Immer mehr Kommunen im Saarland droht Zahnarzt-Schwund
Die Zahl der Zahnarztpraxen schrumpft, weil Nachwuchs fehlt. Nun fordert die Kassenzahnärztliche Vereinigung mehr Studienplätze.
SAARBRÜCKEN Im Saarland gibt es erste Engpässe bei der Zahnbehandlung. Mit einer Quote von 71 Zahnärzten pro 100 000 Einwohner weist das Land die geringste Dichte in ganz Deutschland auf. Der Bundesschnitt liegt bei 87 Zahnärzten pro 100 000 Einwohner. Betroffen sind vor allem der Kreis St. Wendel und der Warndt. In der Stadt St. Wendel gibt es genügend Zahnarztpraxen, in Nohfelden, Nonnweiler und Freisen herrscht jedoch ein Mangel. Dieser drohe in den kommenden Jahren in weiteren
Landkreisen, berichteten der neue Präsident der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Saarland (KZV), Jürgen Ziehl, und die neue stellvertretende Vorsitzende, Dr. Lea Laubenthal. Ziehl sagte darüber hinaus, dass einige Zahnarztpraxen im Saarland ihre Sprechzeiten bereits kürzen mussten, weil sie keine zahnmedizinischen Fachangestellten (ZFA) mehr finden.
Pro Jahr würden vier bis fünf Zahnarztpraxen geschlossen, weil die Inhaber keine Nachfolger fänden. Zurzeit arbeiten im Saarland 620 Kassenzahnärzte, von denen 500 eine eigene Praxis betreiben. 120 Zahnärzte arbeiten in einem Angestelltenverhältnis. „Um die zahnärztliche Versorgung aufrechterhalten zu können, brauchen wir jedes Jahr 30 bis 35 neue Zahnärzte. Im Moment stehen aber jährlich nur 15 neue Kollegen zur Verfügung“, erläuterte der KZV-Präsident. Laubenthal und Ziehl fordern daher, die Zahl der Studienanfänger für Zahnmedizin an der Saar-Universität von derzeit 27 pro Jahr auf mindestens 40 zu erhöhen. Bei der geforderten Zahl sei berücksichtigt, dass es immer auch Studienabbrecher und Absolventen, die das Saarland verlassen, gebe.
Laubenthal sagte, die KZV arbeite außerdem darauf hin, auch für Zahnärzte eine Landarztquote einzuführen, wie das bereits für Hausärzte der Fall sei. „Ein Teil der Studienplätze für Zahnmedizin würde dann an Bewerber vergeben, die bereit sind, nach dem Studium in ländlichen Regionen des Saarlandes als Zahnarzt zu arbeiten“, erklärte Laubenthal. In Gesprächen mit dem saarländischen Gesundheitsminister Magnus Jung (SPD) haben die beiden KVZ-Vorsitzenden die Einführung einer Landarztquote für Zahnärzte bereits vorgeschlagen.
Um dem Mangel an zahnmedizinischen Fachangestellten entgegenzuwirken, wertet die KZV das Berufsfeld mit einer finanziellen Förderung für Fortbildung auf. „Damit sollen möglichst viele zahnmedizinische Fachangestellte im Job gehalten werden“, sagte Laubenthal. Zusammen mit der Zahnärztekammer Saarland plant die Kassenzahnärztliche Vereinigung zudem, auf einer neu gestalteten Internetseite eine ZFA-Jobbörse einzurichten. „Wir wollen auch auf Jobmessen gezielt um Nachwuchs werben.“
„Pro Jahr schließen im Saarland vier bis fünf Zahnarztpraxen, weil es keine Nachfolger gibt.“Jürgen Ziehl Präsident der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Saarland