Heizungspläne schüren Angst vor den Kosten
SZ-Umfrage zeigt: Bürger fühlen sich vom Vorhaben der Bundesregierung überfordert und übergangen.
SAARBRÜCKEN (bub) Die Heizungspläne, mit denen die Bundesregierung den Klimaschutz voranbringen will, sorgen für hitzige Diskussionen. Nicht zuletzt wegen der Auswirkungen auf die Finanzen von Hauseigentümern und Mietern. Wir haben uns in Saarbrücken umgehört, wie die Pläne ankommen.
Hans-Peter Wöhner ist selbst Hausbesitzer: „Wenn man das Geld zur energetischen Sanierung hat, ist es eine gute Sache, aber hat man das Geld nicht, ist es schwierig der Forderung nachzukommen. Wie soll man das nicht vorhandene Geld auftreiben? Mein Haus wurde im Jahr 1985 gebaut und besitzt noch Holzfenster. Diese sind zwar doppelt verglast, aber dichten nicht so ab wie Kunststoff- oder Aluminiumfenster. Vor zwölf Jahren habe ich eine neue Gasheizung einbauen lassen. Diese wird noch zehn Jahre halten. Aber trotz allem: Soll ich diese jetzt auswechseln?“, fragt der 82-jährige Saarbrücker. Wöhner will abwarten, ob es für Umbauten Zuschüsse gibt. Er rechnet mit Kosten von rund 40 000 Euro. Kommt der Zuschuss, dann will er die Sanierung einleiten.
Martin Hennecke (35) findet: „Wir alle müssen mit der Energie sorgsam umgehen, deshalb halte ich die Sanierung für sinnvoll.“Der Orchestermusiker sagt, jeder müsse seinen Teil zum Klimaschutz beitragen.
Olga Kravchenko (40) sagt: „Einerseits finde ich den Einsatz von effizienten Technologien gut. Andererseits ist es schlecht, weil wir dafür zahlen müssen. Ich mache mir Sorgen um die Kosten, die auf uns zukommen. Es ist wichtig, dass Klima zu retten aber die Kosten müssen im Rahmen bleiben.“Der Staat solle seinen Teil dazu beitragen, um die betroffenen Menschen zu unterstützen.
Marcus Lein sieht das ähnlich: „Es muss verhältnismäßig sein und für alle bezahlbar bleiben. Der Klimawandel ist noch gar nicht weitestgehend erforscht, um sicher zu sein, dass wir die Verursacher des Wandels sind. Trotzdem steigen die Kosten. Was ist mit den Menschen, die sich die Umbaumaßnahmen schlichtweg nicht leisten können? Sollen diese dann ihre Häuser verkaufen?“, fragte der 58-jährige Musiker. Die energetische Sanierungspflicht bringe gerade ärmere Menschen in Schwierigkeiten.
Sarah Zimmer verweist auf vorausschauendes Handeln. „Ich habe meine Immobilien verkauft, weil ich mich in meinem Alter nicht mehr mit all diesen Neuerungen auseinandersetzen wollte. Also habe ich mir eine moderne Mietwohnung gesucht, die auf dem energetisch neusten Stand ist. Die Miete ist zwar hoch, aber die Wohnung ist altersgerecht und modern“, sagt die 74-jährige Saarbrückerin.
Michael Meinecke (67) ist skeptisch: „Wenn man den energetischen Umbau finanzieren kann, ist es so weit in Ordnung. Aber was ist, wenn man die Kosten nicht tragen kann? Wir bauen zurzeit eine mit Gas betriebene Brennwertheizung ein. Diese war schon länger bestellt. Wir sind sehr verunsichert, wie es weitergeht. Es ist nicht fair, dass alles so schnell auf uns zukommt. Wir fühlen uns überrannt. Es ist wichtig, dass der Staat uns unterstützt. Das jetzt alles so schnell gehen muss, ist nicht richtig. Trotz allem wollen wir eine Solaranlage bauen, welche schon in Planung ist“, so der 67-jährige Industriemeister.