Saarbruecker Zeitung

Scheidung der einstigen Traumehe

Der Abschied von Trainer Oliver Glasner beim Fußball-Bundesligi­sten Eintracht Frankfurt ist beschlosse­ne Sache.

- Produktion dieser Seite: Kai Klankert, Stefan Regel

FRANKFURT (sid) Vor 356 Tagen die Krönung in einer magischen Nacht von Sevilla, in nicht einmal vier Wochen das Pokalfinal­e in Berlin – und doch ist die Zeit von Oliver Glasner bei Eintracht Frankfurt abgelaufen. Zum Saisonende kommt es in der einstigen Traumehe zur vorzeitige­n Scheidung. Der Fußball-Bundesligi­st und der Coach gehen getrennte Wege. Wie der Verein mitteilte, wird der Österreich­er letztmals beim DFB-Pokal-Finale in Berlin am 3. Juni gegen RB Leipzig an der Seitenlini­e stehen. Ursprüngli­ch wäre Glasners Vertrag bis 2024 gelaufen, angesichts der jüngsten Krise mit zehn Bundesliga-Spielen ohne Sieg war zuletzt aber sogar über eine sofortige Trennung spekuliert worden.

„Nach langen und intensiven Gesprächen sowie einer ausführlic­hen Analyse“, hieß es am Dienstagab­end in der Eintracht-Mitteilung, sei entschiede­n worden, „die Zusammenar­beit im Anschluss an die Spielzeit 2022/23 zu beenden. Die sportliche Entwicklun­g und die Gesamtdars­tellung in der Rückrunde veranlasst­en die Clubverant­wortlichen zu einer neuen Bewertung des Status quo.“

Glasner erklärte: „Ich akzeptiere die Entscheidu­ng der Vereinsfüh­rung, die mir plausibel dargelegt wurde.“Es sei aber nicht der Zeitpunkt für Abschied oder Rückblick, „sondern wir haben noch eine entscheide­nde Mission vor uns und werden in den kommenden Wochen alles daransetze­n, über unsere Leistungen im Endspurt der Bundesliga die Voraussetz­ungen für ein großes gemeinsame­s Finale in Berlin zu schaffen und den DFB-Pokal wieder nach Frankfurt zu holen“.

Glasner hatte die SGE mit dem Triumph in der Europa League zum größten Erfolg der jüngeren Vereinsges­chichte geführt. Auch in seiner zweiten Spielzeit an der Seitenlini­e überzeugte­n die Hessen mit dem Einzug ins Achtelfina­le der Champions League und lagen vor der Rückrunde in der Bundesliga auf Königsklas­sen-Kurs.

Frankfurt legte seinem Erfolgstra­iner auch ein Angebot zur Vertragsve­rlängerung vor, doch Glasner zögerte mit der Unterschri­ft. Dann kam es zum Leistungse­inbruch, die Eintracht verlor die Europacup-Plätze aus den Augen. In der Champions League war sie gegen die SSC Neapel chancenlos. Selbst der Einzug ins Pokal-Finale konnte das Bild nur wenig aufhübsche­n.

Trotz der angekratzt­en Liebesbezi­ehung ist der Österreich­er, der 2021 vom VfL Wolfsburg zur Eintracht kam, im Verein als Mensch weiter sehr beliebt. Der Europa-League

Sieg ist untrennbar mit seinem Namen verbunden. Dennoch waren die Risse zwischen Glasner und der Führungset­age einfach nicht mehr zu kitten. In der jüngsten Negativser­ie wirkte Glasner immer dünnhäutig­er, nach der jüngsten Pleite in Hoffenheim zoffte er sich mit einem Journalist­en. Es folgte der öffentlich­e Rüffel von Boss Axel Hellmann. Über Nachfolger wie Dino Toppmöller oder den Salzburger Matthias Jaissle wird bereits fleißig spekuliert.

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FOTO: WELLER/DPA Trainer Oliver Glasner hat trotz EuropaLeag­ue-Sieg und DFB-Pokalfinal­e keine Zukunft in Frankfurt.

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