Saar-Uni wirbt mit gefrorenen Seifenblasen
Am Wochenende hat die Universität des Saarlandes nicht nur ihr 75. Jubiläum gefeiert, sondern warb auch mit einem Tag der Offenen Tür für ihre Angebote.
SAARBRÜCKEN Schülerinnen und Schülern das Studium an der Universität des Saarlandes schmackhaft zu machen – das ist einer der Hauptgründe, den Tag der Offenen Tür zu veranstalten. Dieses Jahr kam noch hinzu, dass die Uni ihr 75-jähriges Bestehen feiert. Auf der Festwiese, in der Aula und in einzelnen Fachbereichen gab es am Samstag zahlreiche Mitmachangebote, Experimente, Vorträge und Infostände.
Wie Susanne Steinmann von der Zentralen Studienberatung sagte, sei im letzten Jahr mehr los gewesen an ihrem Stand aufgrund der Corona-Zwangspause im Jahr zuvor. Trotzdem freute sie sich über viele Schülerinnen und Schüler, die ihre Beratung in Anspruch nahmen. Zur Hälfte seien das diejenigen gewesen, die schon im Abitur sind, zur Hälfte jene, bei denen es nächstes Jahr ansteht. Die Studienberatung hatte sich auf der Festwiese aufgebaut, wie viele andere Institute der Uni.
So etwa die historisch orientierte Kulturwissenschaft, die eine Lesewerkstatt der alten Schrift Sütterlin anbot. Wie Berit Clauer erklärte, sei das Entziffern der vor hundert Jahren gängigen Schreibschrift gar nicht so schwer. Vergleichstexte in Sütterlin und heutiger Druckschrift bestätigten diese Aussage. Auf der Festwiese war auch das kulinarische Angebot zu finden, von dem es vielleicht ein bisschen mehr hätte geben dürfen, den langen Schlangen nach zu schließen. Aber wer konnte auch mit so einem trockenen Wetter und dementsprechend vielen Leuten rechnen? Zur Unterhaltung wurde hochwertige Livemusik angeboten, nämlich von der Uni-Bigband „Windmachine“unter der Leitung von Cordula Hamacher. Eine Stunde lang spielte sie Klassiker von Count Basie und Duke Ellington, aber auch eine Version von Carlos Santanas „Europa“.
Spannend waren am Tag der Offenen Tür natürlich auch die Experimente, die es zu bestaunen gibt. So etwa gefrorene Seifenblasen, die die Leiterin des Nano-Lab, Heike Luxenburger-Becker, mit Hilfe von flüssigem Stickstoff herstellte. Oder schwebende Metallstücke, die von
Magnetfeldern in der Luft gehalten wurden. Das zeigte jedenfalls der chinesische Postdoktorand Xian Lin Zeng im Physik-Gebäude. Auch hier spielte die Temperatur eine Rolle: Nur tiefgekühlt schwebten die kleinen Stückchen über dem Prozessaufbau. Nach ihrer Erwärmung fielen sie nach unten. Vor allem Kinder standen hier Bauklötze staunend davor. Welches Bild eine Infrarotkamera erzeugt und wie die eigentlich unsichtbaren Strahlen sichtbar gemacht werden, erklärte Olaf Leismann vom Team des Professors Rolf Pelster aus der Physik.
Mitarbeiterin Christina Werle ließ die Gelegenheit nicht aus, Werbung für dieses Fachgebiet zu machen, denn: „Physik gilt leider als schwieriges Fach, wir haben da einfach zu wenige Studenten. Wir brauchen aber vor allem dringend Physiklehrer.“Ins gleiche Horn stieß auch Professorin Karin Jacobs, die gleich noch die Vorzüge eines Abschlusses in Physik anpries: „Die Leute suchen sich Studiengänge raus, die nicht so einem Vorurteil wie die Physik unterliegen. Dabei bekommen unsere Absolventen sofort sehr gut bezahlte Stellen auf Führungskräfteniveau, auch im Saarland. Etwa bei der Produktentwicklung.“Jacobs zeigte ihre Rasterkraftmikroskope, die etwa eine halbe Million Euro kosten, wovon jeweils die Hälfte das Land und der Bund übernehmen. Mit ihnen kann man die Beschaffenheit von Oberflächen im Nanometerbereich erkennen. Beispielsweise konnte die Professorin damit herausfinden, wie man die Ansiedlung von Bakterien auf Kathetern reduzieren kann.
Die Ingenieurwissenschaften präsentierten unter anderem eine Computeranimation: Dabei konnten Besucher ein Auto auf dem Monitor zwischen Hindernissen zum Ziel steuern. „Das ist ein Prototyp, der visualisieren soll, wie autonomes Fahren funktionieren kann“, sagte Nathalie Wagner, Master-Studentin im Fachgebiet Systems Engineering. Wann es so weit ist mit selbstfahrenden Autos, konnte sie allerdings nicht sagen: „Ich glaube es müssten erst einmal die politischen Rahmenbedingungen dafür geschaffen werden.“
Weniger ums Experimentieren, sondern ums Aufklären ging es im Fachbereich Geschichte. Steffen Uhl, Hilfskraft am Lehrstuhl Geschichte des Mittelalters, hatte sich zum Ziel gesetzt, mit Vorurteilen über diese Epoche aufzuräumen. Beispielsweise hätten die dem Mittelalter oft zugerechneten Hexenverbrennungen erst später stattgefunden. Oder: Dass an einem Helm Hörner angebracht sind, sei nur der falschen Interpretation eines Fundes zuzuschreiben. Uhl hatte sich für den Tag der Offenen Tür extra in einen mittelalterlichen Klappenrock gewandet – zusammen mit seinem Nasalhelm hätte er sofort in jeder Serie mitwirken können, die in dieser Epoche spielt. Das Mittelalter werde häufig dunkel und grau dargestellt – dabei sei gerade die Kleidung sehr bunt gewesen. Auch seien die Straßen gar nicht so dreckig und verschlammt gewesen, wie es häufig in Filmen zu sehen ist.
Hätte man das gedacht? Egal, wo man hineinschnupperte: Überall lernte man Neues und bekam mit, wie spannend es an der Uni zugeht.