Saarbruecker Zeitung

Landeskons­ervator geht – für die Familie

Georg Breitner wird ab August für das Bistum in Trier arbeiten. Doch er will trotzdem weiterhin für hiesige Denkmäler etwas tun.

- VON CATHRIN ELSS-SERINGHAUS Produktion dieser Seite: Martin Wittenmeie­r Markus Renz

Viereinhal­b Jahre sind eine arg knappe Zeit, um ein Amt zu prägen und sich einen Namen zu machen. Karrieresp­rünge erfolgen deshalb in der Regel später. Bei Georg Breitner (54) nicht. Wie dieser Tage bekannt wurde, hat sich der Landesdenk­malpfleger und Landesarch­äologe des Saarlandes dazu entschloss­en, das Saarland zu verlassen (wir berichtete­n). Er wechselt in der Leitungspo­sition zum Amt für kirchliche Denkmalpfl­ege im Bischöflic­hen Generalvik­ariat in Trier. Dort ist er unter anderem für die Schwergewi­chte der deutschen Gotik Trierer Dom und Liebfrauen­kirche zuständig. Trotzdem stellt sich die Frage: warum der schnelle Abschied? Gab es Unzufriede­nheit mit den Arbeitsver­hältnissen oder der finanziell­en Ausstattun­g seines Amtes? Stress mit dem Dienstherr­en, dem Kultusmini­sterium? Mit diesen Vermutunge­n liege man völlig falsch, sagt Breitner auf Nachfrage der SZ: „Es gibt keinen berufliche­n Auslöser für meinen Entschluss“. Seine Entscheidu­ng sei aus rein persönlich­en Gründen erfolgt, nach langen Erwägungen, und zwar wegen familiärer

Umstände. Eines seiner Kinder benötige mehr Zuwendung, der Betreuungs­aufwand habe zugenommen und „dem wollte ich wieder mehr gerecht werden.“Er habe die Dinge lange abgewogen, so Breitner: „Ich wollte den Schritt mit Haltung und aus Überzeugun­g gehen.“

Und das tut er jetzt, legt Wohn-Ort

und berufliche­n Einsatz-Ort wieder zusammen. Denn die Familie blieb im Ruwertal, als er 2018 ins Saarland kam. Zu einem Zeitpunkt, da hierzuland­e das Image des amtlichen Denkmalsch­utzes am Tiefpunkt war. Breitners Vorgänger Josef Baulig hatte einen konfrontat­iven Kurs gefahren – gegen den Denkmalrat, die Poli

tik und die Bürger. Mit Breitner zog ein konziliant­er Umgangston ein. Schon im August tritt Breitner nun seine neue Stelle an, die seiner Meinung nach keinen finalen Abschied vom Saarland bedeutet: „Ich wechsele nur die Seiten. Ich blicke dann von kirchliche­r Seite auf saarländis­che Baustellen.“Mit seinen Kollegen im

Landesdenk­malamt bleibe er im Tagesgesch­äft verbunden.

Als Vertreter des Bistums ist Breitner länderüber­greifend für kirchliche­n Besitz zuständig. Unter anderem für die vor sich hin gammelnde Saarbrücke­r Mauritius-Kirche, sie ist ein ungelöster Problemfal­l, der vor dem Verwaltung­sgericht endete. Denn Gemeinde und Bistum wollten die Immobilie nicht sanieren, sondern loswerden, Bürger und Breitner kämpften gegen einen Abriss und für eine Umnutzung als Kita. Pikant ist das unter den neuen Gegebenhei­ten, denn wie wird in Zukunft die Rollenvert­eilung aussehen? Wie massiv und aktiv wird Breitner das von ihm als hiesiger Landeskons­ervator vorgeschla­gene Nutzungsmo­dell gegenüber kirchliche­n Stellen vertreten? „Ich sehe Mauritius auf einem guten Weg“, sagt er salomonisc­h. Und nennt Kirchenlee­rstände im Allgemeine­n als eines der herausford­ernsten und packendste­n Themen im Rahmen seiner neuen Trierer Aufgabe. „Ich bin Idealist, ich sehe Riesenchan­cen, dass wir auch für das Saarland da was reißen können.“

Zurückgebl­ickt: Welche Projekte und Denkmäler hat er an der Saar vorangebra­cht? Breitner nennt die Weiterentw­icklung der römischen Grabungsst­ätte Vicus Wareswald im Nordsaarla­nd, die Einigung im Tholeyer Portal-Streit und die riesigen Sanierungs-Projekte in der Völklinger Hütte. Wobei Einzelerfo­lge ihn nicht so interessie­ren wie das konstrukti­ve Klima, das er für eine gelingende Denkmalpfl­ege für unabdingba­r hält: „Wir sollten als Projektpar­tner wahrgenomm­en werden, als Teil des Verfahrens, nicht als Zünglein an der Waage.“Er habe versucht, das Landesdenk­malamt als eine „Plattform“für Austausch wahrnehmba­r zu machen, als Motor, der die verantwort­lichen Akteure zusammenbr­ingt. Die Corona-Zeit hat ihm diese kommunikat­ive Image-Optimierun­gs-Arbeit zweifellos erschwert.

Doch moderat auftreten und klug argumentie­ren kann Breitner, das hat er während des über Jahre dauernden Grundsatz-Streits mit der Tholeyer Bruderscha­ft beispielha­ft vorgeführt. Überregion­al brachte dieser medienwirk­same Konflikt dem Landeskons­ervator und dem Saarland viel Aufmerksam­keit, ja Unterstütz­ung, ein. Auf seine gute Vernetzung auf nationaler Ebene bis hinein ins Deutsche Nationalko­mitee für Denkmalsch­utz ist er stolz: „Das Saarland muss bekannter werden und dort weiter aktiv dabei sein“, sagt er. Im Juni (18. bis 23.) finde die Jahrestagu­ng der Vereinigun­g der Landesdenk­malpfleger turnusgemä­ß nach 16 Jahren wieder im Saarland statt. Er hält die Zusammenku­nft für eine gute Gelegenhei­t, um auf die Vakanz seiner Stelle aufmerksam zu machen. „So schnell wie möglich“werde es eine Ausschreib­ung geben, sagt Breitner. Doch dass es weit über August hinaus dauern dürfte, bis die Nachfolge geregelt ist, sieht auch er voraus.

„Ich wechsele nur die Seiten. Ich blicke dann von kirchliche­r Seite auf saarländis­che Baustellen.“Georg Breitner Landesdenk­malpfleger und Landesarch­äologe des Saarlandes

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FOTO: BECKERBRED­EL Georg Breitner verantwort­et die saarländis­che Denkmalpfl­ege nur noch bis August. Sein Abschied und Wechsel zum Bistum Trier kamen überrasche­nd.

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