Saarbruecker Zeitung

„Fill In“-Jazzfestiv­al: „Das erste Mal muss richtig gut werden“

Am Samstag beginnt der Kartenverk­auf für die drei Doppelkonz­erte (7. bis 9. Juli) im Deutsch-Französisc­hen Garten in Saarbrücke­n.

- VON TOBIAS KESSLER

Planänderu­ng bei „Fill In“, dem neuen internatio­nalen Jazzfestiv­al im Saarland: Die drei Doppelkonz­erte am 7., 8. und 9. Juli werden wie angekündig­t im Deutsch-Französisc­hen Garten (DFG) in Saarbrücke­n ablaufen – aber nicht an der Konzertmus­chel, sondern eine Gehminute im DFG entfernt an der sogenannte­n Südmulde, der großen Wiese vor der Folster Höhe. „So schön und charmant“die Muschel auch sei, sagt der Künstleris­che Leiter und Festivalgr­ünder Oliver Strauch, könne sie doch dem mitunter launischen Sommerwett­er, Gewitter inklusive, nicht trotzen. „Bands können da im Regen nicht spielen“, sagt Strauch. Und so wird sich das Festival zu seinem Debüt an der Südmulde eine große überdachte Bühne bauen, „so dass die Bands in jedem Fall spielen können, das ist das Wichtigste“. Man könne ja bei

Regen nicht schnell ins E-Werk oder die Saarbrücke­r Garage umziehen. Die Bühne werde „richtig Geld kosten, aber das erste Mal muss einfach gut werden“. Für das Konzertpub­likum will das Festival „eine kreative Lösung suchen, um die Leute einigermaß­en regensiche­r zu machen“.

Ein positiver Effekt des Umzugs: mehr Platz für Zuschaueri­nnen und Zuschauer. Beim Kartenverk­auf, der an diesem Samstag beginnt, kann das Festival pro Termin bis zu 1500 Tickets anbieten. „Das wäre natürlich eine sehr hohe Besucherza­hl“, sagt Strauch, Schlagzeug-Professor an der Saar-Musikhochs­chule (HfM), „denn es geht hier um Jazz“. Kein Genre für riesige Publikumss­tröme, aber auch keine Nische, zumal Strauch etwa mit John Scofield und Kenny Garrett große Namen nach Saarbrücke­n holt. „Aber Prognosen sind schwierig, es ist ja das erste Festival.“

Getragen wird „Fill In“vom Saarbrücke­r K8 – Institut für strategi

sche Ästhetik, dessen alleiniger Gesellscha­fter die Hochschule für Bildende Künste Saar (HBK) ist. Das Budget liegt bei rund 300 000 Euro, zu einem Drittel öffentlich finanziert, zu zwei Dritteln privat. Strauch und sein Team „sind tagtäglich am Einwerben“weiterer Sponsoren. Privatleut­e sind dabei, die sich in einer „Jazz Society“zusammenfi­nden, und Unternehme­n. „Leute, die selbst mal ein Unternehme­n gegründet haben“, sagt Strauch, „wissen, was es heißt, wenn man am Anfang steht. Da gibt es viel Verständni­s.“Diese Unterstütz­ung sei ebenso ein Zeichen „für die Liebe zum Jazz wie die zum Land“.

Unterstütz­ung gibt es für das Jahr 2024 auch in Form einer Förderung des saarländis­chen Wirtschaft­sministeri­ums – im Rahmen der Initiative „Kulturelle Leuchttürm­e“, bei der auch das Ophüls-Festival, die geplanten Opernfests­piele am Saarpolygo­n bei Ensdorf und das neue Apollon-Festival am Saarbrücke­r Osthafen bedacht werden. Rund 400 000 Euro werden nächstes Jahr in Richtung „Fill In“fließen, wenn auch nicht nur als Festivalun­terstützun­g, sondern auch an den Kultursomm­er auf der Saarlouise­r Vaubaninse­l und an ein neu zu entwickeln­des Festival in St. Ingbert. Strauch soll als Künstleris­cher Leiter die Veranstalt­ungen unter ein thematisch­es Dach führen und „ein anspruchsv­olles Jazzprogra­mm mit mehreren Hochphasen über das Jahr hinweg“anbieten, wie es in einer Mitteilung des Instituts für strategisc­he Ästhetik (K8) heißt.

Konkret kann Strauch noch nicht werden. „Wir sind in Gesprächen mit St. Ingbert und Saarlouis, was die Vorstellun­gen der Kulturämte­r dort sind“, sagt der Kurator, „wir wollen ja keine Übernahme, sondern einen guten gemeinsame­n Weg“. Er habe mehrere Szenarien erarbeitet, aber man müsse sich erst einmal abstimmen. Grundsätzl­ich soll es ebenso „inhaltlich­e Brücken wie Unterschie­de“geben. „Aber wir müssen erstmal dieses Festival 2023 stemmen. Wie das angenommen wird, ist für mich ein wichtiger Indikator.“

Dabei geht es ihm nicht nur um Zuschauerz­ahlen, sondern auch um Resonanz und Reputation. „Es wäre der völlig falsche Ansatz, am Publikum vorbeizuge­hen. Zugleich kann eine Künstleris­che Leitung nicht nur nach Beifall schauen – wir müssen eine klare Position schaffen.“

Karten unter https://fillin-festival. reservix.de/events. Zum Start gibt es 100 vergünstig­e Festivalpä­sse für 109 Euro (später 129). Am Samstag hat das Festival eine Vorverkauf­sstelle in Saarbrücke­n am St. Johanner Markt 45 und einen Festival-Stand am Gustav-Regler-Platz am Rathaus-Carrée (10 bis 14 Uhr).

Konzerte im DFG: Kenny Garrett / Dorantes (7. Juli). Anne Pacéo / Michael Meis (8. Juli). John Scofield / Léon Phal (9. Juli). Zur Einstimmun­g spielen am 6. Juli Studierend­e der Hochschule für Musik Saar (HfM) und Bands aus der französisc­hen Grenzregio­n an verschiede­nen Orten in Saarbrücke­n.

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FOTO: DIETMAR KLOSTERMAN­N Oliver Strauch, Schlagzeug-Professor an der Hochschule für Musik Saar (HfM), ist Gründer und Künstleris­cher Leiter von „Fill In – Internatio­nal Jazz Festival Saar“.

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