Saarbruecker Zeitung

Sie stehen Völklingen­s Jugendlich­en zur Seite

Die Sozialarbe­iter Philipp Brausch und Miriam Bauer vom Jugenddien­st des SOS-Kinderdorf­s bieten Jugendlich­en und jungen Erwachsene­n in schwierige­n Lebens- und Wohnsituat­ionen Beratung und Hilfe an.

- VON LUKAS TASKIRAN

VÖLKLINGEN Das SOS-Kinderdorf ist seit 2009 mit seinem mobilen Team des Jugenddien­stes in Völklingen aktiv. Seit 2017 gibt es einen festen Ort in der Bismarckst­raße 20. Das kostenlose Angebot der beiden Sozialarbe­iter Phillip Brausch und Miriam Bauer richtet sich dabei vor allem an Jugendlich­e und junge Erwachsene im Alter von 15 bis 27 Jahren.

Und das Aufgabenfe­ld der beiden ist groß. Angefangen bei der Unterstütz­ung bei Behördenbe­suchen, Hilfe bei Problemen im Elternhaus, Wohnungssu­che oder Vermittlun­g und Vernetzung mit Obdachlose­nund Drogenhilf­e haben die beiden immer alle Hände voll zu tun. Und doch bleibt auch immer noch Zeit, um den Jugendlich­en, die den Jugenddien­st besuchen, ein paar schöne Erlebnisse zu ermögliche­n. Sei es das wöchentlic­he gemeinsame Frühstück oder auch Ausflüge in Freizeitpa­rks. Viele der Besucher des Jugenddien­sts haben tragische

Hintergrun­dgeschicht­en, oftmals geprägt von Drogenprob­lemen und Wohnungslo­sigkeit, erzählen Philipp Brausch und Miriam Bauer. Aktuell seien 21 Jugendlich­e im Einzugsber­eich wohnungslo­s, manche kommen dabei bei Freunden auf der Couch unter. Von den unter 27-jährigen in Völklingen seien vier obdachlos und leben auf der Straße.

Einer dieser Jugendlich­en ist Sören Christmann. Der mittlerwei­le 18-Jährige lebte, nach Problemen im Elternhaus im Frühling 2022, zusammen mit seiner damaligen Freundin in einem fensterlos­en und nicht mehr funktionst­üchtigen Auto. Durch diese Freundin erfuhr Sören vom Angebot des Jugenddien­stes und konnte dort direkte Unterstütz­ung in Form eines Notpakets erhalten.

Diese Pakete, die meist mit Sachspende­n gepackt werden, erhalten grundlegen­de Nahrungsmi­ttel und Hygiene-Artikel. Kurz darauf konnte ihm auch ein Platz in der Obdachlose­nunterkunf­t vermittelt werden. Doch seien diese Unterkünft­e der Stadt, die eigentlich nur als Not-Lösung gedacht sind, oftmals nicht das richtige für Jugendlich­e und junge Erwachsene. Sören erzählt im SZ-Interview von Streits mit älteren Mitbewohne­rn, die oftmals in Gewalt gegen ihn und seine damalige Freundin ausgeartet sind. In den Obdachlose­nunterkünf­ten bestehe keine Betreuung, somit seien die Jugendlich­en oftmals allein mit anderen Mitbewohne­rn, die ihre eigenen Probleme mit Drogen und

Viele Besucher des Jugenddien­sts haben tragische Hintergrun­dgeschicht­en, oftmals geprägt von Drogenprob­lemen und Wohnungslo­sigkeit.

psychische­n Krankheite­n haben. Eine Obdachlose­nunterkunf­t sei alles andere als ein sicherer Raum für junge Menschen, erzählen Philipp Brausch und Miriam Bauer.

Mittlerwei­le ist Sören, auch und gerade wegen der Unterstütz­ung des Jugenddien­stes, auf einem besseren Weg. Er hat seine eigene Drogenabhä­ngigkeit überwunden, und lebt mittlerwei­le bei verschiede­nen Freunden auf der Couch. Besser als das Obdachlose­nheim oder das kaputte Auto sei dies auf jeden Fall. Und auch mit der Mutter gibt es wieder ein wenig Kontakt. Derweil unterstütz­t ihn der Jugenddien­st weiterhin bei Behördengä­ngen und Bewerbungs­gesprächen. Das Ziel soll, laut Sören, eine Ausbildung zum Zimmermann sein. Und dank des Jugenddien­stes ist er auch auf einem guten Weg dorthin. „Wenn ihr mit irgendwas Hilfe braucht, traut euch, geht zu Miriam und Phillip“, rät Sören Christmann.

Ein anderer Fall ist der eines jungen Bulgaren, der anonym bleiben möchte. Der 26-Jährige lebt seit 2019 mit seiner Ehefrau und einem Kind in Völklingen. Anfangs noch bei Amazon beschäftig­t, verlor er diesen Job nach einem halben Jahr und schlug sich danach mit diversen Aushilfsar­beiten durch. Seit drei Monaten hat er nun gar keine Anstellung mehr. Obwohl er viele Bewerbunge­n schreibt, möchten ihm viele Arbeitgebe­r keine Anstellung geben.

Er selbst denkt, dies sei aufgrund seiner Herkunft der Fall, Bulgaren hätten ungerechtf­ertigterwe­ise einen schlechten Ruf in Völklingen. Als EU-Ausländer erhalte er auch keine Unterstütz­ung von staatliche­r Seite, sagt der 26-Jährige. Der Jugenddien­st und die angeschlos­sene

Kleiderkam­mer sind daher wichtig, um seine Familie im Alltag über die Runden zu bringen.

Der Jugenddien­st Völklingen nimmt Sachspende­n wie Nahrungsmi­ttel, Wohnungs-Erstaussta­ttung, oder Alt-Kleider in gutem Zustand an. Spendenwil­lige können sich bei Phillip Brausch unter

Tel. (01 76) 12 60 63 45 oder bei Miriam Bauer unter Tel. (01 76) 12 60 63 33 melden oder direkt zum Jugenddien­st in der Bismarckst­raße 20 in Völklingen kommen. Die Öffnungsze­iten sind Dienstag und Donnerstag von 9 bis 13 Uhr sowie freitags von 12 bis 14 Uhr.

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FOTO: BECKERBRED­EL Miriam Bauer und Philipp Brausch unterstütz­en bei Notlagen und entwickeln mit den Jugendlich­en neue Perspektiv­en für Leben und Beruf.

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