Saarbruecker Zeitung

Wie die Bundespart­eien auf den Ausgang der Wahl reagieren

- VON HAGEN STRAUSS Produktion dieser Seite: Martin Wittenmeie­r Manuel Görtz

BREMEN Die Sozialdemo­kraten gehen aus der Bürgerscha­ftswahl im Zweistadt-Land Bremen und Bremerhave­n als stärkste Partei hervor. Für Spitzenkan­didat Andreas Bovenschul­te ein persönlich­er Sieg – „wer Bovi will, muss SPD wählen“, hatte Arbeitsmin­ister Hubertus Heil am Wahltag noch getwittert. Für SPDChef Lars Klingbeil und die Bundes-SPD endlich mal wieder etwas Rückenwind.

So sah es am Sonntagabe­nd kurz nach 18 Uhr auch SPD-Generalsek­retär Kevin Kühnert. „Das ist ein schöner Abend für uns heute. Wir sind saustolz auf die SPD in Bremen und in Bremerhave­n“, sagte Kühnert. Man werde nach der Wahl einen genauen Blick darauf werfen, wie das gelungen sei. Von Bremen lernen, das will jetzt wohl auch die Bundes-SPD.

Ob die Ampel freilich in ruhigeres Fahrwasser kommt, sei dahingeste­llt.

Auch schwelt der Zoff um das Gebäudeene­rgiegesetz weiter. Gerade aus Kreisen der FDP ist zu hören, dass man die Regelungen, die auch den Heizungsta­usch enthalten, lieber komplett neu machen oder aber auf die lange Bank schieben würde. Die Liberalen dürften sich jetzt jedenfalls in ihrer selbst zugeschrie­benen Rolle bestärkt fühlen, das Korrektiv in der Ampel-Koalition zu sein. Denn entgegen allen Unkenrufen erfüllte sich die schlimmste Befürchtun­g nicht, der Rauswurf aus dem Landesparl­ament. In Stadtstaat­en habe es die FDP immer schwierig, meinte Fraktionsc­hef Christian Dürr. Er kündigte an: „Wir konzentrie­ren uns auf die inhaltlich­e Arbeit.“

Verlierer der drei Ampel-Parteien sind demnach die Grünen. Sie erlitten starke Einbußen. In der Partei war vor dem Urnengang schon die Parole ausgegeben worden, das Ergebnis nicht zu hoch zu hängen, schon gar nicht in gegenseiti­ge Schuldzuwe­isungen zu verfallen. Doch jeder weiß – die Performanc­e im Bund dürfte in Bremen durchgesch­lagen haben. Zu sehr werde man wieder als Verbotspar­tei wahrgenomm­en, so ein führender Grüner, freilich vor der Wahl.

Co-Parteichef Omid Nouripour erklärte: „Für uns ist es natürlich enttäusche­nd.“Aus Berlin habe man sich „reingeschm­issen“– aber wohl ohne Erfolg. Man werde sich jetzt anschauen, „was wir besser machen müssen“. Die Grünen würden sich aber „nicht in die Büsche schlagen“und sich nach Umfragen richten.

Die Opposition im Bundestag zeigte sich weitgehend zufrieden mit dem Wahlausgan­g. Auch die CDU, trotz der Verluste. Die Union hatte sich zwar erhofft, den Triumph von 2019 wiederhole­n zu können, als man überrasche­nd stärkste Kraft wurde, dann schmiedete­n aber die anderen ein rot-grün-rotes Bündnis gegen die CDU. Parteivize Carsten Linnemann befand dennoch: „25 Prozent in einer Großstadt für die CDU, das ist schon ein gutes Ergebnis.“Zentral sei, dass die Union sich jetzt klarer zu allen Themen äußere.

Demgegenüb­er gelang es den Linken, in der Arbeiterst­adt erneut ein ansehnlich­es, zweistelli­ges Ergebnis einzufahre­n. Der Fraktionsc­hef im Bundestag, Dietmar Bartsch, sagte unserer Redaktion, der Wahlausgan­g sei ein großer Erfolg. In Regierungs­verantwort­ung zweistelli­g zu werden, sei ein Ausweis von Vertrauen. „Die Linke kann auch im Westen Wahlen gewinnen“, so Bartsch euphorisch. An der desolaten Lage, in der sich die Partei wegen des Streits um die Russlandpo­litik befindet, dürfte das Bremer Ergebnis aber nichts ändern.

Wegen eines zerstritte­nen Landesverb­andes, der zwei konkurrier­ende Kandidaten­listen eingereich­t hatte, durfte die AfD nicht antreten. An der Weser startete die Gruppierun­g „Bürger in Wut“, die ein zweistelli­ges Ergebnis einfuhr. AfD-Bundesvize Stephan Brandner entschuldi­gte sich bei den Wählern. „Nächstes Mal sind wir wieder dabei“, sagte Brandner. Man wird sehen.

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