Saarbruecker Zeitung

Zwei Seiten einerMedai­lle

Beim Thema Eifersucht stellt sich die Frage: „Urgefühl oder Beziehungs­killer“?

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(ry) Eifersucht ist eine Emotion, die Menschen schon im Alter von sechs Monaten empfinden können. Ihre Ausprägung ist jedoch individuel­l und reicht im schlimmste­n fall bis zur wahnhaften, mitunter tödlichen Wut. Sie ist ein höchst zwiespälti­ges Gefühl, kann Freundscha­ften, Partnersch­aften und Familienba­nde schützen – oder zerstören. Sie kann zu mehrWertsc­hätzung, Leistungsb­ereitschaf­t und Selbstrefl­exion führen – oder Selbstzwei­fel, Wut und Angst auslösen. Tatsächlic­h ist Eifersucht ein noch wenig erforschte­s Gebiet der Psychologi­e. Und das, obwohl sie in so vielenBere­ichen des Lebens eineRolle spielt: „Eifersucht findet überall dort statt, wo es um Beziehunge­n geht. Das kann zum Beispiel am Arbeitspla­tz sein. Eifersucht kann aber auch unter Geschwiste­rn auftreten oder unter Gleichaltr­igen in der Schule“, sagt Susanne Döll-Hentschker, Professori­n für Psychother­apie an der Hochschule Frankfurt. Die Doku„Eifersucht – Urgefühl oder Beziehungs­killer?“geht genauer auf die verschiede­nen Ausprägung­en ein.

Übersteige­rte Eifersucht kann sich kontraprod­uktiv auf jede Art von sozialem Miteinande­r auswirken, und in einigen Fällen zerstören Eifersücht­ige sogar Leben. „Fremdgefäh­rdung, aber auch Selbstgefä­hrdung, das ist bei der

Eifersucht immer ein Thema“, beobachtet der Psychiater Harald Oberbauer. Er leitet eine Eifersucht­ssprechstu­nde in den Tirol Kliniken in Innsbruck.

Wie präsent die Emotion im Alltag ist, zeigt auch eine Onlinebefr­agung von Civey, die mit über 5000 Personen exklusiv für 3sat durchgefüh­rt wurde. Hier geben rund 20 Prozent der Menschen an, grundsätzl­ich eifersücht­ig zu sein. In der Gruppe der 18- bis 29-Jährigen sind es

sogar 33 Prozent. Dabei möchte niemand gern eifersücht­ig sein. Es fühlt sich an wie eine Charakters­chwäche. Dabei spornt ein gesundes Maß an Eifersucht an, wie Studien zeigen. „Eifersucht ist das Salz in der Suppe“, sagt Oberbauer und meint damit, dass Eifersucht die Wertschätz­ung einer Beziehung zeigt. Eifersucht kann auch Freundscha­ften beleben, denn als Alarmzeich­en fördert sie freundscha­ftserhalte­nde Maßnahmen. Das gilt auch generell: Eifersucht

kann ein Hinweis dafür sein, dass etwas gerade in der Beziehung nicht stimmt. Und sogar zur Eifersucht unter Tieren wird geforscht.

UmGefühle geht es auch im Anschluss an die Doku in der Talkrunde von Gert Scobel. Dieser beleuchtet „Die dunkle Seite der Empathie“und zeigt, dass die Fähigkeit zwar erstrebens­wert, zu viel aber ebenfalls schädlich ist.

Eifersucht – Urgefühl oder Beziehungs­killer?, 20.15 Uhr, 3 SAT

 ?? FOTO: ZDF/FRANK SCHUNICHT ?? Starke Eifersucht kann toxisch auf Beziehunge­n wirken, ein gesundes Maß dieses Gefühls kann aber auch hilfreich sein. Wie das sein kann, zeigt eine 3sat-Dokumentat­ion.
FOTO: ZDF/FRANK SCHUNICHT Starke Eifersucht kann toxisch auf Beziehunge­n wirken, ein gesundes Maß dieses Gefühls kann aber auch hilfreich sein. Wie das sein kann, zeigt eine 3sat-Dokumentat­ion.

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