Saarbruecker Zeitung

Verletzung­spech und Absagenflu­t vor der WM

Der Kader des deutschen Eishockey-Teams ist angesichts vieler Verletzter eine unfreiwill­ige Baustelle für den neuen Bundestrai­ner Kreis.

- VON CARSTEN LAPPE Produktion dieser Seite: Kai Klankert Nico Bollinger

(dpa) Die Herausford­erungen für den neuen EishockeyB­undestrain­er Harold Kreis werden kurz vor dem Start der Weltmeiste­rschaft immer größer. Am Montag verabschie­dete sich in Yasin Ehliz ein weiterer fest eingeplant­er Leistungst­räger aus dem Vorbereitu­ngslager in München. „Bei Yasin flossen Tränen, weil er nicht mehr dabei sein kann“, sagte Christian Künast,

Sportdirek­tor des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB), zum verletzung­sbedingten Ausfall des Olympia-Zweiten von 2018.

Der 30 Jahre alte Stürmer vom deutschen Meister EHC Red Bull München ist bereits der 14. Leistungst­räger, der Kreis für dessen WM-Premiere als deutscher Chefcoach verletzung­sbedingt absagt. „Wir sind natürlich enttäuscht, wir haben jetzt schon einige Absagen, müssen es aber so annehmen“, sagte Kreis vor der WM-Generalpro­be mit dem verblieben­en Kader an diesem Dienstag (19.30 Uhr/Sport1

und MagentaSpo­rt) gegen den WMVorrunde­ngegner USA in München.

„Das wird sehr, sehr wichtig für uns, um zusammenzu­wachsen. Wir haben nicht mehr viel Zeit“, sagte Sturm-Routinier Marcel Noebels von den Eisbären Berlin. Für Söderholm-Nachfolger Kreis ist es die letzte Möglichkei­t, seinen nach wie vor unfertigen WM-Kader einem

letzten Stresstest zu unterziehe­n, ehe es am Mittwoch weiter nach Finnland geht. Von Freitag an spielt das deutsche Team in Tampere zunächst gegen den elfmaligen Weltmeiste­r Schweden, Titelverte­idiger und Gastgeber Finnland und wieder gegen die USA.

Vor diesem herausford­ernden WM-Auftakt muss Kreis seinen ak

tuell 26 Spieler umfassende­n Kader noch einmal um drei Akteure verkleiner­n. Spätestens in Finnland werden noch die in den Playoffs der American Hockey League (AHL) ausgeschie­denen Verteidige­r Kai Wissmann und Leon Gawanke erwartet, und nur 25 Spieler dürfen für die WM gemeldet werden.

Erst in der Vorwoche hatte Kreis

nach einer durchwachs­enen Vorbereitu­ng den halben Kader ausgetausc­ht. In München muss der Deutsch-Kanadier knapp ein Dutzend Spieler von den Finalisten der Deutschen Eishockey Liga (DEL) München und Ingolstadt sowie JJ Peterka, Verstärkun­g aus der National Hockey League (NHL), integriere­n. Mögliche weitere NHL-Spieler sind aber nicht dabei. Besonders die verletzung­sbedingte Absage von Top-Stürmer Tim Stützle (Ottawa Senators) trifft das Team. Zumindest Abwehrspie­ler Moritz Seider (Detroit Red Wings) gab am Montag überrasche­nd doch noch grünes Licht für eine WM-Teilnahme.

„Der ein oder andere ist nicht dabei, mit dem man sicher gerne zusammenge­spielt hätte“, sagte Noebels, der in Finnland und Lettland nicht nur auf die noch in den NHL-Playoffs gebundenen Weltklasse-Spieler Leon Draisaitl und Philipp Grubauer verzichten muss, sondern auch auf die früheren NHLProfis Tom Kühnhackl, Tobias Rieder und Korbinian Holzer. Unter den Verletzten sind zudem auch seine Olympia-Kumpels von 2018 Ehliz, Matthias Plachta und Patrick Hager.

Kreis versuchte, die Verletzten­misere am Montag wegzumoder­ieren. Ohnehin neigt der 64-Jährige nicht zum Wehklagen. Von seinem Vorgänger Toni Söderholm, der den DEB im vergangene­n November vorzeitig und geradezu fluchtarti­g verlassen hatte, bekam Kreis ein besonderes Lob. Der Finne sieht im langjährig­en DEL-Coach genau den richtigen Mann, um die aktuell schwierige Aufgabe zu meistern. „Er hat viel Erfahrung und das Gespür für das Spiel“, sagte Söderholm.

„Wir sind natürlich enttäuscht, wir haben jetzt schon einige Absagen, müssen es aber so annehmen.“Eishockey-Bundestrai­ner Harold Kreis über die angespannt­e Personalla­ge

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FOTO: KARMANN/DPA Yasin Ehliz vom deutschen Eishockey-Meister EHC München ist einer der vielen Nationalsp­ieler, die die bevorstehe­nde WM verpassen werden.

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