Mit Behrens in Richtung Königsklasse
Union Berlin besiegt den direkten Konkurrenten SC Freiburg mit 4: 2 und greift nach der Champions-League-Teilnahme.
BERLIN (sid) Erst breitete Kevin Behrens – von 2016 bis 2018 noch für den 1. FC Saarbrückem auf ToreJagd – nach seinem Führungstreffer die Arme aus, lief zu den euphorierisierten Fans und brachte das Stadion an der Alten Försterei erstmals zum Beben. Später zog Sheraldo Becker eine Spiderman-Maske aus der Hosentasche und hielt das begehrte Stück Stoff artig in die TV-Kameras, „Peter Parker“riefen seine Mitspieler Union Berlins Torjäger – in Anlehnung an das Alter Ego des Spinnenmannes. Dank der Superhelden-Auftritte ihres Sturmduos im Champions-League-„Finale“stehen die Köpenicker unmittelbar vor der lange für unmöglich gehaltenen Qualifikation für die Königsklasse.
„Unglaublich“und „Wahnsinn“waren die ersten Worte, die Becker nach dem rauschhaften 4:2 (3:0) gegen den SC Freiburg einfielen, als er das Duell mit dem Konkurrenten mit zwei Toren (35. und 38. Minute) und den Vorlagen für Behrens (5.) und Aissa Laidouni (80.) beinahe im Alleingang entschieden hatte. Gleich nach dem ersten Treffer kramte der 28-Jährige die Maske hervor und verwandelte sich in die menschliche Spinne – ein Gruß an seine drei Kinder.
Für 15 Euro, sagte Becker, habe er sie einst bestellt, doch sie lag lange Zeit in der Schublade. „Ich habe die Maske schon seit einem Jahr. Heute hatte ich sie das erste Mal dabei. Eigentlich wollte ich es im letzten Spiel gegen Bremen machen. Aber heute waren meine Familie und Freunde da – dann wollte ich es vorziehen“, sagte Becker, der seine Saisontore zehn und elf feierte. Die folgerichtige Gelbe Karte fand sein Trainer
Urs Fischer zwar „unnötig“, wobei der Schweizer offenbarte: „Aber den Jubel fand ich schon gut.“
Auch die Unioner Heldengeschichte böte wohl genügend Stoff für die aktuell streikenden Drehbuchschreiber Hollywoods – und sie steuert auf ihr finales Kapitel zu.
Die Europa League ist zwei Spieltage vor Schluss gebucht, und die Champions League haben die Unioner (59 Zähler) bei drei Punkten Vorsprung auf den Fünften aus Freiburg selbst in der Hand. Ein Sieg aus den übrigen beiden Spielen bei der TSG Hoffenheim und gegen den SV Werder Bremen dürfte bereits reichen.
„Ich weiß nicht, wie nah wir dran sind. Aber wir sind nah dran. Das ist sicher“, freute sich Becker. Und auch dem sonst so zurückhaltenden Trainer Fischer scheint zu dämmern, dass es seine Eisernen, die erst 2019 aufgestiegen waren, bald mit den Erling Haalands und Kylian Mbappés dieser Welt zu tun bekommen könnten. „Es wird greifbar, aber wir müssen den Schritt noch machen und zugreifen“, sagte der Coach, der Union zum dritten Mal in Serie in den Europacup führte: „Die Bundesliga in den letzten Spielen ist verrückt.“Aber Union hat ja Sheraldo Becker und Kevin Behrens.
Der Freiburger Trainer Christian Streich war unterdessen bedient ob der Pleite und seiner eigenen Fehleinschätzung. „Ich habe einen Fehler gemacht“, sagte Streich mit Blick auf den Startelfeinsatz von Lukas Kübler. Er habe den auf der rechten Mittelfeldseite eingesetzten Kübler aufgestellt, „obwohl der die Woche krank war“, erklärte Streich: „Ich habe gedacht, es ist alles okay – und es war nichts okay.“Kübler, der früh in der Partie schon Kreislaufprobleme hatte, wurde in der 32. Minute durch Roland Sallai ersetzt.
„Es wird greifbar, aber wir müssen den Schritt noch machen und zugreifen.“Urs Fischer Trainer des 1. FC Union Berlin