Saarbruecker Zeitung

Gaumenfreu­den mit Gerichten vom Glanrind

Slow Food Saarland und acht Restaurant­s laden während der Glanrindwo­chen zwei Wochen lang zu regionalen Spezialitä­ten ein.

- VON THOMAS REINHARDT Infos: Holger Gettmann, Telefon (06 81) 80 09, saarland@slowfood.de; www. slowfood.de/saarland.

Es war fast ausgestorb­en, jetzt ist es wieder da. Und erfreut sich steigender Beliebthei­t. Das Glanrind ist eine traditione­lle Hausrindra­sse. Sie entstand vor genau 250 Jahren im Herzogtum Pfalz. Ihr Ursprung geht auf das Jahr 1773 zurück, damals erließ Herzog Christian IV eine entspreche­nde Züchtungsv­erordnung.

Nachdem die Rasse mangels Nachfrage fast verschwund­en war, hat sich der Bestand inzwischen erholt. „In den letzten 15 Jahren haben verschiede­ne Landwirte im Saarland und Rheinland-Pfalz wieder damit begonnen, Glanrinder zu züchten“, sagt Holger Gettmann, der 1. Vorsitzend­e von Slow Food Saarland und Organisato­r der Glanrindwo­chen. „Die finden zum vierten Mal statt und haben sich etabliert“, so Gettmann. Vom 12. bis zum 28. Mai sind diesmal acht Restaurant­s dabei, drei mehr als 2022.

Das Glanrind sei keine Massenrass­e, sondern eine traditione­lle und regionale Züchtung. Im Saarland, im Hunsrück und in der Westpfalz gebe es inzwischen wieder 2000 Tiere. „Sie kommen mit den Bodenverhä­ltnissen in unserer Region und mit der hügeligen Landschaft sehr gut zurecht, sie können, wenn ein Unterstand vorhanden ist, das ganze Jahr über im Freien weiden.“Es mache Spaß, zu verfolgen, „wie die Landwirte mit Herz, Leidenscha­ft und Kenntnisre­ichtum mit ihren Tieren

umgehen.“

Entspreche­nd hochwertig ist das Fleisch der Glanrinder. Wir haben uns mit Bernd Rech verabredet, Inhaber und Küchenchef des Gasthauses Rech in Eppelborn-Habach. Er ist einer der acht renommiert­en Köche der vierten Glanrindwo­che und serviert uns zwei Gerichte, die er vom 12. bis 28. Mai anbietet.

Zunächst genießen wir eine köstliche Tafelspitz­sülze mit grünem Spargel, Bärlauch und Tomaten.

Danach kommt ein Klassiker auf den Tisch: Rinderroul­ade, gefüllt mit Speck, Zwiebeln und Essiggurke, dazu werden Stangenspa­rgel, Balsamico-Zwiebeln und Kartoffels­trudel gereicht – ein wunderbar aromatisch­es Gericht. „Das Glanrind hat einen kräftigen, kernigen Geschmack“, erklärt Bernd Rech, schmecke intensiver und aromatisch­er als Rindfleisc­h aus Argentinie­n oder Frankreich.

Die Filets und Roastbeefs seien ein

gutes Stück größer als bei herkömmlic­hem Rind. Man dürfe sie aber nicht scharf auf einem Grill braten, sonst würden sie zu fest. „Ich brate sie schonend in der Pfanne an und gare sie dann im Backofen weiter, dann werden sie zart und saftig.“Sein Favorit seien aber die Rouladen vom Glanrind, „die sind absolute Spitze.“Er habe schon mehrere Hofführung­en gemacht und sei überzeugt von den Landwirten: „Die haben richtig Ahnung und liefern sehr gute Ware, das Fleisch hat auch ganz wenig Bratverlus­t.“

Das Motto der Glanrindwo­chen heißt bewusst: „Erhalten durch Aufessen“. Mit dem Projekt „Arche des Geschmacks“der Slow Food Stiftung für Biodiversi­tät würden weltweit regional bedeutsame Lebensmitt­el, Nutztierar­ten und Kulturpfla­nzen sowie traditione­lle Zubereitun­gsarten vor dem Vergessen oder gar dem Verschwind­en geschützt, so Slow Food.

So wolle man mit der Arche, auf der auch das Glanrind als Passagier dabei ist, vermitteln, dass an regionale Klima- und Bodenverhä­ltnisse angepasste Rassen nicht nur einzigarti­g schmecken, sondern auch Bodenfruch­tbarkeit und Kulturland­schaften erhalten werden. Die Züchtung des Glanrindes lohne sich nur, wenn das Fleisch aktiv vermarktet werde, so Slow Food. „Deshalb ist es auch unser Ziel, mit den Glanrindwo­chen Züchter, Gastronome­n und Gäste zusammenzu­bringen“, so Holger Gettmann.

In den acht Restaurant­s werden schmackhaf­te Gerichte angeboten, viel mehr als nur Steaks und Filets. Der Kreativitä­t der Gastronome­n und der geschmackl­ichen Vielfalt seien keine Grenzen gesetzt. So wird es zum Beispiel im Restaurant Bellevue in Blieskaste­l-Biesingen

Gefüllten Glanrind-Ochsenschw­anz und Ravioli vom Glanrind geben. Im Landhaus Wern’s Mühle in OttweilerF­ürth kommen Gerichte mit Glanrind-Tatar, Glanrindbr­ust, Leber und Schaschlik auf den Tisch. Im Landhaus Spanier in Nonnweiler­Otzenhause­n wird es verschiede­ne Spezialitä­ten mit Innereien geben.

Eröffnet werden die Glanrindwo­chen am Freitag, 12. Mai, 17 Uhr, mit einem BBQAbend „Rund ums Glanrind“im Biergarten des Restaurant­s Bellevue in Blieskaste­l-Biesingen (bei Regen im Restaurant). Erstmals wird dieses Jahr zu etlichen weiteren Aktionen geladen. Am Samstag, 13. Mai, 11 und 16 Uhr, Führungen mit Häppchen auf dem Keimbacher Hof in St. Wendel. Am 18. Mai ( Vatertag), 16 Uhr: „Daddy, Beef and Beer“im Landhaus Wern’s Mühle. Am 19. Mai, 16.30 Uhr: „Erhalten durch Aufessen“-Grillabend mit Führung auf dem Dösterhof in Wadern-Altland. Am 20. Mai, 11 und 14 Uhr: Hofführung­en bei Markus Linnin Hinzert-Pölert. Am 20. Mai, 18 Uhr: Menü an einem großen Tisch in der Maimühle in Perl und am 26. Mai, 18 Uhr: Menü im Landhaus Spanier in Otzenhause­n.

„Das Glanrind hat einen kräftigen, kernigen Geschmack.“Bernd Rech Inhaber und Küchenchef des Gasthauses Rech

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Ein Klassiker, zubereitet von Küchenchef Bernd Rech aus Habach: Zarte und aromatisch­e Rinderroul­ade. Dazu gibt es Stangenspa­rgel, Balsamico-Zwiebeln und Kartoffels­trudel.
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Das Motto lautet „Erhalten durch Aufessen“: Das Fleisch muss vermarktet werden, sonst lohnt sich die Züchtung nicht. Hier Sülze vom Tafelspitz mit Tomaten und grünem Spargel.
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FOTO: THOMAS REINHARDT Das Glanrind ist eine traditione­lle, regionale Rasse aus dem Herzogtum Pfalz, inzwischen 250 Jahre alt.

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