Badminton-Asse machen Anfang
Der Weltsport kehrt nach China zurück. Mixed-Team-WM mit Seidel und Lohau.
(sid) Martin Kranitz interessiert die große sporthistorische Bedeutung der Mixed-Team-WM im Badminton eher weniger. „Wir sind keine Favoriten und schauen von Spiel zu Spiel“, sagte der Sportdirektor des Deutschen BadmintonVerbandes nüchtern vor dem am Sonntag beginnenden Championat im chinesischen Suzhou – dem ersten internationalen Top-Event im Reich der Mitte seit dem Ende der Coronavirus-Pandemie.
Winter-Olympia im vergangenen Jahr in Peking in der Bubble einmal ausgeklammert, machte der Weltsport mehr als drei Jahre einen großen Bogen um den asiatischen Giganten. Doch schon im Dezember 2022 wandte sich China von seiner Null-Covid-Strategie ab, seit zwei Wochen reicht neben dem Visum ein simpler Corona-Schnelltest statt eines PCR-Tests für die Einreise aus.
Besonders die Tennisprofis drängen massiv auf den wichtigen Absatzmarkt zurück, im September beginnt sowohl seitens der ATP als auch der WTA eine Turnierserie quer durch das Land. Dass gerade die Frauen-Tour wieder in einem Staat aufschlagen lässt, der systematisch die Menschenrechte verletzt, hat deutliche Kritik ausgelöst.
„Diese Entscheidung ist für die Menschenrechtsgemeinschaft in China eine große Enttäuschung“, sagte Yaqiu Wang von Human Rights Watch. Denn eigentlich hatte die WTA ihren Verzicht auf Turniere in China explizit nicht nur mit der Corona-Situation, sondern auch mit der Ungewissheit über das Schicksal von Peng Shuai begründet.
Die frühere Weltranglisten-Erste im Doppel war mehrere Wochen verschwunden, nachdem sie einen hochrangigen chinesischen Politiker öffentlich des sexuellen Missbrauchs beschuldigt hatte. Die WTA forderte damals Aufklärung – ohne den gewünschten Erfolg. Die mittlerweile 37-Jährige ist nahezu komplett aus der Öffentlichkeit verschwunden. Dennoch knickte die WTA 16 Monate nach der vollmundigen Verkündung ihres PolitBoykotts nahezu bedingungslos ein.
Ab dem Herbst jedenfalls werden sich Großevents in China ballen. Höhepunkt dürften die Asienspiele in Hangzhou sein, hinzu kommen Golfturniere sowie Wettbewerbe in der Leichtathletik und im Snooker. Auch der Wintersport ist mit dem Grand-Prix-Finale im Eiskunstlauf im Dezember in Peking präsent.
Jetzt aber erstmal Badminton. Die Europameister Mark Lamsfuß, Marvin Seidel aus St. Ingbert und Isabel Lohau vom BC Bischmisheim führen den zwölfköpfigen Kader an. Mit Malik Bourakkadi und Miranda Wilson stehen auch zwei WM-Debütanten im Aufgebot. Deutschland trifft in der Gruppenphase auf Thailand (15. Mai), Indonesien (16. Mai) und Kanada (18. Mai).