„Endspiel“in Köpenick um die Königsklasse
Union Berlin und der SC Freiburg könnten im direkten Duell an diesem Samstag für eine Vorentscheidung im Champions-League-Rennen sorgen.
(sid) Endspiel? Alles oder nichts? Nein, in solchen Dimensionen denkt Christian Streich vor dem Showdown um die Champions League nicht. „Es ist kein Duell, bei dem es darum geht, dass der Verlierer absteigt. Das wäre nämlich noch mal eine ganz andere Form von Druck“, sagt der Trainer des SC Freiburg vor dem wichtigen Auswärtsspiel bei Union Berlin. Freilich geht es für die Überraschungs-Teams längst nicht mehr um den Ligaverbleib, für den Sieger wäre jedoch die Königsklasse zum Greifen nah.
Vierter gegen Fünfter, beide Teams mit 56 Punkten – drei Spieltage vor Schluss könnte das Rennen um Champions-League-Rang vier enger kaum sein, bevor die Breisgauer an diesem Samstag (15.30 Uhr/Sky) im ausverkauften Hexenkessel Alte Försterei antreten, in dem Union seit 21 Ligaspielen nicht verloren hat. Streich selbst habe „bis jetzt keinen Druck verspürt“, sagt er, „weil ich mich fernhalte von jeglichen Informationen, die mich nicht weiterbringen.“Deshalb soll auch seine Mannschaft die Partie genauso angehen, „als wäre es der Zehnte gegen den Elften“.
In der Vorwoche hätten beide Clubs ihrem Konkurrenten bereits davoneilen können, doch sie patzten. Zweimal 0:1, Freiburg gegen RB Leipzig und Union beim FC Augsburg. Da der SC (gegen Wolfsburg und in Frankfurt) sowie die Berliner (in Hoffenheim und gegen Bremen) ein durchaus machbares Restprogramm vor sich haben, könnte sich ihr Zweikampf eventuell schon jetzt in Berlin-Köpenick vorentscheiden.
Drei Punkte Vorsprung wären ein gewaltiges Pfund, weshalb UnionTrainer Urs Fischer die Ansicht, dass sein Team nach der tollen Saison nichts mehr zu verlieren habe, explizit negierte. „Wenn du 29 von 31 Spieltagen unter den ersten Vier bist, weißt du nicht, ob das so zutreffend ist“, sagt der Schweizer, der mahnt: „Jetzt besteht die Möglichkeit, Vierter zu bleiben, Dritter zu werden – aber du kannst auch noch Sechster werden.“
Bayer Leverkusen auf Rang sechs (48 Punkte) dürfte mit der Königsklasse wohl nicht mehr allzu viel zu tun haben, während RB Leipzig als Dritter nur einen Zähler vor Freiburg und Union liegt – und nach dem Heimspiel am Sonntag (17.30 Uhr/ DAZN) gegen Werder Bremen noch zum FC Bayern reisen muss.
Das Ticket für die Conference League hat Union bereits mindestens in der Tasche, es ist die dritte Europapokal-Teilnahme im vierten Bundesliga-Jahr. „Wir haben das zweite Ziel erreicht in dieser Spielzeit und uns zum dritten Mal für das europäische Geschäft qualifiziert“, sagt Fischer: „Es geht um sehr viel, es wird Spannung da sein. Nicht nur im Spiel gegen Freiburg, sondern auch im darauffolgenden Spiel. Wichtig ist: Bekommst du eine Leichtigkeit hin oder verkrampfst du?“
Über Leichtigkeit oder Verkrampfung will Streich gar nicht sprechen.
Er lenkt das Thema lieber auf Nationalspieler Christian Günter, der sein 300. Bundesliga-Spiel bestreiten wird. „Er ist vollständig an die Grenzen gegangen mit allem – und das Ende ist noch nicht erreicht“, sagt Streich: „Das spricht alles für ihn – und ein kleines bisschen auch für den Verein.“
Günter wäre der erste Freiburger Profi, der diese Marke knackt. Insgesamt gibt es nur fünf weitere noch aktive Spieler, die mehr als 300 Bundesliga-Partien für ihren aktuellen Club absolviert haben: Thomas Müller und Manuel Neuer für den FC Bayern, Mats Hummels für Borussia Dortmund, Patrick Herrmann für Mönchengladbach und Maximilian Arnold für den VfL Wolfsburg.