Saar-Grüne rätseln immer noch über Po-Vorwürfe
Die Staatsanwaltschaft sieht keinen Anfangsverdacht. Sollte die Wahl der Landeschefin beeinflusst werden? Parteispitze schweigt.
SAARBRÜCKEN Die Saarbrücker Staatsanwaltschaft sieht nach Bekanntwerden von Belästigungsvorwürfen bei den saarländischen Grünen keinen Anlass für Ermittlungen. Ein Sprecher sagte auf Anfrage der SZ, es bestehe nach entsprechenden Presseberichten kein Anfangsverdacht einer Straftat. „Maßgebliche Einzelheiten waren den Presseberichten nicht zu entnehmen.“
Anders als im Fall der Jungen Union, deren früherer Landeschef nach ähnlich gelagerten Vorwürfen aus den eigenen Reihen zum Rückzug von allen Ämtern gedrängt wurde, sieht die Staatsanwaltschaft bei den Grünen auch kein besonderes öffentliches Interesse. Sonst hätte sie von Amts wegen tätig werden können, auch ohne Strafantrag, den es bisher nicht gibt.
Die Vorwürfe, die in anonymer Form vor dem Grünen-Parteitag am vergangenen Sonntag via Bild-Zeitung gegen die damalige Landesvorsitzende Uta Sullenberger lanciert worden waren, beschäftigen die Partei weiterhin. Zwar waren sie beim Parteitag, bei dem Sullenberger ihr Amt an die Grüne-Jugend-Sprecherin Jeanne Dillschneider verlor, kein Thema. Doch hinter den Kulissen wird nach wie vor gerätselt, wer die
Vorwürfe mit welchem Ziel gestreut haben könnte – und vor allem, ob etwas an den Schilderungen dran ist. Es kursiert der Verdacht, dass mit den gestreuten Vorwürfen die Wahl der Landesvorsitzenden beeinflusst werden sollte. Sullenberger unterlag Dillschneider schließlich mit 39:60 Stimmen.
Angeblich, so war in der Bild zu lesen, soll Sullenberger am Rande des „Christopher Street Days“2022 mehreren Mitgliedern der Grünen Jugend (GJ) unaufgefordert einen Klaps auf den Po gegeben haben. Der Parteinachwuchs soll deshalb ein Hausverbot gegen die damalige GrünenLandeschefin verhängt haben – was in der Landespolitik ein einmaliger Vorgang wäre. Sullenberger spricht von haltlosen und unverschämten Vorwürfen.
Der Landessprecher der Grünen Jugend, Santino Klos, ging auf einen umfangreichen Fragenkatalog der SZ am Dienstag nicht im Detail ein. Er schrieb lediglich: „Die nun öffentlich bekannt gewordene Angelegenheit ist … einige Zeit her. Wir hatten uns der Angelegenheit zeitnah zugewandt, somit ist diese dementsprechend seit Monaten intern abgeschlossen. Alle Schritte des GJ-Landesvorstandes erfolgten in enger Absprache und im Sinne der betroffenen Personen…, die sich nicht gewünscht haben, dass die Angelegenheit öffentlich wird. Wir bitten Sie daher, von weiteren Anfragen abzusehen.“
Einzelheiten, worin genau „die Angelegenheit“und „alle Schritte des GJ-Landesvorstandes“bestanden, ließ die Grüne Jugend unbeantwortet – ebenso, ob es tatsächlich ein Hausverbot gab oder gibt. Letzteres bestreitet Sullenberger. Der am Sonntag neugewählte Landesvorstand der Grünen ließ eine Anfrage der SZ am Dienstag unbeantwortet.