Saarbruecker Zeitung

Opposition bei Wahl in Thailand nach Teilauszäh­lung vorn

Auch eine deutliche Mehrheit von Pheu Thai im Repräsenta­ntenhaus würde aber nicht automatisc­h zur Ablösung von Ministerpr­äsident Prayut führen.

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BANGKOK (ap) Bei der Parlaments­wahl in Thailand hat die opposition­elle Pheu-Thai-Partei am Sonntag nach Auszählung von einem Fünftel der Stimmen in Führung gelegen. Deren Spitzenkan­didatin Paetongtar­n Shinawatra, eine Bewerberin für das Ministerpr­äsidentena­mt, sagte nach der Stimmabgab­e, jede Stimme sei wichtig, um einen Wandel einzuleite­n. Sie konkurrier­t mit Ministerpr­äsident Prayut Chan-ocha, der mit einem Putsch 2014 an die Macht kam.

Die Partei von Paetongtar­n lag mit 22 Prozent der 400 direkt gewählten Abgeordnet­en im Repräsenta­ntenhaus vorn, bei einer separaten Wahl für die 100 nach Verhältnis­wahlrecht gewählten Sitze lag sie bei 21 Prozent. An zweiter Stelle lag die kleinere Opposition­spartei Move Forward. Prayuths Partei Vereinigte Nationalpa­rtei Ruam Thai Sang Chart (United Thai Nation) kam in der Direktwahl mit sieben Prozent auf Platz fünf, bei der Wahl nach Verhältnis­wahlrecht mit acht Prozent auf Rang drei. Die Wahllokale schlossen um 17 Uhr Ortszeit.

Pheu-Thai dürfte nach den Prognosen eine deutliche Mehrheit der 500 Sitze im Repräsenta­ntenhaus erzielen. Wer die nächste Regierung führt, entscheide­t sich aber nicht allein bei der Wahl vom Sonntag. Der Ministerpr­äsident oder die Ministerpr­äsidentin wird im Juli bei einer gemeinsame­n Sitzung des Repräsenta­ntenhauses und des 250 Sitze zählenden Senats gewählt. Der Sieger benötigt mindestens 376

Stimmen. Es gilt als unwahrsche­inlich, dass eine Partei allein über so viele Stimmen verfügt.

Pheu Thai gewann bereits bei der letzten Wahl 2019 die meisten Sitze.

Ihrem Erzrivalen, der vom Militär unterstütz­ten Partei Palang Pracharath, gelang es aber, eine Koalition mit Prayuth als Ministerpr­äsident zu schmieden. Die Partei erhielt die einhellige Unterstütz­ung des konservati­v geprägten Senats, dessen Mitglieder nach Prayuths Putsch von der Militärreg­ierung ernannt wurden.

Der damalige Militärche­f Prayut amtierte nach dem Staatsstre­ich zunächst als Regierungs­chef einer Militärreg­ierung. Bei der Wahl 2019 trat er als Spitzenkan­didat der Partei Palang Pracharath an. Diese wählte 2020 Prayuts früheren Militärkam­eraden und heutigen Rivalen Prawit Wongsuwan an die Parteispit­ze und hat ihn zu ihrem Spitzenkan­didaten für die Wahl erklärt. Prayut wechselte im Januar zur Vereinigte­n Nationalpa­rtei.

Prayuth wird für eine lahmende Wirtschaft, Fehler im Umgang mit der Corona-Pandemie und ein Vereiteln demokratis­cher Reformen verantwort­lich gemacht, was besonders junge Wähler kritisiere­n. Beobachter vermuten, dass viele Menschen nach neun Jahren Militärher­rschaft einen Wandel anstreben.

Die opposition­elle Pheu-ThaiPartei wird vom Milliardär und früheren Ministerpr­äsidenten Thaksin Shinawatra unterstütz­t, gegen dessen Schwester Prayut 2014 geputscht hatte und damit an die Macht gelangt war. Paetongtar­n ist die Tochter des Populisten Thaksin. Er regierte von 2001 bis 2006, bevor er vom Militär abgesetzt wurde. 2011 gewann seine Schwester Yingluck Shinawatra die Wahl, wurde nach drei Jahren aber ebenfalls gestürzt.

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FOTO: WANICHAKOR­N// DPA Die reformorie­ntierte Partei Pheu Thai mit der Spitzenkan­didatin Paetongtar­n Shinawatra liegt bei Wählerbefr­agungen in Thailand vorne.

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