Ein Kunst-Himmel für eine Bananenkiste
„ Serientäter“, so kündigt die Union Stiftung die aktuelle Ausstellung von O. W. Himmel an. Ein überaus passender Titel für eine bemerkenswerte Kunst.
SAARBRÜCKEN Es ist eine hübsche Grafik. In einem dunkelblauen Oval ist ein kleiner, grüngelber Kolibri zu sehen, der über einem ebenfalls dunkelblauen Schriftzug „Banasweet“in der Luft steht. Darunter sind grüne Bananenblätter zu erkennen, die mit einer Schrift auf gelbem Grund überdruckt wurden.
Es handelt sich dabei um das Emblem einer Bananenkiste, deren Inhalt wohl aus Ecuador stammte, denn auch dieses Wort ist zu lesen. Das Besondere an dieser bunten, ansprechenden Abbildung ist, dass es sich um einen Linoldruck handelt, der auf einer silberglänzenden Platte abgezogen wurde. Und dass sie derzeit eine der Wände des Erdgeschosses der Union Stiftung in der Malstatter Steinstraße ziert – und das gleich mit 38 vergleichbaren Abbildungen.
Denn die aktuelle Ausstellung der Union Stiftung trägt den Titel „Serientäter: Linoldruckgrafiken von O. W. Himmel“. Und der ist gut gewählt, denn O. W. Himmel zeigt auf drei Etagen eine Menge Linoldrucke aus verschiedenen Serien. Im Erdgeschoss sind es diese bunten, ganz verschiedenartigen und ein kleines bisschen altmodischen Logos, die die Aufmerksamkeit auf sich ziehen. „Es sind keine Bananenaufkleber, sondern die Embleme, die auf Bananenkisten gedruckt werden“, erklärt der Künstler O.W. Himmel in seiner Ausstellung.
Auf die Frage, wie er zu diesen Vorlagen gekommen ist, erzählt er eine kleine Anekdote. „Ich lese viel und habe früher meine Bücher in Bananenkisten aus dem Supermarkt transportiert.“Dabei sei ihm aufgefallen, wie abwechslungsreich und hübsch diese Embleme auf den Kisten sind. Und er fing an, sie zu sammeln. „Heute habe ich über 150 Bananenkisten, die mir als Vorlage dienen.“Einige davon sind auch als Installation in der Ausstellung aufgebaut.
Mittlerweile werden ihm aus der halben Welt Bananenkisten-Embleme mitgebracht. Das alles erklärt die Vielfalt der Motive dieser Serie. Aber
O. W. Himmel zeichnet diese Embleme nicht ab. Er, der von sich selbst behauptet, gar nicht zeichnen zu können, kopiert sie, vergrößert und wendet sie, um daraus Linoldrucke herzustellen, die er mal auf Papier, mal auf Pappe, hier aber auch auf die glänzenden Rückseiten von Offsetdruckplatten abzieht.
Und darin ist O. W. Himmel ein Meister. Der Künstler, der in Ludwigshafen geboren wurde, studierte ab den 1990er Jahren Freie Kunst an der Hochschule der Bildenden Künste Saar (HBK), legte sein Diplom ab, vertiefte seine Studien in Produktdesign, arbeitete als Dozent an verschiedenen Kunsthochschulen. Heute lebt und arbeitet er freischaffend in Köllerbach.
In seinen Werken konzentriert er sich auf ein bestimmtes Thema und variiert dies. In der Ausstellung, die den passenden Namen „Serientäter“trägt, sind neben den abwechslungsreichen und bunten Bananenemblemen auch Rehe, Hirsche und Kühe zu sehen, die einem schon auf den ersten Blick bekannt vorkommen. Hier hat sich O. W. Himmel ganz auf eine verkürzte Darstellung der Tiere reduziert, die monochrom in roten oder grünen Farben abgedruckt werden.
Hierbei handelt es sich um Variationen des Verkehrszeichen „Vorsicht Wildwechsel“. „Die Tiere sind allesamt real existierende graphische Verkehrszeichen aus Europa, der Türkei, den USA und Namibia“, erklärt er weiter. Daher erscheinen sie so vertraut. Aber auch hier versteht es O. W. Himmel, zu überraschen. Denn die Vielfalt der Tiere ist groß. Ganz unterschiedlich sind sie mal graphischer, mal realistischer, mal mit größerem, mal mit kleinerem Geweih abgebildet. Und sie alle springen wegen des Rechtsverkehrs von rechts nach links. „Nur die angelsächsischen Rehböcke springen von links nach rechts“, erläutert der Künstler.
Daneben sind in der bemerkenswerten Ausstellung auch noch Linoldrucke von den Emblemen von
Kaffeesäcken oder von Farbdosen zu sehen, die der Künstler selbst nutzt. Und ganz oben sind sogar fünf Linoldrucke ausgestellt, die ihn selbst bei der Arbeit, beim Drucken, zeigen. Diese Linoldrucke wurden bereits mehrfach ausgestellt und angekauft, darunter sogar von der Stiftung saarländischer Kulturbesitz. Kein Wunder, fassen sie doch auf überraschende Weise das außergewöhnliche Schaffen von O. W. Himmel gut zusammen.
Ausstellung „Serientäter: Linoldruckgrafiken von O. W. Himmel“bis 21.
Juni in der Union Stiftung, Steinstraße
10, Saarbrücken. Geöffnet Montag bis Donnerstag 8.30 Uhr bis 16.30 Uhr und Freitag 8.30 Uhr bis 14.30 Uhr. Am Dienstag, 23. Mai, und am 29. Juni, 10 Uhr, findet jeweils ein Künstlerfrühstück mit O. W. Himmel statt. Infos dazu unter: https:// www.unionstiftung.de/veranstaltungen/ serientaeter-kuenstlerfruehstueck/