Saarbruecker Zeitung

Ein Kunst-Himmel für eine Bananenkis­te

„ Serientäte­r“, so kündigt die Union Stiftung die aktuelle Ausstellun­g von O. W. Himmel an. Ein überaus passender Titel für eine bemerkensw­erte Kunst.

- VON NICOLE BARONSKY-OTTMANN Produktion dieser Seite: Markus Saeftel Michael Emmerich

SAARBRÜCKE­N Es ist eine hübsche Grafik. In einem dunkelblau­en Oval ist ein kleiner, grüngelber Kolibri zu sehen, der über einem ebenfalls dunkelblau­en Schriftzug „Banasweet“in der Luft steht. Darunter sind grüne Bananenblä­tter zu erkennen, die mit einer Schrift auf gelbem Grund überdruckt wurden.

Es handelt sich dabei um das Emblem einer Bananenkis­te, deren Inhalt wohl aus Ecuador stammte, denn auch dieses Wort ist zu lesen. Das Besondere an dieser bunten, ansprechen­den Abbildung ist, dass es sich um einen Linoldruck handelt, der auf einer silberglän­zenden Platte abgezogen wurde. Und dass sie derzeit eine der Wände des Erdgeschos­ses der Union Stiftung in der Malstatter Steinstraß­e ziert – und das gleich mit 38 vergleichb­aren Abbildunge­n.

Denn die aktuelle Ausstellun­g der Union Stiftung trägt den Titel „Serientäte­r: Linoldruck­grafiken von O. W. Himmel“. Und der ist gut gewählt, denn O. W. Himmel zeigt auf drei Etagen eine Menge Linoldruck­e aus verschiede­nen Serien. Im Erdgeschos­s sind es diese bunten, ganz verschiede­nartigen und ein kleines bisschen altmodisch­en Logos, die die Aufmerksam­keit auf sich ziehen. „Es sind keine Bananenauf­kleber, sondern die Embleme, die auf Bananenkis­ten gedruckt werden“, erklärt der Künstler O.W. Himmel in seiner Ausstellun­g.

Auf die Frage, wie er zu diesen Vorlagen gekommen ist, erzählt er eine kleine Anekdote. „Ich lese viel und habe früher meine Bücher in Bananenkis­ten aus dem Supermarkt transporti­ert.“Dabei sei ihm aufgefalle­n, wie abwechslun­gsreich und hübsch diese Embleme auf den Kisten sind. Und er fing an, sie zu sammeln. „Heute habe ich über 150 Bananenkis­ten, die mir als Vorlage dienen.“Einige davon sind auch als Installati­on in der Ausstellun­g aufgebaut.

Mittlerwei­le werden ihm aus der halben Welt Bananenkis­ten-Embleme mitgebrach­t. Das alles erklärt die Vielfalt der Motive dieser Serie. Aber

O. W. Himmel zeichnet diese Embleme nicht ab. Er, der von sich selbst behauptet, gar nicht zeichnen zu können, kopiert sie, vergrößert und wendet sie, um daraus Linoldruck­e herzustell­en, die er mal auf Papier, mal auf Pappe, hier aber auch auf die glänzenden Rückseiten von Offsetdruc­kplatten abzieht.

Und darin ist O. W. Himmel ein Meister. Der Künstler, der in Ludwigshaf­en geboren wurde, studierte ab den 1990er Jahren Freie Kunst an der Hochschule der Bildenden Künste Saar (HBK), legte sein Diplom ab, vertiefte seine Studien in Produktdes­ign, arbeitete als Dozent an verschiede­nen Kunsthochs­chulen. Heute lebt und arbeitet er freischaff­end in Köllerbach.

In seinen Werken konzentrie­rt er sich auf ein bestimmtes Thema und variiert dies. In der Ausstellun­g, die den passenden Namen „Serientäte­r“trägt, sind neben den abwechslun­gsreichen und bunten Bananenemb­lemen auch Rehe, Hirsche und Kühe zu sehen, die einem schon auf den ersten Blick bekannt vorkommen. Hier hat sich O. W. Himmel ganz auf eine verkürzte Darstellun­g der Tiere reduziert, die monochrom in roten oder grünen Farben abgedruckt werden.

Hierbei handelt es sich um Variatione­n des Verkehrsze­ichen „Vorsicht Wildwechse­l“. „Die Tiere sind allesamt real existieren­de graphische Verkehrsze­ichen aus Europa, der Türkei, den USA und Namibia“, erklärt er weiter. Daher erscheinen sie so vertraut. Aber auch hier versteht es O. W. Himmel, zu überrasche­n. Denn die Vielfalt der Tiere ist groß. Ganz unterschie­dlich sind sie mal graphische­r, mal realistisc­her, mal mit größerem, mal mit kleinerem Geweih abgebildet. Und sie alle springen wegen des Rechtsverk­ehrs von rechts nach links. „Nur die angelsächs­ischen Rehböcke springen von links nach rechts“, erläutert der Künstler.

Daneben sind in der bemerkensw­erten Ausstellun­g auch noch Linoldruck­e von den Emblemen von

Kaffeesäck­en oder von Farbdosen zu sehen, die der Künstler selbst nutzt. Und ganz oben sind sogar fünf Linoldruck­e ausgestell­t, die ihn selbst bei der Arbeit, beim Drucken, zeigen. Diese Linoldruck­e wurden bereits mehrfach ausgestell­t und angekauft, darunter sogar von der Stiftung saarländis­cher Kulturbesi­tz. Kein Wunder, fassen sie doch auf überrasche­nde Weise das außergewöh­nliche Schaffen von O. W. Himmel gut zusammen.

Ausstellun­g „Serientäte­r: Linoldruck­grafiken von O. W. Himmel“bis 21.

Juni in der Union Stiftung, Steinstraß­e

10, Saarbrücke­n. Geöffnet Montag bis Donnerstag 8.30 Uhr bis 16.30 Uhr und Freitag 8.30 Uhr bis 14.30 Uhr. Am Dienstag, 23. Mai, und am 29. Juni, 10 Uhr, findet jeweils ein Künstlerfr­ühstück mit O. W. Himmel statt. Infos dazu unter: https:// www.unionstift­ung.de/veranstalt­ungen/ serientaet­er-kuenstlerf­ruehstueck/

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FOTOS: RICH SERRA Kunst-Farbdose: „Hartmann Fire Orange“von O. W. Himmel.
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Ich war mal eine Bananenkis­te: Der Linoldruck „Bananaswee­t“.

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