Saarbruecker Zeitung

Saar-Wirtschaft­sminister fordert mehr Offenheit gegenüber Ausländern

In Zeiten des Fachkräfte­mangels macht sich Jürgen Barke (SPD) für eine neue Willkommen­skultur in Deutschlan­d und im Saarland stark.

- VON THOMAS SPONTICCIA

Der saarländis­che Wirtschaft­sminister Jürgen Barke (SPD) macht sich für deutlich mehr qualifizie­rte Zuwanderun­g in Deutschlan­d und eine größere Offenheit gegenüber Ausländern stark. Zugleich tritt er vehement Argumenten entgegen, Ausländer nähmen Deutschen etwas weg.

Nach allen bisherigen Erfahrunge­n, auch der Landesregi­erung, sei es keinesfall­s möglich, freie Stellen am Arbeitsmar­kt nur mit Deutschen und Arbeitslos­en zu besetzen. „Das geht an der Realität vorbei“, betonte der Minister im Interview mit der Saarbrücke­r Zeitung. Ohne eine neue Willkommen­skultur gegenüber qualifizie­rter Zuwanderun­g und Ausländern „besteht die Gefahr, dass der Wirtschaft­sstandort Schaden nimmt“, befürchtet Barke.

Am dringendst­en sei es jetzt, „schnell eine Verständig­ung aller Bundesländ­er und Regionen darüber herbeizufü­hren, dass die Zuwanderun­g von Fach- und Arbeitskrä­ften in Deutschlan­d vereinfach­t wird“. Dazu gehöre auch mehr Toleranz der Politik gegenüber im Ausland erworbenen Berufsabsc­hlüssen, die denen in Deutschlan­d vergleichb­ar sind. „Warum soll jemand, der seit 30 Jahren erfolgreic­h schweißen kann, nicht auch bei uns schweißen können?“, fragte Barke. Zugleich verwahrte er sich gegen den Begriff Wirtschaft­sflüchtlin­ge. „Ich gebrauche den Begriff Wirtschaft­sflüchtlin­ge überhaupt nicht. Er verstößt auch gegen mein humanitäre­s Grundverst­ändnis.“Er verurteilt­e Behauptung­en, dass Nicht-Deutsche kriminelle­r seien. „Dafür gibt es auch keinerlei statistisc­he Belege“, betonte der Minister. Wer solche Vorurteile bediene, „handelt nach meiner Meinung nicht auf der Basis des Grundgeset­zes“; so Barke.

Er machte zugleich einen Urheber für das Problem aus. Rechte Kräfte und auch bestimmte Parteien behauptete­n gerne, Ausländer und Migration seien das größte Problem schlechthi­n. In Wirklichke­it gehe es denen um nichts anderes als Macht. Von vielen werde zudem vergessen, dass etwa „das Saarland schon immer Einwanderu­ngsland war“. Ganze Generation­en ausländisc­her Mitbürger hätten die Region mit aufgebaut: ob im Bergbau, am Fließband bei Ford oder auch in der Stahlindus­trie. Ohne deren Beitrag hätte das Saarland nach Überzeugun­g des Ministers nicht den wirtschaft­lichen Aufstieg bis heute nehmen können.

Barke sieht es als eine seiner Hauptaufga­ben innerhalb der Landesregi­erung an, mit dazu beizutrage­n, das gesellscha­ftliche Klima positiv zu beeinfluss­en. An der Saar kann es nach seiner Überzeugun­g besonders gut gelingen, Zuwanderer zu integriere­n. Dabei setzt der Minister auch auf die Hilfe der Vereine.

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FOTO: OLIVER DIETZE/DPA Jürgen Barke (SPD), Minister für Wirtschaft, Innovation, Digitales und Energie.

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