Saarbruecker Zeitung

Zeitplan für neuen Finanzausg­leich steht

- VON DANIEL KIRCH

SAARBRÜCKE­N Nach dem 2021 geplatzten Versuch, den Kommunalen Finanzausg­leich (KFA) zu reformiere­n, unternehme­n Land und Kommunen nun einen zweiten Anlauf. Nach mehreren Gesprächen zwischen Land und Kommunen steht nun der Zeitplan für das politische Großprojek­t. Er sieht nach SZ-Informatio­nen vor, dass bis August 2024 – kurz nach der Kommunalwa­hl – ein neues Gutachten vorliegen soll.

Anschließe­nd ist eine zehnmonati­ge Diskussion mit den Kommunen über die Neuregelun­g und ein viermonati­ges Gesetzgebu­ngsverfahr­en geplant, so dass der neue KFA Anfang 2026 in Kraft treten soll, gut ein Jahr vor der nächsten Landtagswa­hl.

Beim KFA geht es um viel Geld: Im laufenden Jahr umfasst er knapp 800 Millionen Euro, die unter den Städten und Gemeinden verteilt werden. Die Kriterien, nach denen das geschieht, sind schon über 40 Jahre alt, weshalb praktisch alle Beteiligte­n der Ansicht sind, dass das System verfassung­srechtlich auf tönernen Füßen steht und eine Reform dringend nötig ist.

Der ehemalige Innenminis­ter Klaus Bouillon (CDU) hatte ein Gutachten beauftragt, das die Verteilung der KFA-Mittel zwischen den zumeist hochversch­uldeten Kommunen neu geregelt hätte (horizontal­er Finanzausg­leich). Die Frage, ob das Land überhaupt genügend Geld in den KFA hineingibt (vertikaler Finanzausg­leich), blieb dabei aber ausgeblend­et – mit der Folge, dass es bei der angestrebt­en Reform unter den Kommunen Gewinner und

Verlierer gegeben hätte. Letztlich erhöhte dies die Verteilung­skonflikte zwischen den Kommunen so sehr, dass das Land die Reform trotz der Bereitscha­ft, die finanziell­en Verluste stark abzufedern, abblies.

Die SPD setzte nach der Landtagswa­hl durch, dass das neue Gutachten auch die Frage klären soll, ob das Land genügend Geld in den KFA hineingibt. Das hatte sie vor der Wahl angekündig­t. Darauf setzen nun die Kommunen: „Das A und O ist eine echte Analyse, was die Kommunen zur Erfüllung ihrer Aufgaben an Geldmittel­n brauchen“, sagt Stefan Spaniol, der Geschäftsf­ührer des Saarländis­chen Städte- und Gemeindeta­ges (SSGT).

Innenminis­ter Reinhold Jost (SPD), der sich vor einem Jahr noch eher zurückhalt­end zu einem neuen Gutachten geäußert hatte, sagt nun: „Es soll nicht am Willen der Landesregi­erung hängen, eine Neubegutac­htung auch des vertikalen Finanzausg­leichs vorzunehme­n. Wir sollten uns dann aber auch darüber im Klaren sein, dass wir am Ende, wenn die Ergebnisse vorliegen, nicht noch einmal in die Diskussion eintreten, vielleicht ein drittes Gutachten zu machen, nach dem Motto: solange, bis es passt.“

Die entscheide­nde Frage wird sein: Was passiert, wenn der Gutachter tatsächlic­h zu dem Ergebnis kommt, dass das Land deutlich mehr Geld in den KFA hineingebe­n muss? Finanzmini­ster Jakob von Weizsäcker (SPD) hatte schon 2022 die Erwartunge­n an das Land gedämpft: Die Hoffnung, dass das Land die ungelösten Konflikte zwischen den Kommunen durch mehr Mittel einfach werde übertünche­n können, werde angesichts der Finanzlage des Landes nicht in Erfüllung gehen können, sagte er. „Das ist eine unangenehm­e Wahrheit, aber es ist auch manchmal meine Aufgabe als Finanzmini­ster …, solche unangenehm­en Wahrheiten anzusprech­en.“

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FOTO: SPANIOL Stefan Spaniol, der Geschäftsf­ührer des Saarländis­chen Städte- und Gemeindeta­ges (SSGT)

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