Malstatts evangelischer Pfarrer geht in den Ruhestand
Nach 32 Jahren wird Reinhard Loos an diesem Sonntag verabschiedet. Er blickt zurück auf schöne Erinnerungen und Konf likte.
(kig) Die Konfirmanden wollte er noch zur Konfirmation führen, nicht Hals über Kopf gehen. Das hätte ihn wohl unglücklich gemacht. Doch an diesem Sonntag ist Schluss, dann wird der Malstatter Pfarrer Reinhard Loos um 15 Uhr im Evangelischen Gemeindezentrum Knappenroth in den Ruhestand verabschiedet. Mehr als 30 Jahre lang stand er im Dienst der Kirchengemeinde.
Wer ihn trifft, merkt schnell: Reinhard Loos ist ein offener, herzlicher Mensch mit Humor. Er erzählt gerne in seiner angenehm ruhigen Art. Gebürtig stammt er aus Wuppertal. Seit seiner Jugend war Loos in der Kirche engagiert, hat „überall mitgemacht“, ist im Jugendchor gewesen, hat Gitarre gespielt und gesungen. Im Chor hat er seine Frau kennengelernt. „Ich saß im Bass und sie im Sopran und hat mich immer so nett angelächelt und ich hab nett zurückgelächelt“, erzählt er und lacht. Nach dem Abitur entschied er sich für ein Theologiestudium. Doch, so sagt er: „Ich war kein guter Student.“
Dass er schließlich als Pfarrer im Saarland landet, war zunächst nicht geplant: „Ich wollte gar nicht so weit weg.“Aber mit jeder Absage, die er für Bewerbungen erhielt, dehnte er seinen Radius im Gebiet der Evangelischen Kirche im Rheinland, zu der auch das Saarland gehört, weiter aus. In Malstatt war eine Stelle ausgeschrieben, Loos hat sich beworben und dort hat es geklappt. „Ich war erstaunt, wie weit das weg ist. Ich war erstaunt, wie die hier sprechen.“
Nach ein paar Jahren im Dienst bewarb sich der Pfarrer aber auf andere Stellen. „Wir haben etwas gefremdelt“, erzählt er. „Wir wollten wieder ein bisschen näher an die Heimat.“Doch geklappt hat es nicht und dann hat das Paar Kinder bekommen, die im Saarland aufwuchsen. Mit logischen Konsequenzen: „Die sind eben Saarländer.“Demnach wollten sie „hier nie weg“. Typisch saarländisch also. „Ei jo“, sagt er. Am Anfang habe er Saarländisch zwar nicht so gut verstanden. Mittlerweile könne er den Dialekt aber gut verstehen, und – wenn auch nicht akzentfrei – sprechen.
Sprache spielte in seinen Gottesdiensten immer eine wichtige Rolle. „Seine Predigten sind aus dem Alltag, jeder versteht sie“, sagt Presbyterin Beate Otto. „Du sprichst die Sprache von deinen Schäfchen“, spricht sie den Pfarrer direkt an und erklärt, dass er die Predigten nicht auf einem hohen akademischen Level hält, sondern in verständlicher Sprache, sodass alle folgen könnten. Otto ist voll des Lobes: „Mit Leib und Seele war er Pfarrer und in seiner Gemeinde fest drin.“
Höhepunkte für Loos waren die Gemeindefeste. Aber auch die Familiengottesdienste gehören für ihn zu den schönen Momenten. Diese hätten ihm die Möglichkeit gegeben, ganz unkonventionell einen Gottesdienst zu gestalten. Er schätzt auch den Alltag in Malstatt: „Du gehst hier raus und du kannst mit den Leuten auf der Straße sprechen. Ich kenne auch nicht alle, aber man grüßt sich.“
Doch während seiner Amtszeit gab es auch Schattenseiten. Reinhard Loos berichtet von Kollegen, die miteinander nicht so gut auskamen. Es gab Zank, den es zwar überall gebe, aber: „Ich kann nicht gut mit Konflikten umgehen.“Vermutlich zu spät habe er eine Leitungsschulung gemacht, in der erklärt wurde, dass man vieles nicht persönlich nehmen müsse. Er habe unter der Situation gelitten, habe Beklemmungen gehabt und sei auch wegen Burn-out in der Klinik gewesen, weil er sich zu viel aufgelastet habe. Nun, mit 63
Jahren, geht er aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand, womit er auch offen umgeht.
Im Abschiedsgottesdienst will Loos nicht groß seine Zeit resümieren. „Das langweilt die Leute“, findet er. Was genau passieren wird, ist für ihn eine Überraschung. Beate Otto prognostiziert: „Es wird wahrscheinlich für den Reinhard eine sehr emotionale Geschichte werden.“
Und danach? „Jetzt mach‘ ich erst mal ein paar Monate Pause“, sagt Loos. Doch er hat schon Pläne. Musik wird weiterhin eine wichtige Rolle in seinem Leben spielen. Er hat angefangen, Saxophon zu spielen, und das in gleich zwei Anfänger-Orchestern. Und auch das 49-Euro-Ticket hat er im Blick.
Von der Pflicht zu predigen, wird er zwar nun entbunden, doch das Recht, dies zu tun, das hat er weiterhin. Und will es vielleicht auch nutzen. „Etwas Begrenztes“, was nicht direkt mit seiner bisherigen Arbeit zu tun hat, könnte er sich vorstellen und denkt dabei an Gottesdienste im Johanna-Kirchner-Haus, einem Awo-Altenheim. In ein Loch fallen will er jedenfalls nicht.