Landeskonservator geht – für die Familie
Georg Breitner wird ab August für das Bistum in Trier arbeiten. Doch er will trotzdem weiterhin für hiesige Denkmäler etwas tun.
Viereinhalb Jahre sind eine arg knappe Zeit, um ein Amt zu prägen und sich einen Namen zu machen. Karrieresprünge erfolgen deshalb in der Regel später. Bei Georg Breitner (54) nicht. Wie dieser Tage bekannt wurde, hat sich der Landesdenkmalpfleger und Landesarchäologe des Saarlandes dazu entschlossen, das Saarland zu verlassen (wir berichteten). Er wechselt in der Leitungsposition zum Amt für kirchliche Denkmalpflege im Bischöflichen Generalvikariat in Trier. Dort ist er unter anderem für die Schwergewichte der deutschen Gotik Trierer Dom und Liebfrauenkirche zuständig. Trotzdem stellt sich die Frage: warum der schnelle Abschied? Gab es Unzufriedenheit mit den Arbeitsverhältnissen oder der finanziellen Ausstattung seines Amtes? Stress mit dem Dienstherren, dem Kultusministerium? Mit diesen Vermutungen liege man völlig falsch, sagt Breitner auf Nachfrage der SZ: „Es gibt keinen beruflichen Auslöser für meinen Entschluss“. Seine Entscheidung sei aus rein persönlichen Gründen erfolgt, nach langen Erwägungen, und zwar wegen familiärer
Umstände. Eines seiner Kinder benötige mehr Zuwendung, der Betreuungsaufwand habe zugenommen und „dem wollte ich wieder mehr gerecht werden.“Er habe die Dinge lange abgewogen, so Breitner: „Ich wollte den Schritt mit Haltung und aus Überzeugung gehen.“
Und das tut er jetzt, legt Wohn-Ort
und beruflichen Einsatz-Ort wieder zusammen. Denn die Familie blieb im Ruwertal, als er 2018 ins Saarland kam. Zu einem Zeitpunkt, da hierzulande das Image des amtlichen Denkmalschutzes am Tiefpunkt war. Breitners Vorgänger Josef Baulig hatte einen konfrontativen Kurs gefahren – gegen den Denkmalrat, die Poli
tik und die Bürger. Mit Breitner zog ein konzilianter Umgangston ein. Schon im August tritt Breitner nun seine neue Stelle an, die seiner Meinung nach keinen finalen Abschied vom Saarland bedeutet: „Ich wechsele nur die Seiten. Ich blicke dann von kirchlicher Seite auf saarländische Baustellen.“Mit seinen Kollegen im
Landesdenkmalamt bleibe er im Tagesgeschäft verbunden.
Als Vertreter des Bistums ist Breitner länderübergreifend für kirchlichen Besitz zuständig. Unter anderem für die vor sich hin gammelnde Saarbrücker Mauritius-Kirche, sie ist ein ungelöster Problemfall, der vor dem Verwaltungsgericht endete. Denn Gemeinde und Bistum wollten die Immobilie nicht sanieren, sondern loswerden, Bürger und Breitner kämpften gegen einen Abriss und für eine Umnutzung als Kita. Pikant ist das unter den neuen Gegebenheiten, denn wie wird in Zukunft die Rollenverteilung aussehen? Wie massiv und aktiv wird Breitner das von ihm als hiesiger Landeskonservator vorgeschlagene Nutzungsmodell gegenüber kirchlichen Stellen vertreten? „Ich sehe Mauritius auf einem guten Weg“, sagt er salomonisch. Und nennt Kirchenleerstände im Allgemeinen als eines der herausfordernsten und packendsten Themen im Rahmen seiner neuen Trierer Aufgabe. „Ich bin Idealist, ich sehe Riesenchancen, dass wir auch für das Saarland da was reißen können.“
Zurückgeblickt: Welche Projekte und Denkmäler hat er an der Saar vorangebracht? Breitner nennt die Weiterentwicklung der römischen Grabungsstätte Vicus Wareswald im Nordsaarland, die Einigung im Tholeyer Portal-Streit und die riesigen Sanierungs-Projekte in der Völklinger Hütte. Wobei Einzelerfolge ihn nicht so interessieren wie das konstruktive Klima, das er für eine gelingende Denkmalpflege für unabdingbar hält: „Wir sollten als Projektpartner wahrgenommen werden, als Teil des Verfahrens, nicht als Zünglein an der Waage.“Er habe versucht, das Landesdenkmalamt als eine „Plattform“für Austausch wahrnehmbar zu machen, als Motor, der die verantwortlichen Akteure zusammenbringt. Die Corona-Zeit hat ihm diese kommunikative Image-Optimierungs-Arbeit zweifellos erschwert.
Doch moderat auftreten und klug argumentieren kann Breitner, das hat er während des über Jahre dauernden Grundsatz-Streits mit der Tholeyer Bruderschaft beispielhaft vorgeführt. Überregional brachte dieser medienwirksame Konflikt dem Landeskonservator und dem Saarland viel Aufmerksamkeit, ja Unterstützung, ein. Auf seine gute Vernetzung auf nationaler Ebene bis hinein ins Deutsche Nationalkomitee für Denkmalschutz ist er stolz: „Das Saarland muss bekannter werden und dort weiter aktiv dabei sein“, sagt er. Im Juni (18. bis 23.) finde die Jahrestagung der Vereinigung der Landesdenkmalpfleger turnusgemäß nach 16 Jahren wieder im Saarland statt. Er hält die Zusammenkunft für eine gute Gelegenheit, um auf die Vakanz seiner Stelle aufmerksam zu machen. „So schnell wie möglich“werde es eine Ausschreibung geben, sagt Breitner. Doch dass es weit über August hinaus dauern dürfte, bis die Nachfolge geregelt ist, sieht auch er voraus.
„Ich wechsele nur die Seiten. Ich blicke dann von kirchlicher Seite auf saarländische Baustellen.“Georg Breitner Landesdenkmalpfleger und Landesarchäologe des Saarlandes