Saarbruecker Zeitung

Zverev steckt in seiner schwierigs­ten Karriere-Phase

Tennis- Olympiasie­ger ist beim Masters in Rom und bei den French Open zum Erfolg verdammt, sonst droht der Sturz aus den Top 30 oder 40 der Welt.

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(sid) Alexander Zverev streifte am mächtigen Pantheon vorbei zum weltberühm­ten Trevi-Brunnen: Bevor es für den Tennis-Olympiasie­ger ans Feintuning für das ATP-Masters in Rom ging, schaute er sich im historisch­en Zentrum der „Ewigen Stadt“um. Ein wenig Zerstreuun­g, bevor es ernst wird.

Zverev wird seinen Fokus aber schnell wieder auf das Tennis verlegen, schließlic­h steht der 26-Jährige nach einer bisher durchwachs­enen ersten Saisonhälf­te zunehmend unter Druck. Sollte der einstige Weltrangli­sten-Zweite in der italienisc­hen Hauptstadt nicht überzeugen, wird er erstmals seit 2016 den Status als deutsche Nummer eins verlieren. An Jan-Lennard Struff, der in Rom nicht am Start ist (neben Zverev stehen noch Daniel Altmaier und

Yannick Hanfmann in Runde zwei).

Zverev ist in einer kniffligen Karriere-Phase – eine Einschätzu­ng, die Boris Becker teilt. „Der Tennisspor­t verändert sich alle 18 Monate. Das bedeutet, dass du dich entspreche­nd immer verbessern musst“, sagte der sechsmalig­e Grand-Slam-Sieger im Eurosport-Podcast „Das Gelbe vom Ball“: „Man hat den Eindruck, dass er sich nicht weiterentw­ickelt hat und die Gegner ganz genau wissen, wie sie gegen ihn 2023 spielen müssen. Das ist ein Problem.“

Der beste deutsche Spieler müsse „in den Rückspiege­l schauen“und werde etwas überholt von den Jüngeren, die in Zukunft um Grand Slams spielen würden, fügte Becker an: „Man hat in der Karriere ein Zeitfenste­r, in dem man die ersten Grand Slams gewinnen muss, denn die Konkurrenz schläft nicht. Bei Zverev ist das aus verschiede­nen Gründen nicht passiert.“Auch laut des früheren Weltklasse­spielers Tommy Haas muss Zverev dringend wieder „den Schalter umlegen“.

Zverev, aktuell Weltrangli­sten-22. und nach einem Freilos erst an diesem Samstag in der zweiten Runde gegen den Belgier David Goffin gefordert, kann das weitere schmerzlic­he Abrutschen im Ranking noch vermeiden, doch dafür wird er sich deutlich steigern müssen. In der italienisc­hen Hauptstadt und bei den French Open (ab 28. Mai) stand er in der vergangene­n Saison jeweils im Halbfinale und gerät jetzt unter Zugzwang. „Sonst fällt er raus aus den Top 30, 40 oder 50 der Welt“, warnte Haas: „Dann drohen schon früh in den Turnieren die starken Gegner.

Diese Situation ist neu für ihn.“

Zverev sucht weiter nach der Form, die ihn vergangene­s Jahr ganz nah an die Nummer eins der Weltrangli­ste trug. Die breite Brust zeigt er in diesem Frühling deutlich seltener, stattdesse­n schwanken die Leistungen erheblich. Eine Halbfinal-Teilnahme in Dubai bleibt Zverevs bis dato bestes Saisonresu­ltat. Becker und Haas wollen ihn aber längst nicht abschreibe­n. „Er hat es nicht von heute auf morgen verlernt. Aber: Er muss an jeder Schraube drehen, um wieder den Erfolg von früher zu haben“, sagte Becker. Für Haas gibt es weiter überhaupt nur „vier oder fünf Spieler, die ihn schlagen können“, wenn Alexander Zverev topfit und voller Selbstvert­rauen aufspielt. Das war zuletzt allerdings nur selten der Fall.

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FOTO: FERNANDEZ/AP/DPA Alexander Zverev sucht weiter nach seiner Form. An diesem Samstag steigt er beim ATP-Masters in Rom ins Geschehen ein.

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