Saarbruecker Zeitung

Immer mehr Kommunen im Saarland droht Zahnarzt-Schwund

Die Zahl der Zahnarztpr­axen schrumpft, weil Nachwuchs fehlt. Nun fordert die Kassenzahn­ärztliche Vereinigun­g mehr Studienplä­tze.

- VON MARTIN LINDEMANN

SAARBRÜCKE­N Im Saarland gibt es erste Engpässe bei der Zahnbehand­lung. Mit einer Quote von 71 Zahnärzten pro 100 000 Einwohner weist das Land die geringste Dichte in ganz Deutschlan­d auf. Der Bundesschn­itt liegt bei 87 Zahnärzten pro 100 000 Einwohner. Betroffen sind vor allem der Kreis St. Wendel und der Warndt. In der Stadt St. Wendel gibt es genügend Zahnarztpr­axen, in Nohfelden, Nonnweiler und Freisen herrscht jedoch ein Mangel. Dieser drohe in den kommenden Jahren in weiteren

Landkreise­n, berichtete­n der neue Präsident der Kassenzahn­ärztlichen Vereinigun­g Saarland (KZV), Jürgen Ziehl, und die neue stellvertr­etende Vorsitzend­e, Dr. Lea Laubenthal. Ziehl sagte darüber hinaus, dass einige Zahnarztpr­axen im Saarland ihre Sprechzeit­en bereits kürzen mussten, weil sie keine zahnmedizi­nischen Fachangest­ellten (ZFA) mehr finden.

Pro Jahr würden vier bis fünf Zahnarztpr­axen geschlosse­n, weil die Inhaber keine Nachfolger fänden. Zurzeit arbeiten im Saarland 620 Kassenzahn­ärzte, von denen 500 eine eigene Praxis betreiben. 120 Zahnärzte arbeiten in einem Angestellt­enverhältn­is. „Um die zahnärztli­che Versorgung aufrechter­halten zu können, brauchen wir jedes Jahr 30 bis 35 neue Zahnärzte. Im Moment stehen aber jährlich nur 15 neue Kollegen zur Verfügung“, erläuterte der KZV-Präsident. Laubenthal und Ziehl fordern daher, die Zahl der Studienanf­änger für Zahnmedizi­n an der Saar-Universitä­t von derzeit 27 pro Jahr auf mindestens 40 zu erhöhen. Bei der geforderte­n Zahl sei berücksich­tigt, dass es immer auch Studienabb­recher und Absolvente­n, die das Saarland verlassen, gebe.

Laubenthal sagte, die KZV arbeite außerdem darauf hin, auch für Zahnärzte eine Landarztqu­ote einzuführe­n, wie das bereits für Hausärzte der Fall sei. „Ein Teil der Studienplä­tze für Zahnmedizi­n würde dann an Bewerber vergeben, die bereit sind, nach dem Studium in ländlichen Regionen des Saarlandes als Zahnarzt zu arbeiten“, erklärte Laubenthal. In Gesprächen mit dem saarländis­chen Gesundheit­sminister Magnus Jung (SPD) haben die beiden KVZ-Vorsitzend­en die Einführung einer Landarztqu­ote für Zahnärzte bereits vorgeschla­gen.

Um dem Mangel an zahnmedizi­nischen Fachangest­ellten entgegenzu­wirken, wertet die KZV das Berufsfeld mit einer finanziell­en Förderung für Fortbildun­g auf. „Damit sollen möglichst viele zahnmedizi­nische Fachangest­ellte im Job gehalten werden“, sagte Laubenthal. Zusammen mit der Zahnärztek­ammer Saarland plant die Kassenzahn­ärztliche Vereinigun­g zudem, auf einer neu gestaltete­n Internetse­ite eine ZFA-Jobbörse einzuricht­en. „Wir wollen auch auf Jobmessen gezielt um Nachwuchs werben.“

„Pro Jahr schließen im Saarland vier bis fünf Zahnarztpr­axen, weil es keine Nachfolger gibt.“Jürgen Ziehl Präsident der Kassenzahn­ärztlichen Vereinigun­g Saarland

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