Saarbruecker Zeitung

Zutritt zur Saarland Therme erst ab 18

Die Saarland Therme in Rilchingen-Hanweiler sorgt mit ihrer neuen Besucherre­gelung für Wirbel. Das Sauna- und Wellnesspa­radies in Kleinblitt­ersdorf schränkt den Zutritt für Minderjähr­ige stark ein.

- VON LUCAS HOCHSTEIN, JULIA FRANZ UND LEA KASSECKERT

Die Saarland Therme im Regionalve­rband Saarbrücke­n lässt ab Juli 2023 an fast allen Tagen keine Kinder und Jugendlich­e mehr ins Bad. Das teilte die Saarland Therme am Donnerstag auf Facebook mit. Das Sauna- und Wellness-Angebot der Therme in Kleinblitt­ersdorf steht ab dem 1. Juli nur noch Gästen offen, die älter als 18 Jahre sind.

Für Familien mit minderjähr­igen Kindern ist demnach nur noch an einem Tag in der Woche der Besuch möglich. Der sogenannte „Familienta­g“am Mittwoch bildet die Ausnahme zur neuen Regel. „Der Eintrittsp­reis für Kinder bleibt unveränder­t“, schreibt das Bad in seiner Mitteilung weiter.

Die auf Deutsch und Französisc­h veröffentl­ichte Mitteilung endet zumindest auf Deutsch mit den Worten „Wir freuen uns.“Die Freude der Anbieter trifft bei den Nutzern von Facebook allerdings auf ein geteiltes Echo. Die Reaktionen auf der offizielle­n Seite der Therme reichen von Kritik bis hin zu Verständni­s.

Den Grund für die neue Besucherre­gel gibt Thermen-Sprecherin Melanie Nickles wie folgt an: „Wir sind eine kleine Therme, ein Ort der Ruhe und Entspannun­g. Bei uns gibt es keine Kinderanim­ation.“Hinzu komme, dass Minderjähr­ige vom Beckenrand gesprungen sind und die Hausregeln nicht eingehalte­n haben. „Das ist uns bei Kindern und Jugendlich­en gleicherma­ßen aufgefalle­n“, teilt Nickles mit. Mit dem Familienta­g wolle man eine Störung der Gäste zukünftig verhindern, so die Sprecherin auf Nachfrage unserer Zeitung.

Als ein „schlechtes Signal für Minderjähr­ige im Saarland“betitelt Juso-Landesvors­itzende Emily Vontz die Entscheidu­ng der Thermen-Geschäftsf­ührung. „Junge Menschen werden dadurch unter Generalver­dacht gestellt. Minderjähr­ige nur an einem Tag ins Bad zu lassen, wird der

Individual­ität von jungen Menschen nicht gerecht. Auch für Familien kann die neue Regelung ein Nachteil sein, denn sie ist alles andere als familienfr­eundlich“, sagt Vontz unserer Zeitung. Ihr Gegenvorsc­hlag: Es könnte immer mal wieder ein Tag angeboten werden, an dem nur Erwachsene die Saarland Therme besuchen dürfen.

Eine Facebook-Nutzerin befürworte­t die Entscheidu­ng und schreibt: „Ich finde es gut, weil wenn ich schon so lange anreise und viel Geld bezahle, dann möchte ich auch mal ohne Kinder entspannen. Gute

Sache.“„Nichts gegen Kinder (habe selbst drei), aber ich fahre 45 Minuten bis in die Therme und für das Geld möchte ich auch mal relaxen“, schreibt eine andere Nutzerin. Eine weitere schreibt: „Gute Entscheidu­ng. Liebe mein Kind über alles… aber Therme soll Erholung sein ohne Kinder. Dafür gibt es SpaßBäder.“

Beim Überfliege­n der FacebookKo­mmentare wird aber auch schnell deutlich, dass viele die Entscheidu­ng so gar nicht nachvollzi­ehen können. Sie sehen die Problemati­k eher bei den Erwachsene­n. So heißt es in einem Kommentar: „Mir sind Kinder dort noch nie schlecht aufgefalle­n, aber dafür viele Erwachsene, die die Ruhe nicht einhalten und noch die Handys dabei haben!“Ein anderer Nutzer sieht das ähnlich und kommentier­t: „Viele Erwachsene benehmen sich mehr daneben als die Kinder! Mich hat da noch

nie ein Kind gestört.“

Unabhängig von der neuen Besucherre­gelung sind sich viele Nutzer in einem Punkt einig: Sie wünschen sich die Möglichkei­t, Tickets online buchen zu können, zurück.

Als Leuchtturm-Projekt hat 2005 die saarländis­che Landesregi­erung, unter Ex-Ministerpr­äsident Peter Müller (CDU), den Bau der Saarland Therme mit 10,7 Millionen Euro gefördert. Die heutige SPD-Landesregi­erung bezeichnet­e 2022 das Bad als Anziehungs­punkt für Touristen. „Die Therme zählt mit dem Weltkultur­erbe Völklinger Hütte und dem Baumwipfel­pfad zu den meistbesuc­hten Freizeitei­nrichtunge­n des Saarlandes. Mit dem benachbart­en Glampingre­sort und dem Wohnmobilp­ark wird die Therme zunehmend auch von Übernachtu­ngsgästen heimgesuch­t, was die überregion­ale Bedeutung weiter unterstrei­cht“, teilte die Landes

regierung im vergangene­n Jahr auf Nachfrage unserer Zeitung zu deren zehnjährig­en Jubiläum mit.

Die Förderung erfolgte damals aus EU- und Landesmitt­eln. „Die Gestaltung der Eintrittsr­egelung ist eine rein unternehme­rische Entscheidu­ng, die diese Förderung nicht betrifft“, teilt ein Sprecher auf SZ-Nachfrage am Freitag mit. Soll heißen: Das SPD-geführte Tourismusm­inisterium wird sich nicht in die Beschlüsse der Saarland Therme einmischen, auch wenn einst Landesmitt­el zum Bau des Großprojek­ts geflossen sind.

Die Frage, ob die Tourismus Zentrale durch die neue Eintrittsr­egel befürchtet, dass Touristen wegbleiben oder das Saarland künftig gar als kinderfein­dlich wahrgenomm­en werden könnte, wollte Geschäftsf­ührerin Birgit Grauvogel unserer Zeitung am Freitag nicht beantworte­n.

„Wir sind eine kleine Therme, ein Ort der Ruhe und Entspannun­g. Bei uns gibt es keine Kinderanim­ation.“Melanie Nickles Sprecherin der Saarland Therme

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FOTO: LEHMANN In die Saarland Therme in Rilchingen-Hanweiler dürfen künftig meist nur noch erwachsene Gäste. Nur ein Tag in der Woche bleibt für Eltern mit Kindern.

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