasi an, denn er ist ja eine Art
Urgestein der Biosphäre“, sagt Vera Loos.
Rudolf Schwarz, 1935 in St. Ingbert geboren, studierte Architektur, arbeitete im Büro des Architekten Hanns Schönecker. Nach seinem Berufsleben ging er jedoch nicht in Rente, sondern erlernte den Beruf des Schäfers, erarbeitete sich in Ballweiler eine Schafherde von teilweise über 100 Tieren. Und er war einer der ersten der Region, die erkannten, dass ein guter, artgerechter Umgang mit Tieren in einer einigermaßen intakten Natur für alle be
sonders nachhaltig ist.
Heute arbeitet er nicht mehr als Schäfer, aber die Natur und seine Heimat, der Bliesgau, haben ihn nicht mehr losgelassen. Sein wohl bekanntestes Kunstobjekt, der Bliesgauhocker, ist dann auch gleich dreimal in der Ausstellung vertreten. Bei dem Hocker handelt es sich nicht nur um ein ästhetisches und hübsches Designstück, sondern es ist ein Konzeptkunstwerk, besteht es doch aus sieben verschiedenen Tothölzern des Bliesgaus. „Wer einen erwerben möchte, kann sich auf eine Warteliste eintragen lassen. Aber die Wartezeit dauert mittlerweile bis zu zwei Jahren“, erklärt Brigitte Flaus, Mitarbeiterin des Rathauses und auch zuständig für den Aufbau der Ausstellungen im Haus.
Die Kunstwerke, die der Ausstellung den dezenten, natürlichen und ästhetischen Charakter verleihen, sind die sieben Lehmbilder von Bernd Janes. Geboren 1956 in Neunkirchen/Saar, lebt und arbeitet er seit 2011 als freier Künstler und Architekt in Hornbach. Er beschäftigte sich schon früh mit ökologischem Bauen, studierte Baubiologie und Ökologie in der Schweiz, sowie Architektur. In seinen künstlerischen Werken arbeitet er mit Naturmaterialien, verbindet auf sehr einfache, aber auch sehr ästhetische Weise Natur, Architektur mit dem Menschen. In der Ausstellung präsentiert er sieben große, quadratische Lehmtafeln, allesamt monochrom, aber farblich dezent unterschiedlich und mit einer verwischten Oberfläche.
Der Lehm stammt von sieben verschiedenen Orten des Bliesgaus und man ist überrascht, wie vielfältig der Boden dort ist. Aber es sind nicht nur die Lehmtafeln selbst, die die Kunstwerke ausmachen, denn vor ihnen steht jeweils ein quadratischer Lehmblock, der aus dem jeweiligen Boden ausgestochen wurde. Und dazu tragen die Tafeln und Würfel weder Namen noch Titel, sie werden von kurzen Sätzen und Gedanken des saarländischen Schriftstellers Johannes Kühn lyrisch begleitet.
Die Ausstellung wird ergänzt von einem Bliesgau-Mobilé, von verschiedenen ausliegenden Broschüren, aber auch von einem Gedicht von Peter Michael Lupp, „eine poetische Grundlage“, wie er selbst dazu sagt. Und sie alle sind Botschaften der Landschaft der Biosphäre.
Da stellt sich die Frage, wie geht es nach diesem erfolgreichen Neuanfang im Rathaus Kleinblittersdorf weiter? „Die nächste Ausstellung im Sommer wird der 55-jährigen Städtepartnerschaft von Groß- und Kleinblittersdorf gewidmet. Eine bekannte Künstlerin und einen Künstler habe ich schon dafür gewinnen können. Und auch diese Ausstellung soll die Möglichkeit bieten, sich mit dem Ort zu identifizieren“, erklärt Vera Loos.
„Bliesgau – Botschaften einer Landschaft“,
Ausstellung von Rudolf Schwarz und Bernd Janes im Rathaus Kleinblittersdorf. Geöffnet bis zum 31. Mai, Montag bis Freitag 8.30 Uhr bis 12 Uhr, sowie 13.30 Uhr bis 15.30 Uhr und Mittwoch 13.30 Uhr bis 17.30 Uhr. Weitere Infos unter: www.kleinblittersdorf.de/ rathaus-service/