Frau droht Stadt Völklingen mit Klage
Noch immer hat die Frau Schmerzen, die zuhause in Völklingen von einem Wildschwein angegriffen wurde. Eine Woche danach denkt Chiara Massimino über eine Klage gegen die Stadt Völklingen nach. Die weiß um das Problem mit den Tieren.
Wildschweine mitten im Wohnviertel: Das Problem beschäftigt die Stadt Völklingen seit geraumer Zeit. Jetzt aber attackierte ein Tier erstmals eine Bewohnerin. Die erlitt zahlreiche Verletzungen – und droht deshalb der Stadt nun mit rechtlichen Schritten.
Chiara Massimino weiß sich nämlich keinen Rat mehr, nachdem seit der schrecklichen Erfahrung immer wieder Wildschweine bei ihr und auf den Grundstücken der unmittelbaren Nachbarn auftauchen. „Hier muss etwas geschehen“, fordert die 29-Jährige. Auch eine Woche nach dem tierischen Angriff leidet die Frau unter den Folgen des Zwischenfalls, der sich am Freitag, 5. Mai, im Stadtteil Fürstenhausen zutrug. Nach wie vor trägt sie die Spuren auf ihrer Haut, die von Schürfwunden und Prellungen herrühren.
„Ich habe mich krankschreiben lassen“, berichtet Chiara. Dabei habe die Krankenschwester zunächst ihre Verletzungen selbst verarztet. Doch die Schmerzen seien dann auch nach Tagen noch zu stark gewesen, um wieder arbeiten zu können.
Vor ihrem Haus hatte sich die Attacke zugetragen, als sie am Abend mit ihrem Mops kurz vor der Tür war. Da entdeckte sie plötzlich eine Wildsau, die ihre Frischlinge schützen wollte. Die Wildsau attackierte sie, bis Partnerin Giuliana rettend einsprang. Solch eine gefährliche Begegnung müsse künftig verhindert werden, sagt Chiara. Zweifelsohne sei sie Naturschützerin durch und durch. Doch dass Wildschweine zur Gefahr für Menschen in einem städtischen Wohngebiet werden, das dürfe einfach nicht passieren.
„Die Stadt ist dafür verantwortlich“, konstatiert Chiara. Darum müsse die Verwaltung dafür sorgen, dass ihre Bürger sicher leben können. Sollte Völklingen dieser Verantwortung nicht nachkommen, droht Chiara mit Klage. „Das darf sich nicht wiederholen. Gar nicht auszumalen, was passiert, wenn ein Kind angegriffen wird“, warnt die NeuVölklingerin.
Sie lebt mit ihrer Frau erst seit einigen Wochen hier. Die Nachbarn sollen sie in dieser Zeit bereits mehrfach auf die Wildschwein-Plage auf den Straßen und in den Gärten aufmerksam gemacht haben. Das sei schon seit einigen Jahren so. Bis zu dem Vorfall, bei dem sie etliche Blessuren davontrug, habe sie der Gefahr recht
wenig Bedeutung zugemessen. Das habe sich nun schlagartig geändert. Sie fordert darum, dass Tiere notfalls geschossen werden, wenn gar nichts anderes mehr hilft. Denn bislang habe es offensichtlich nichts gebracht, die Schweine zu verjagen. Kurz danach tauchten sie wieder auf, wie sie mit eigenen Aufnahmen belegt.
Der Abschuss allerdings ist innerhalb eines Wohngebietes verboten. So will es das Gesetz. Und dennoch habe die Stadt Völklingen bereits zu diesem Mittel gegriffen, wenn auch nicht in der Stadt selbst. Das sagt Sebastian Feß, Pressesprecher im Rathaus. Dazu arbeite die Verwaltung mit zwei Jägern im betroffenen Be
zirk Fürstenhausen zusammen. Seit Dezember 2021 sollen dazu „regelmäßig Besprechungs- und Ortstermine zwischen der Verwaltung und den zuständigen Jagdpächtern stattfinden“, teilt Feß auf SZ-Anfrage schriftlich mit.
Seit der damaligen Pachtübernahme sollen auch schon etliche Tiere erlegt worden sein, um die Gefahr für Völklinger so gering wie möglich zu halten. Etwa 150 Wildschweine „in Fürstenhausen ortsnah“habe es das Leben gekostet. Zudem habe die Stadt veranlasst, dass nahe Waldflächen gerodet wurden. So sei es gelungen, den Tieren keine Rückzugsgebiete nahe der Siedlungen zu bieten. Allerdings weist Stadtsprecher Feß auf „wohlmeinende Bürger“hin, die die Tiere fütterten und somit wieder anlockten. „Diese konterkarieren die Bemühungen von Jagdpächtern und Verwaltung.“Um einen weiteren Zwischenfall wie zuletzt zu vermeiden, gehe Völklingen entsprechenden Hinweisen und Anzeigen nach. Gleichzeitig biete die Stadt verstärkt Beratungen an, um über den Umgang mit Wildschweinen aufzuklären. Ungeachtet dessen hält Chiara Massimino daran fest, nach und wegen der Attacke womöglich zivilrechtlich gegen die Stadt vorzugehen. Eine endgültige Entscheidung habe sie aber noch nicht getroffen. Jetzt wolle sie sich erst einmal auskurieren.