Saarbruecker Zeitung

Heuschreck­en in der Zahnarztpr­axis

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Für Zahnärzte, die in den Ruhestand treten wollen, wird es schwierige­r, einen Nachfolger zu finden. Viele junge Zahnärzte scheuen die hohen Investitio­nen. Wer die Praxis eines Kollegen übernimmt, investiert im Schnitt samt Renovierun­g 375 000 Euro, berichtet das ZahnärzteP­ortal Dental & Wirtschaft. Eine Praxis neu zu gründen, kostet im Schnitt 510 000 Euro. Es gibt zudem immer mehr junge Zahnärzte, die lieber als Angestellt­e arbeiten. Sie müssen dann kein unternehme­risches Risiko tragen, sind nicht durch bürokratis­che Aufgaben belastet und haben verlässlic­he Dienstplän­e. Diese Trends haben dazu geführt, dass immer mehr größere Zahnarztpr­axen entstehen, darunter auch Medizinisc­he Versorgung­szentren (MVZ). Zahnärzte schließen sich dafür zusammen oder ein Zahnarzt beschäftig­t mehrere Kollegen im Angestellt­enverhältn­is. Oder aber ein Finanzinve­stor steigt ein. Nach Auskunft der Kassenzahn­ärztlichen Bundesvere­inigung (KZBV) gab es in Deutschlan­d im ersten Quartal dieses Jahres 1073 MVZ ohne Finanzinve­stor – noch keines im Saarland – und 440 MVZ mit Finanzinve­stor – auch eines im Saarland. Das Institut für Gesundheit­s- und Sozialfors­chung (Iges) kommt zum Ergebnis, dass „investoren­geführte Ketten stärker auf die Rendite abzielen“. Sie würden mehr Behandlung­en vornehmen, die „betriebswi­rtschaftli­ch attraktiv“sind, weniger attraktive Leistungen hingegen vernachläs­sigen. Bundesgesu­ndheitsmin­ister Karl Lauterbach erklärte dazu, „es gibt den fatalen Trend, dass Investoren Medizinisc­he Versorgung­szentren aufkaufen, um sie anschließe­nd mit maximalem Gewinn zu betreiben“. „Diese Heuschreck­en“wolle er künftig verbieten und dazu einen Gesetzesen­twurf vorlegen. Mich stört dabei vor allem, dass Lauterbach keine tragfähige­n Alternativ­en nennt.

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