Das Vorhofflimmern ist geblieben
Wie sehr der Andrang der Patienten die Notaufnahmen belastet, zeigt ein Fall aus dem Winterberg-Klinikum.
Ist im Regionalverband Saarbrücken die Notversorgung in den Krankenhäusern gesichert? Immer wieder sind Hausärzte und niedergelassene Fachärzte in Sorge, dass ihre Patienten in Notfällen in den Kliniken nicht mehr angemessen behandelt werden. Daraus leiten die Ärzte jedoch keineswegs Vorwürfe gegen die Krankenhäuser ab, sondern analysieren nüchtern, dass die Kapazitäten in den Notaufnahmen oft nicht mehr ausreichen.
Der Personalmangel hat auch zur Folge, dass Krankenhäuser immer wieder Abteilungen abmelden müssen, sodass dort keine Patienten mehr stationär aufgenommen werden können. Das berichten
Hausärzte, die auch Bewohner von Pflegeheimen versorgen, die öfter mal in eine Klinik eingewiesen werden müssen. Beispielhaft beschreibt die SZ in einer dreiteiligen Serie aktuelle Fälle, bei denen die Patienten von ihren Hausärzten in die Notaufnahme eingewiesen wurden, die Behandlung dort aber offensichtlich nicht optimal verlaufen ist. Die Fälle wurden von den Hausärzten bestätigt, die jedoch anonym bleiben wollen.
Im zweiten Fall stand ein Patient morgens schon bei der Öffnung der Hausarztpraxis vor der Tür, weil ihm sein unregelmäßiger Puls Sorgen machte. Sein Hausarzt erkannte sofort eine Herzrhythmusstörung, ein Vorhofflimmern mit bis zu 180 Schlägen pro Minute. Die Arztpraxis alarmierte einen
Rettungswagen, der Mann wurde ins Winterberg-Klinikum gebracht. Dort stellten die Ärzte seinen normalen Herzrhythmus mit leichten Elektroschocks, einer sogenannten Kardioversion, wieder her. Der Patient blieb eine Nacht lang stationär unter Beobachtung, wurde danach aber zeitnah entlassen. Nach Meinung seines Hausarztes zu früh.
Zur anhaltenden Stabilisierung des Herzrhythmus sei eine längere stationäre Überwachung und medikamentöse Neueinstellung, zu Beginn intravenös, sowie im Verlauf etwa ein elektrochirurgischer minimalinvasiver Eingriff per Herzkatheter – eine sogenannte Pulmonalvenenisolation – zur Behandlung von wiederkehrenden Herzrhythmusstörungen angebracht gewesen. Der Patient erschien kurz nach seiner Entlassung erneut bei seinem Hausarzt, weil wieder Herzrhythmusstörungen aufgetreten waren. Sein Hausarzt konnte ihn zur Überbrückung glücklicherweise kurzfristig zu einem niedergelassenen Kardiologen vermitteln, der gleich eine angepasste medikamentöse Therapie sowie eine engmaschige Überwachung einleitete. Laut Hausarzt sei eine erneute schnelle stationäre Aufnahme zur Einleitung der oben genannten Behandlung bereits absehbar.
Zum konkreten Fall kann das Winterberg-Klinikum nichts sagen, weil der Patient anonym bleiben und die Ärzte nicht von der Schweigepflicht entbinden will. Dr. Christian Braun, der Geschäftsführer und Ärztliche Direktor des Klinikums, hält jedoch eine mangelhafte Behandlung für ausgeschlossen. Es sei Aufgabe der Zentralen Notaufnahme, den Grund für eine stationäre Aufnahme, die beispielsweise durch eine Einweisung erfolge, kritisch zu prüfen. Sei zum Beispiel nach der Erstversorgung kein Grund gegeben, weil zum Beispiel die Herzrhythmusstörungen in der Notaufnahme beseitigt wurden, erfolge keine stationäre Aufnahme, insbesondere dann nicht, wenn die weitere Diagnostik ambulant erbracht werden könne, erklärte Braun.
„Auch wenn es im ambulanten Bereich oftmals schwierig ist, Untersuchungstermine zu bekommen, kann dies nicht im Rahmen stationärer Aufenthalte kompensiert werden. Wenn keine stationäre Aufnahme erfolgt, ist das nicht unbedingt und immer ein Problem knapper Ressourcen und Betten. Aus meiner Sicht ist die Akut- und Notfallversorgung im Saarland sichergestellt“, betonte Braun.
Aus dem Kreis der niedergelassenen Ärzte ist zu hören, dass sich die Schließung des Evangelischen Krankenhauses (EVK) in Saarbrücken Anfang März bei der Notfallversorgung in den anderen Kliniken durch eine steigende Zahl von Patienten und die dadurch bedingte spürbare Mehrarbeit durchaus bemerkbar mache.