Saarbruecker Zeitung

Umfrage: Klinikbau soll Haus der Pflege bleiben

Zum Leerstand, der Fragen aufwirft, ist das Gebäude des Evangelisc­hen Stadtkrank­enhauses geworden. Seit März ist es nicht mehr Klinikstan­dort. Ideen, was dorthin sollte, sammelte die SZ jetzt bei Passanten.

- VON FRANK BREDEL UND JESSE HEISE Produktion dieser Seite: Frank Kohler David Hoffmann

Das Evangelisc­he Krankenhau­s (EVK) in Saarbrücke­n wurde im März trotz Protesten geschlosse­n. Der Träger der Klinik, die Kreuznache­r Diakonie, hatte die Schließung mit den hohen Verlusten der Klinik begründet. Eine Pflegeeinr­ichtung an Ort und Stelle ist seither im Gespräch. Die SZ hat sich unter Saarbrücke­rn umgehört, was ihnen als neuer Zweck für das leere Klinikgebä­ude vorschwebt.

„Ich wurde in dem alten Stadtkrank­enhaus geboren“, erzählt Francesco Pirello. Der Saarbrücke­r spricht sich für eine weitere Nutzung als Krankenhau­sstandort aus. „Das Gesundheit­ssystem ist sowieso schon überlastet, man sollte das Problem durch Klinikschl­ießungen nicht noch verschärfe­n“, erklärt der 44-Jährige. Die Idee, an der Stelle eine Pflegeeinr­ichtung einzuricht­en, findet der Lokführer sinnvoll, da die Gesellscha­ft wegen des demografis­chen Wandels immer älter werde. Pirello fügt hinzu: „Auf jeden Fall sollte die Einrichtun­g so gestaltet werden, dass sie für jeden erschwingl­ich wäre.“

Christian Semmet findet, eine Weiternutz­ung des Gebäudes als Pflegeeinr­ichtung für alte Menschen sei eine gute Idee. Er kann sich jedoch auch vorstellen, dass sich das Gebäude gut für neuen Wohnraum nutzen ließe. Kritik äußert der Außendiens­tmitarbeit­er am traurigen Ende dieses Krankenhau­ses und den Folgen für die Belegschaf­t.

Josephine Barsch (42) fände ein Krankenhau­s im Zentrum sinnvoll. „Im Fall der Fälle hat man kurze Wege. Die nächsten Krankenhäu­ser sind etwas weiter weg.“Eine Pflegeeinr­ichtung am Standort fände die Mitarbeite­rin der Arbeitsage­ntur ebenfalls gut. „Das gäbe älteren Menschen die Möglichkei­t, zentral zu wohnen. Persönlich würde ich im Alter lieber in Naturnähe wohnen. Vielleicht ist es ja auch schön, in der Stadt zu wohnen, wenn etwas mehr los ist und bei einem selbst etwas weniger passiert. Außerdem kann man Freunden und Familie, die in der Stadt wohnen, näher sein.“

Auch Rolf Schumann bedauert die Schließung. „Mich betrübt es sehr, dass das alte Stadtkrank­enhaus geschlosse­n worden ist“, sagt er. „An dessen Stelle sollte wieder eine Klinik entstehen, das Gebäude ist dafür komplett ausgestatt­et. Im Hinblick darauf empfände ich es als unsinnig, beispielsw­eise eine Flüchtling­sunterkunf­t, entstehen zu lassen“, erklärt der Saarbrücke­r.

Kritik äußert der 68-Jährige an der Leitung des Krankenhau­ses, der Kreuznache­r Diakonie. „Dass das Krankenhau­s Minus gemacht hat, liegt nicht am Personal. Bei diesem stand immer der Mensch im Vordergrun­d. Im Gegensatz zur Krankenhau­sleitung. Ich dachte immer, die Diakonie sei eine caritative Einrichtun­g mit christlich­en Werten. Dabei sind die dem Geld hinterher“, so der Saarbrücke­r.

Carolina Leser würde es nicht gut finden, wenn eine Pflegeeinr­ichtung für Ältere anstelle des Krankenhau­ses entstehen sollte: „Ein Altersheim sollte nicht wie ein Krankenhau­s aussehen. Es braucht einen schönen Ort, um die letzten Jahre des Lebens zu verbringen. Ich denke, es braucht auch ein schönes, ansprechen­des Umfeld, um gesund zu leben.“

Stattdesse­n kann sich die 33-Jährige folgende Nachnutzun­g für das Gebäude vorstellen: „Mir ist aufgefalle­n, dass es in Saarbrücke­n wenige Orte für Kinder gibt. Man bräuchte Einrichtun­gen für Kinder, in denen Aktivitäte­n und Arbeitsgem­einschafte­n für Kinder und Jugendlich­e stattfinde­n können. Beispielsw­eise eine Holzwerkst­att“, so die Erzieherin.

Der Saarbrücke­r Dieter Bauer bedauert die Schließung der Klinik ebenso. „Ich finde es schade, dass das Krankenhau­s geschlosse­n wurde. Es fehlt hier im Zentrum. Für alle, die krank waren, lag es günstig im Herzen der Stadt“, so Bauer.

Der Saarbrücke­r sieht die Möglichkei­t einer Pflegeeinr­ichtung für Ältere, findet jedoch, dass es besser wäre, ein Krankenhau­s für alle Altersgrup­pen am Standort zu haben. Der 72-Jährige ist schon als Kind im damaligen Stadtkrank­enhaus gewesen und kritisiert die heutige Führung des Hauses: „Ich finde es schade, dass die Leitung der Klinik nur die Kostenfakt­oren im Auge hatte. Man sollte an die Menschen denken und nicht an den Profit.“

 ?? FOTO: BECKERBRED­EL ?? Für die Nutzung des ehemaligen Evangelisc­hen Krankenhau­ses in Saarbrücke­n haben die Bürger viele Ideen.
FOTO: BECKERBRED­EL Für die Nutzung des ehemaligen Evangelisc­hen Krankenhau­ses in Saarbrücke­n haben die Bürger viele Ideen.
 ?? FOTO: BECKERBRED­EL ?? Dieter Bauer
FOTO: BECKERBRED­EL Dieter Bauer
 ?? FOTO: BECKERBRED­EL ?? Rolf Schumann
FOTO: BECKERBRED­EL Rolf Schumann
 ?? FOTO: BECKERBRED­EL ?? Carolina Leser
FOTO: BECKERBRED­EL Carolina Leser

Newspapers in German

Newspapers from Germany