Im Saarland droht ein „eklatanter Ärztemangel“
Der Präsident der Saar-Ärztekammer, Dr. Josef Mischo, warnt vor zunehmenden Nachwuchsproblemen und wirbt für attraktivere Rahmenbedingungen.
SAARBRÜCKEN „Wir steuern auf einen eklatanten Ärztemangel zu“, sagt Sanitätsrat Dr. Josef Mischo, Präsident der Ärztekammer des Saarlandes. „Die neuen Zahlen der Ärztestatistik belegen, dass Überalterung und Nachwuchsmangel die Ärzteschaft im Saarland immer stärker betreffen.“Dieser Trend sei bereits seit einigen Jahren zu beobachten.
Mittlerweile seien 52,6 Prozent der berufstätigen Ärzte im Saarland 50 Jahre und älter. „Der Bedarf an Ärztinnen und Ärzten ist in den vergangenen Jahren gewachsen und wird auch weiter steigen. Das gilt gleichermaßen für das Krankenhaus und den ambulanten Bereich“, erklärte Mischo.
Gründe hierfür seien der medizinische Fortschritt, der erhöhte Anteil von Teilzeitstellen und der demografische Wandel. So steige bis 2030 die Lebenserwartung bei
Männern in Deutschland auf fast 80 und bei Frauen auf knapp 84 Jahre.
„Die Schere zwischen Bedarf und Kapazitäten von medizinischen Behandlungen öffnet sich in Zukunft immer weiter, insbesondere im ambulanten Bereich“, sagt der Kammerpräsident. „Hier gehen viele niedergelassene Kolleginnen und Kollegen der geburtenstarken
Jahrgänge in Rente. Fast 18 Prozent sind nach den Zahlen der Kassenärztlichen Vereinigung Saarland über 65 Jahre alt.“
Mischo betont, die Rahmenbedingungen für den Arztberuf müssten wieder attraktiver gestaltet werden.
Denn Bürokratisierung und extreme Arbeitsbelastung würden von der jungen Ärzteschaft kritisch gesehen. Darüber hinaus sei ein größeres Angebot an Studienplätzen dringend geboten. Mindestens 30 neue Plätze müssten an der Medizinischen Fakultät am Uniklinikum in Homburg geschaffen werden.
Im Saarland ist gegenüber dem Vorjahr die Zahl der berufstätigen Ärzte um 0,9 Prozent auf 5297 gestiegen. Der Frauenanteil beträgt 43,8 Prozent. Dies ist ein Anstieg von 2,6 Prozent. Die Zahl der männlichen Ärzte ist leicht um 0,3 Prozent gewachsen. Über zwölf Prozent der Krankenhaus- und niedergelassenen Ärzte gehören der Altersgruppe der 60- bis 65-Jährigen an; über 22 Prozent haben das 65. Lebensjahr bereits überschritten. Die kleinste Gruppe bildet mit elf Prozent die Altersgruppe der 35- bis 39-Jährigen.
Die Zahl der Ärzte ohne ärztliche Tätigkeit ist im Saarland gegenüber dem Vorjahr auf 1210, also um 3,1 Prozent angestiegen, die Zahl der ambulant tätigen Ärzte ist im Vorjahresvergleich minimal um ein Prozent auf 1985 gewachsen, davon sind 1332 niedergelassene Ärzte (minus 1,4 Prozent zum Vorjahr). Die Zahl der Krankenhausärzte stieg hingegen von 2975 auf 3001 (plus 0,9 Prozent). Insgesamt ist die Anzahl aller Ärzte (mit Rentnern) im Saarland im vergangenen Jahr um 1,3 Prozent auf 6507 gestiegen.
„Es schließt sich nicht aus, dass wir statistisch gesehen mehr Ärzte, aber zugleich einen Ärztemangel haben“, erläutert Mischo. „Eine zunehmende Anzahl von Ärztinnen und Ärzten arbeitet auch in stationären Einrichtungen in Teilzeit, um Familie und Beruf besser vereinbaren zu können. Hinzu kommen die strengere Kontrolle von Arbeitszeiten beziehungsweise die Protokollierung von Überstunden insbesondere in Kliniken. So müssen die reduzierte durchschnittliche Arbeitszeit und der gestiegene Mehrbedarf auf mehr Personen verteilt werden.“Der demografische Wandel habe zur Folge, dass immer mehr ältere Menschen einen steigenden Bedarf an medizinischer Versorgung hätten und der medizinische Fortschritt führe dazu, dass immer mehr Spezialisten nötig würden.