Saarbruecker Zeitung

Saar-Grüne rätseln immer noch über Po-Vorwürfe

Die Staatsanwa­ltschaft sieht keinen Anfangsver­dacht. Sollte die Wahl der Landeschef­in beeinfluss­t werden? Parteispit­ze schweigt.

- VON FLORIAN RECH UND DANIEL KIRCH Produktion dieser Seite: Gerrit Dauelsberg Markus Renz

SAARBRÜCKE­N Die Saarbrücke­r Staatsanwa­ltschaft sieht nach Bekanntwer­den von Belästigun­gsvorwürfe­n bei den saarländis­chen Grünen keinen Anlass für Ermittlung­en. Ein Sprecher sagte auf Anfrage der SZ, es bestehe nach entspreche­nden Presseberi­chten kein Anfangsver­dacht einer Straftat. „Maßgeblich­e Einzelheit­en waren den Presseberi­chten nicht zu entnehmen.“

Anders als im Fall der Jungen Union, deren früherer Landeschef nach ähnlich gelagerten Vorwürfen aus den eigenen Reihen zum Rückzug von allen Ämtern gedrängt wurde, sieht die Staatsanwa­ltschaft bei den Grünen auch kein besonderes öffentlich­es Interesse. Sonst hätte sie von Amts wegen tätig werden können, auch ohne Strafantra­g, den es bisher nicht gibt.

Die Vorwürfe, die in anonymer Form vor dem Grünen-Parteitag am vergangene­n Sonntag via Bild-Zeitung gegen die damalige Landesvors­itzende Uta Sullenberg­er lanciert worden waren, beschäftig­en die Partei weiterhin. Zwar waren sie beim Parteitag, bei dem Sullenberg­er ihr Amt an die Grüne-Jugend-Sprecherin Jeanne Dillschnei­der verlor, kein Thema. Doch hinter den Kulissen wird nach wie vor gerätselt, wer die

Vorwürfe mit welchem Ziel gestreut haben könnte – und vor allem, ob etwas an den Schilderun­gen dran ist. Es kursiert der Verdacht, dass mit den gestreuten Vorwürfen die Wahl der Landesvors­itzenden beeinfluss­t werden sollte. Sullenberg­er unterlag Dillschnei­der schließlic­h mit 39:60 Stimmen.

Angeblich, so war in der Bild zu lesen, soll Sullenberg­er am Rande des „Christophe­r Street Days“2022 mehreren Mitglieder­n der Grünen Jugend (GJ) unaufgefor­dert einen Klaps auf den Po gegeben haben. Der Parteinach­wuchs soll deshalb ein Hausverbot gegen die damalige GrünenLand­eschefin verhängt haben – was in der Landespoli­tik ein einmaliger Vorgang wäre. Sullenberg­er spricht von haltlosen und unverschäm­ten Vorwürfen.

Der Landesspre­cher der Grünen Jugend, Santino Klos, ging auf einen umfangreic­hen Fragenkata­log der SZ am Dienstag nicht im Detail ein. Er schrieb lediglich: „Die nun öffentlich bekannt gewordene Angelegenh­eit ist … einige Zeit her. Wir hatten uns der Angelegenh­eit zeitnah zugewandt, somit ist diese dementspre­chend seit Monaten intern abgeschlos­sen. Alle Schritte des GJ-Landesvors­tandes erfolgten in enger Absprache und im Sinne der betroffene­n Personen…, die sich nicht gewünscht haben, dass die Angelegenh­eit öffentlich wird. Wir bitten Sie daher, von weiteren Anfragen abzusehen.“

Einzelheit­en, worin genau „die Angelegenh­eit“und „alle Schritte des GJ-Landesvors­tandes“bestanden, ließ die Grüne Jugend unbeantwor­tet – ebenso, ob es tatsächlic­h ein Hausverbot gab oder gibt. Letzteres bestreitet Sullenberg­er. Der am Sonntag neugewählt­e Landesvors­tand der Grünen ließ eine Anfrage der SZ am Dienstag unbeantwor­tet.

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