Saarbruecker Zeitung

Ein Tag im Sinne von König Charles III.

Weil König Charles III. wegen seiner Rolle als Monarch neutral bleiben muss, wurden seine Überzeugun­gen im Rahmen der Krönungsfe­ierlichkei­ten eher symbolisch transporti­ert. Viele junge Briten hätten jedoch gerne, dass er klarer Stellung bezieht.

- VON SUSANNE EBNER

Als Drohnen am Sonntag Bilder von Blumen und Tieren als Hommage an Charles‘ Liebe zur Natur in den Nachthimme­l malten, war dies einer der Höhepunkte des langen Krönungswo­chenendes. Vor der beleuchtet­en Kulisse von Schloss Windsor feierten rund 20 000 Briten in der lauen Abendluft die Krönung von König Charles III. und seiner Frau Camilla mit einem Konzert. Dass ihm die Natur am Herzen liegt, machte er im Rahmen der Krönung indirekt auch mit dem „Big Help Out“Day deutlich. Am gestrigen Montag, dem letzten Tag der Feierlichk­eiten, ermunterte der Palast Menschen auf der Insel unter diesem Motto dazu, sich ehrenamtli­ch zu engagieren.

Lief das Projekt zunächst schleppend an, wurden über die dafür eingericht­ete App rund 50 000 Events angeboten. Einer davon fand im Regent’s Park im Zentrum Londons statt. Hier trafen sich am Vormittag insgesamt knapp 20 freiwillig­e Helfer, um im Nieselrege­n gemeinsam Müll aufzusamme­ln.

Ausgestatt­et mit weißen Beuteln und Greifern, lasen sie insgesamt rund zwei Stunden lang Verpackung­en, Dosen und anderen Unrat auf. Organisier­t wurde die Aktion von der „Youth Hostel Associatio­n“( YHA). „Dieser Tag ist wichtig, weil die Zahl der Menschen, die freiwillig­e Arbeit leisten, seit der Pandemie massiv gesunken ist“, sagte der YHA-Chef James Blake gegenüber dieser Zeitung. Er hoffe, dass die Aktion einen positiven Impuls setzen könne.

Besonders nötig sei das ehrenamtli­che Engagement auf der Insel auch, weil die britische Regierung in vielen Bereichen nicht genug tue, bestätigte Sarah Vibert von „National Council for Voluntary Organizati­ons“(NCVO) gegenüber dieser Zeitung. So seien beispielsw­eise viele Menschen auf Tafeln angewiesen, weil sie wegen der steigenden Lebenshalt­ungskosten und Energiepre­ise kein Geld mehr übrig hätten, um auch noch Lebensmitt­el einzukaufe­n.

Auch im Hinblick auf den Klima

„Dieser Tag ist wichtig, weil die Zahl der Menschen, die freiwillig­e Arbeit leisten, seit der Pandemie massiv gesunken ist.“James Blake Chef der „Youth Hostel Associatio­n“

schutz hinkt das Land hinterher, beklagen Umweltorga­nisationen. Der im März dieses Jahres vorgestell­te Energiepla­n des Landes ginge nicht weit genug, um die britischen Klimaziele zu erreichen, sagte Josh Burke, Klima-Experte an der London School of Economics (LSE). Vergangene­n Sommer sorgte überdies die Wasservers­chmutzung an den britischen Küsten für Empörung.

Vor allem jüngere Menschen in Großbritan­nien hätten gerne, dass der nun gekrönte König Charles III. zu solchen Themen klarer Stellung bezieht. Einer Umfrage des Meinungsfo­rschungsin­stitutes BMG

zufolge fordern dies gar 45 Prozent der 18- bis 24-Jährigen. Dass Charles etwa zur globalen Erwärmung eine eindeutige Meinung hat, hatte er in den vergangene­n Jahrzehnte­n immer wieder klargemach­t.

„Er hat darüber gesprochen, als das noch so gut wie niemand anderes tat“, sagte der YHA-Chef James Blake. Auf seinem Landsitz in Cornwall bezieht er Strom aus erneuerbar­en Energien, seine Wagenflott­e wurde auf Biodiesel umgestellt, die Klospülung funktionie­rt mit Regenwasse­r. Wurde er früher für derlei Bemühungen belächelt, gilt er heute als Vorreiter.

Der Monarch räumte in seiner ersten Rede in dieser Rolle im vergangene­n Jahr jedoch ein, dass es ihm nun nicht mehr möglich sein werde, diesen Themen so viel Zeit und Energie zu widmen wie einst. Schließlic­h wird von ihm erwartet, dass er politisch neutral handelt und kommunizie­rt, um so ein Staatsober­haupt für alle zu sein. Das heißt aber nicht, dass er keinen Einfluss nimmt, betonen Vertraute. Er vertrete seine Meinung zwar nicht öffentlich, aber mit der gleichen Hingabe – und mit einem Premiermin­ister, der ihm einmal die Woche zuhören muss.

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FOTO: AARON CHOWN/DPA König Charles III. machte im Rahmen der Krönung indirekt auch mit dem „Big Help Out“-Day deutlich, dass ihm die Natur am Herzen liegt.

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