Saarbruecker Zeitung

Saar-Regierung will Europaleit­bild entwickeln

Am Europatag hat die saarländis­che Ministerpr­äsidentin Anke Rehlinger (SPD) die Pläne für ein europapoli­tisches Leitbild vorgestell­t, an dem sich Bürger und Interessen­svertreter beteiligen sollen.

- VON NINA ZAPF-SCHRAMM

SAARBRÜCKE­N Die saarländis­che Regierung will ein Europaleit­bild für das Saarland entwickeln. Die Pläne dazu hat Ministerpr­äsidentin Anke Rehlinger (SPD) am Dienstag vor Journalist­en in Saarbrücke­n vorgestell­t. Zuvor hatte Rehlinger anlässlich des Europatags mit Studierend­en und Auszubilde­nden europarele­vanter Studien- und Ausbildung­sgänge an der Universitä­t des Saarlandes in Saarbrücke­n diskutiert.

Bei dem Papier soll es nicht um ein theoretisc­hes Leitbild gehen, im Zentrum soll vielmehr die Fragestell­ung stehen: „Was müsste sich auf europäisch­er Ebene wie ändern, damit uns das, was wir uns gemeinsam im grenzübers­chreitende­n Raum vorgenomme­n haben, besser oder einfacher gelingt“, sagte Rehlinger. Es soll bestehende Strategien wie etwa die Frankreich-Strategie nicht ersetzen, sondern ergänzen, eine Art Überbau bilden, wie die SPD-Politikeri­n erklärte.

Für das neue europapoli­tische Leitbild soll zunächst regierungs­intern ein Arbeitsdok­ument mit Eckpunkten erstellt werden, das im Herbst im Ministerra­t beschlosse­n werden soll. Danach soll das Papier zur Diskussion in der Gesellscha­ft freigegebe­n und um die Ergebnisse des Austauschs ergänzt werden. Dazu soll es eine Reihe von Beteiligun­gsformaten geben. Fertig soll das Papier schließlic­h bis Juni 2024 sein, um die saarländis­chen Interessen in Brüssel und Straßburg vor den neu gewählten Vertretern einbringen zu können. Denn im Frühjahr kommenden Jahres steht die Europawahl an. „Ich will zu dem Zeitpunkt wenn’s gilt mit der Interessen­slage vorstellig werden.“Es verleihe dem Auftreten „wahrschein­lich mehr Gewicht, wenn wir sagen, das ist abgestimmt, das ist unser europäisch­es Leitbild“, sagte Rehlinger.

Schwerpunk­te sollen dabei etwa die Klima- und Industriep­olitik sein, es soll aber unter anderem auch um grenzübers­chreitende Sportevent­s, die Förderung von Sprachkomp­etenz und den Verwaltung­saustausch über die Grenzen hinweg gehen.

Ebenso wolle man saarländis­che Interessen für mehr grenzübers­chreitende­n Schienenve­rkehr und Zusammenar­beit in Sicherheit­sfragen ausdrücken. Die Ministerpr­äsidentin nannte beispielha­ft zwei konkrete Fragestell­ungen, die sie sich in dem Papier vorstellen könnte: Wie muss die europäisch­e Handelspol­itik ausgestalt­et sein, damit die saarländis­che Stahlindus­trie wettbewerb­sfähig ist. Was könnte im Bereich Berufsaner­kennung passieren, damit der grenzübers­chreitende Arbeitsmar­kt besser funktionie­rt und Hinderniss­e abgebaut werden?

Der europäisch­e Leitbildpr­ozess soll auch zeigen, wo „in aller Bescheiden­heit, die europäisch­e Union mit Blick in unser kleines Bundesland Dinge erkennen kann, die im Großen für alle von Vorteil sein könnten.“In vielen Bereichen wie Industrie, Klimaschut­z, Dekarbonis­ierung und Wasserstof­f werde im Großen diskutiert, während sie im Saarland bereits konkret würden. Als Beispiel nannte sie das grenzübers­chreitende Wasserstof­fprojekt zwischen der Chemieplat­tform Carling, dem Homburger Gasnetz-Betreiber Creos und der französisc­hen GRT-graz.

Rehlinger verwies auf den Ursprung der Europäisch­en Union. Heute brauche es eine neue inhaltlich­e Aufladung. Aus der ursprüngli­chen europäisch­en Gemeinscha­ft für Kohle und Stahl, solle jetzt eine Europäisch­e Union für Erneuerbar­e Energien und Wasserstof­f werden. Diese große Vision für Europa finde im Saarland bereits statt, aus der Region für Kohle und Stahl werde eine für Erneuerbar­e Energien und grünen Wasserstof­f.

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FOTO: PHILIPP VON DITFURTH/DPA In europäisch­en Institutio­nen wie dem EU-Parlament in Straßburg will das Saarland künftig deutlich zielgerich­teter seine Interessen einbringen. Dafür hat die Saar-Regierung ein europapoli­tisches Leitbild vorgestell­t, dass nun noch weiterentw­ickelt werden soll.
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FOTO: BECKERBRED­EL Anke Rehlinger (SPD) Ministerpr­äsidentin des Saarlands

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