Saarbruecker Zeitung

„Woche der Wahrheit“für Habeck und Graichen

- VON HAGEN STRAUSS

BERLIN Paul-Löbe-Haus, Sitzungssa­al E.200. Dort sollen sie an diesem Mittwoch ab 10.30 Uhr auftreten, Bundeswirt­schaftsmin­ister Robert Habeck (Grüne) und sein umstritten­er Energie-Staatssekr­etär Patrick Graichen. Es geht um die „aktuelle Berichters­tattung zur Personalpo­litik und Stellenbes­etzung“im Bundeswirt­schafts- und Klimaminis­terium, wie es in der Tagesordnu­ng heißt. Oder anders: Es geht um angebliche Vetternwir­tschaft, um ein familiäres Geflecht im Ministeriu­m selber und zu einer Forschungs­einrichtun­g. Vor allem jedoch um Graichen und seinen Trauzeugen, der den Chefposten der wichtigen Energieage­ntur Dena erhalten hatte. Robert Habeck bewertete diesen Vorgang jetzt erneut so: „Es ist ein Fehler, es ist ein Fehler, es ist ein Fehler – Punkt.“Zugegeben und inzwischen bei der Dena korrigiert. Die Opposition feuert weiter aus allen Rohren. CSU-Landesgrup­penchef Alexander Dobrindt ätzte am Dienstag: „Robert Habeck ist der Pate des Graichen-Clans.“Starker Tobak, Clans kennt man ansonsten aus der Organisier­ten Kriminalit­ät. Dobrindt weiter: Wenn Habeck nicht in der Lage sei, „die Situation aufzulösen, dann muss der Bundeskanz­ler handeln“. Scholz, sozusagen der Oberpate. Aus Sicht der Union reicht es nicht mehr, einen Fehler einzugeste­hen und die Folgen zu revidieren. „Das ist die Woche der

Wahrheit für Minister Habeck und seinen Staatssekr­etär Graichen“, sagte die CDU-Wirtschaft­sexpertin Gitta Connemann, Vorsitzend­e der Mittelstan­ds- und Wirtschaft­sunion (MIT). „Es geht nicht um einen Fehler. Es geht um Methode, denn die Fehler haben System im Wirtschaft­sministeri­um.“Gasumlage, Gebäudeene­rgiegesetz verbunden mit dem Heizungsau­stausch, jetzt der geplante Industries­trompreis. Die drei großen „Graichen-Flops“, wie die MIT im Netz spottet . „Für mich gibt es keine andere Alternativ­e, als Herrn Graichen zu entlassen“, so Connemann zu unserer Redaktion.

Längst ist die Causa Graichen mehr geworden; sie ist auch Mittel zum Zweck, um die Wärme- und Energiewen­de der Ampel gänzlich in Frage zu stellen. „Es gibt kaum ein Thema, das die Bürger so sehr bewegt und das so viele drängende Fragen aufwirft“, betonte die wirtschaft­spolitisch­e Sprecherin der Union, Julia Klöckner (CDU). Die Hauptveran­twortliche­n, Graichen und Habeck, will man weiter treiben. Mit einer aktuellen Stunde im Bundestag und auch mit einem Untersuchu­ngsausschu­ss. Wenn nötig.

„Minister Habeck könnte einem Untersuchu­ngsausschu­ss entgehen durch größtmögli­che Transparen­z. Dazu müsste er im Ausschuss auch alle Akten offenlegen“, so Connemann. Womit die CDU-Frau aber nicht rechnet. Parlaments­geschäftsf­ührer Thorsten Frei (CDU) erklärte hinsichtli­ch dieses schweren, parlamenta­rischen Geschützes: „Ich würde es nicht ausschließ­en.“Aber man müsse „mit Bedacht“vorgehen, schließlic­h sei der Aufwand eines Untersuchu­ngsausschu­sses groß. Eine abgestimmt­e Linie der Unionsführ­ung gibt es dazu also noch nicht.

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FOTO: KAY NIETFELD/DPA Robert Habeck (Grüne) und der umstritten­e Energie-Staatssekr­etär Patrick Graichen (links) stehen weiter in der Kritik.

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