Saar-Wirtschaftsminister fordert mehr Offenheit gegenüber Ausländern
In Zeiten des Fachkräftemangels macht sich Jürgen Barke (SPD) für eine neue Willkommenskultur in Deutschland und im Saarland stark.
Der saarländische Wirtschaftsminister Jürgen Barke (SPD) macht sich für deutlich mehr qualifizierte Zuwanderung in Deutschland und eine größere Offenheit gegenüber Ausländern stark. Zugleich tritt er vehement Argumenten entgegen, Ausländer nähmen Deutschen etwas weg.
Nach allen bisherigen Erfahrungen, auch der Landesregierung, sei es keinesfalls möglich, freie Stellen am Arbeitsmarkt nur mit Deutschen und Arbeitslosen zu besetzen. „Das geht an der Realität vorbei“, betonte der Minister im Interview mit der Saarbrücker Zeitung. Ohne eine neue Willkommenskultur gegenüber qualifizierter Zuwanderung und Ausländern „besteht die Gefahr, dass der Wirtschaftsstandort Schaden nimmt“, befürchtet Barke.
Am dringendsten sei es jetzt, „schnell eine Verständigung aller Bundesländer und Regionen darüber herbeizuführen, dass die Zuwanderung von Fach- und Arbeitskräften in Deutschland vereinfacht wird“. Dazu gehöre auch mehr Toleranz der Politik gegenüber im Ausland erworbenen Berufsabschlüssen, die denen in Deutschland vergleichbar sind. „Warum soll jemand, der seit 30 Jahren erfolgreich schweißen kann, nicht auch bei uns schweißen können?“, fragte Barke. Zugleich verwahrte er sich gegen den Begriff Wirtschaftsflüchtlinge. „Ich gebrauche den Begriff Wirtschaftsflüchtlinge überhaupt nicht. Er verstößt auch gegen mein humanitäres Grundverständnis.“Er verurteilte Behauptungen, dass Nicht-Deutsche krimineller seien. „Dafür gibt es auch keinerlei statistische Belege“, betonte der Minister. Wer solche Vorurteile bediene, „handelt nach meiner Meinung nicht auf der Basis des Grundgesetzes“; so Barke.
Er machte zugleich einen Urheber für das Problem aus. Rechte Kräfte und auch bestimmte Parteien behaupteten gerne, Ausländer und Migration seien das größte Problem schlechthin. In Wirklichkeit gehe es denen um nichts anderes als Macht. Von vielen werde zudem vergessen, dass etwa „das Saarland schon immer Einwanderungsland war“. Ganze Generationen ausländischer Mitbürger hätten die Region mit aufgebaut: ob im Bergbau, am Fließband bei Ford oder auch in der Stahlindustrie. Ohne deren Beitrag hätte das Saarland nach Überzeugung des Ministers nicht den wirtschaftlichen Aufstieg bis heute nehmen können.
Barke sieht es als eine seiner Hauptaufgaben innerhalb der Landesregierung an, mit dazu beizutragen, das gesellschaftliche Klima positiv zu beeinflussen. An der Saar kann es nach seiner Überzeugung besonders gut gelingen, Zuwanderer zu integrieren. Dabei setzt der Minister auch auf die Hilfe der Vereine.