Umfrage: Klinikbau soll Haus der Pflege bleiben
Zum Leerstand, der Fragen aufwirft, ist das Gebäude des Evangelischen Stadtkrankenhauses geworden. Seit März ist es nicht mehr Klinikstandort. Ideen, was dorthin sollte, sammelte die SZ jetzt bei Passanten.
Das Evangelische Krankenhaus (EVK) in Saarbrücken wurde im März trotz Protesten geschlossen. Der Träger der Klinik, die Kreuznacher Diakonie, hatte die Schließung mit den hohen Verlusten der Klinik begründet. Eine Pflegeeinrichtung an Ort und Stelle ist seither im Gespräch. Die SZ hat sich unter Saarbrückern umgehört, was ihnen als neuer Zweck für das leere Klinikgebäude vorschwebt.
„Ich wurde in dem alten Stadtkrankenhaus geboren“, erzählt Francesco Pirello. Der Saarbrücker spricht sich für eine weitere Nutzung als Krankenhausstandort aus. „Das Gesundheitssystem ist sowieso schon überlastet, man sollte das Problem durch Klinikschließungen nicht noch verschärfen“, erklärt der 44-Jährige. Die Idee, an der Stelle eine Pflegeeinrichtung einzurichten, findet der Lokführer sinnvoll, da die Gesellschaft wegen des demografischen Wandels immer älter werde. Pirello fügt hinzu: „Auf jeden Fall sollte die Einrichtung so gestaltet werden, dass sie für jeden erschwinglich wäre.“
Christian Semmet findet, eine Weiternutzung des Gebäudes als Pflegeeinrichtung für alte Menschen sei eine gute Idee. Er kann sich jedoch auch vorstellen, dass sich das Gebäude gut für neuen Wohnraum nutzen ließe. Kritik äußert der Außendienstmitarbeiter am traurigen Ende dieses Krankenhauses und den Folgen für die Belegschaft.
Josephine Barsch (42) fände ein Krankenhaus im Zentrum sinnvoll. „Im Fall der Fälle hat man kurze Wege. Die nächsten Krankenhäuser sind etwas weiter weg.“Eine Pflegeeinrichtung am Standort fände die Mitarbeiterin der Arbeitsagentur ebenfalls gut. „Das gäbe älteren Menschen die Möglichkeit, zentral zu wohnen. Persönlich würde ich im Alter lieber in Naturnähe wohnen. Vielleicht ist es ja auch schön, in der Stadt zu wohnen, wenn etwas mehr los ist und bei einem selbst etwas weniger passiert. Außerdem kann man Freunden und Familie, die in der Stadt wohnen, näher sein.“
Auch Rolf Schumann bedauert die Schließung. „Mich betrübt es sehr, dass das alte Stadtkrankenhaus geschlossen worden ist“, sagt er. „An dessen Stelle sollte wieder eine Klinik entstehen, das Gebäude ist dafür komplett ausgestattet. Im Hinblick darauf empfände ich es als unsinnig, beispielsweise eine Flüchtlingsunterkunft, entstehen zu lassen“, erklärt der Saarbrücker.
Kritik äußert der 68-Jährige an der Leitung des Krankenhauses, der Kreuznacher Diakonie. „Dass das Krankenhaus Minus gemacht hat, liegt nicht am Personal. Bei diesem stand immer der Mensch im Vordergrund. Im Gegensatz zur Krankenhausleitung. Ich dachte immer, die Diakonie sei eine caritative Einrichtung mit christlichen Werten. Dabei sind die dem Geld hinterher“, so der Saarbrücker.
Carolina Leser würde es nicht gut finden, wenn eine Pflegeeinrichtung für Ältere anstelle des Krankenhauses entstehen sollte: „Ein Altersheim sollte nicht wie ein Krankenhaus aussehen. Es braucht einen schönen Ort, um die letzten Jahre des Lebens zu verbringen. Ich denke, es braucht auch ein schönes, ansprechendes Umfeld, um gesund zu leben.“
Stattdessen kann sich die 33-Jährige folgende Nachnutzung für das Gebäude vorstellen: „Mir ist aufgefallen, dass es in Saarbrücken wenige Orte für Kinder gibt. Man bräuchte Einrichtungen für Kinder, in denen Aktivitäten und Arbeitsgemeinschaften für Kinder und Jugendliche stattfinden können. Beispielsweise eine Holzwerkstatt“, so die Erzieherin.
Der Saarbrücker Dieter Bauer bedauert die Schließung der Klinik ebenso. „Ich finde es schade, dass das Krankenhaus geschlossen wurde. Es fehlt hier im Zentrum. Für alle, die krank waren, lag es günstig im Herzen der Stadt“, so Bauer.
Der Saarbrücker sieht die Möglichkeit einer Pflegeeinrichtung für Ältere, findet jedoch, dass es besser wäre, ein Krankenhaus für alle Altersgruppen am Standort zu haben. Der 72-Jährige ist schon als Kind im damaligen Stadtkrankenhaus gewesen und kritisiert die heutige Führung des Hauses: „Ich finde es schade, dass die Leitung der Klinik nur die Kostenfaktoren im Auge hatte. Man sollte an die Menschen denken und nicht an den Profit.“