Saarbruecker Zeitung

Taumelndes Milan beschwört Wunder

Nur der Einzug ins Champions-League-Finale kann die Saison des AC Mailand noch retten. Das wird aber schwer.

- VON MICAELA TARONI

(sid) „Abstieg in die Hölle“oder „Rettung einer ganzen Saison“? Für den AC Mailand und seinen angeschlag­enen Meistertra­iner Stefano Pioli gibt es nichts dazwischen. Dabei könnte im Halbfinal-Rückspiel der Champions League beim Stadtrival­en Inter Mailand an diesem Dienstag (21 Uhr/Amazon Prime) sogar ein Sieg zu wenig sein. Nach dem 0:2 im Hinspiel benötigt das stolze, aber taumelnde Milan ein kleines Fußballwun­der.

„Wir können Geschichte schreiben. Wir müssen daran glauben,

„Wir müssen daran glauben, dass wir es schaffen können.“Stefano Pioli Trainer des AC Mailand

dass wir es schaffen können“, gab sich Pioli kämpferisc­h. Unmöglich ist das nicht, vor vier Jahren erst drehte ebenfalls im Halbfinale der FC Liverpool gegen den FC Barcelona ein 0:3 im Rückspiel. Nur: Liverpool unter Jürgen Klopp war damals auf dem Zenit. Wer würde das derzeit von Milan behaupten?

Die Rossoneri schleppen sich durch die Saison. Die erfolgreic­he Titelverte­idigung in der Serie A war früh kein Thema mehr, der letzte Champions-League-Platz ist nach dem blamablen 0:2 bei Abstiegska­ndidat Spezia Calcio kaum noch zu erreichen, Spieler und Trainer Pioli waren nach dem Schlusspfi­ff geschlosse­n unter die Gästekurve gegangen und hatten sich die Standpauke eines Mailänder UltraAnfüh­rers angehört. Wie die Nachrichte­nagenturen Ansa und Adnk

ronos berichtete­n, will der Verband FIGC wissen, ob die Spieler dabei beschimpft oder gar bedroht wurden. Laut dem Verbandsko­dex ist es Fußballern in Italien verboten, sich öffentlich von den Fans an den Pranger stellen zu lassen.

Der Ärger hat seine Gründe. In der Liga passt nichts mehr zusammen, auch im Pokal war schon im Achtelfina­le Schluss. Nur in der Königsklas­se lief es bislang rund – bis zum Hinspiel gegen Inter.

Was Teil zwei des Duells angeht,

gibt sich Pioli keinen Illusionen hin. „Wir werden ein großartige­s Spiel machen müssen“, sagte der 57-Jährige: „Das wird aber kein Spaziergan­g, das wird sehr schwer.“

Die Presse schwankt vor dem 237. Derby della Madonnina zwischen Untergangs­stimmung und der Aussicht auf ein rot-schwarzes „Miracolo“. Die Gazzetta dello Sport etwa fabulierte vom „Abstieg in die Hölle“, auch für Pioli persönlich. Für den Corriere della Sera wiederum könnte der Triumph über den

Erzrivalen fast wieder alles selig machen – wobei im Finale am 10. Juni in Istanbul mit Real Madrid oder Manchester City eine ungleich höhere Hürde als Inter warten würde.

Die Hoffnungen der Milanisti ruhen vor allem auf Rafael Leao. Der portugiesi­sche Topscorer fehlte im Hinspiel wegen einer Oberschenk­elverletzu­ng. Inter dagegen hat gleich mehrere starke Offensivop­tionen. Etwa den früheren Bundesliga-Torschütze­nkönig Edin Dzeko, immerhin schon 37 Jahre alt, Torschütze im

Hinspiel, dazu den argentinis­chen Weltmeiste­r Lautaro Martinez – und auch wieder Romelu Lukaku.

Der lange verletzte Sturmriese empfahl sich durch fünf Tore in den letzten vier Ligaspiele­n. Der Leihvertra­g mit dem FC Chelsea läuft aus, doch in dieser Form will Inter „Big Rom“halten, berichtete die Gazzetta dello Sport. Ein entscheide­ndes Tor des Belgiers und der erste Finaleinzu­g Inters seit dem Triumph 2010 wären gute Argumente für eine Weiterbesc­häftigung.

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FOTO: PECORARO/LAPRESSE/DPA Nach der 0:2-Blamage beim Abstiegska­ndidaten Spezia Calcio verließen die Spieler des AC Mailand das Feld mit gesenkten Köpfen.

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