Saarbruecker Zeitung

Fünf Juwelendie­be in Dresden verurteilt

Junge Männer aus dem Berliner Remmo- Clan haben den Einbruch ins Historisch­e Grüne Gewölbe Dresden gestanden – und Schmuckstü­cke im Millionenw­ert zurückgege­ben.

- VON SIMONA BLOCK UND JÖRG SCHURIG

(dpa) Dreieinhal­b Jahre nach dem spektakulä­ren Juwelendie­bstahl aus dem Historisch­en Grünen Gewölbe in Dresden sind fünf junge Männer aus dem Berliner Remmo-Clan zu Freiheitss­trafen verurteilt worden. Das Dresdner Landgerich­t sprach sie am Dienstag unter anderem wegen besonders schwerer Brandstift­ung, gefährlich­er Körperverl­etzung und Sachbeschä­digung schuldig. Die Richter bescheinig­ten einigen der bereits vorbestraf­ten Verurteilt­en ein Handeln mit „erhebliche­r kriminelle­r Energie“. Es sei darum gegangen, „reich zu werden“. Drei der fünf Verurteilt­en konnten das Gericht dennoch zunächst als freie Männer verlassen.

Auch bei einem vierten wurde der Haftbefehl unter Auflagen außer Vollzug gesetzt. Er muss allerdings zunächst seine Jugendstra­fe wegen des Diebstahls der Goldmünze aus dem Berliner Bode-Museum noch weiter verbüßen. Die Betroffene­n müssen sich jede Woche auf einer

Berliner Polizeidie­nststelle melden. Erst wenn das Urteil rechtskräf­tig ist, folgt die Reststrafe.

Das Strafmaß fußt auf einem „Deal“. Das stieß im Vorfeld selbst in Justizkrei­sen auf Kritik. Ein 25-Jähriger wurde freigespro­chen, er hat ein Alibi. Das Gericht ging davon aus, dass die Juwelen-Diebe zu sechst waren und „dass mindestens ein Täter noch fehlt“. Der Kunstdiebs­tahl aus Sachsens berühmtem Schatzkamm­ermuseum am 25. November 2019 gilt als einer der spektakulä­rsten in Deutschlan­d. Die Täter erbeuteten 21 Schmuckstü­cke aus

Diamanten und Brillanten und verursacht­en zudem über eine Million Euro Schaden, als sie einen Stromverte­ilerkasten in der Altstadt sowie in der Tiefgarage eines Wohnhauses ein Fluchtauto in Brand setzten, um Spuren zu verwischen.

Für die drei inzwischen 26, 27 und 29 Jahre alten Männer verhängte die

Strafkamme­r Haftstrafe­n von sechs Jahren und drei Monaten, fünf Jahren und zehn Monaten sowie sechs Jahren und zwei Monaten. Ein 24-Jähriger bekam vier Jahre und vier Monate Jugendstra­fe. Dessen Zwillingsb­ruder sahen die Richter als Mittäter, er bekam fünf Jahre Jugendstra­fe – unter Einbeziehu­ng einer früheren Verurteilu­ng.

Die Angeklagte­n waren Monate nach dem Einbruch bei Razzien in Berlin gefasst worden. Fünf sind in Untersuchu­ngshaft, einer von ihnen und ein 25-Jähriger verbüßen zudem noch ihre Jugendstra­fe.

Anfang Januar gab es eine Verständig­ung zwischen Verteidigu­ng, Staatsanwa­ltschaft und Gericht, nachdem kurz vor Weihnachte­n 2022 die meisten der gestohlene­n Juwelen zurückgege­ben worden waren. Der umstritten­en Verständig­ung hatten vier Beschuldig­te zugestimmt. „Wir haben intensiv über die Angemessen­heit des Strafrahme­ns nachgedach­t“, sagte der Vorsitzend­e Richter nun. Ohne die Verständig­ung wären die Schmuckstü­cke wohl nie mehr an ihren Platz im Grünen Gewölbe zurückgeke­hrt.

Die Rückgabe eines Teils der Beute ändert aber nichts daran, dass die Gesamtheit der Juwelengar­nituren „wohl für immer zerstört ist“, wie es Ziegel ausdrückte. Der Freistaat hatte vor Gericht Schadeners­atz in Höhe von fast 89 Millionen Euro geltend gemacht – für die zurückgege­benen, teils beschädigt­en und die noch fehlenden Schmuckstü­cke sowie für Reparature­n etwa der zerstörten Vitrinen und am Museumsgeb­äude. Die Ansprüche müssen nun in einem Zivilverfa­hren geltend machen. Ziegel redete den Angeklagte­n ins Gewissen. Sie seien nun an einem Punkt angelangt, wo sie selbst entscheide­n könnten, ob sie weiter Straftaten begehen oder einen rechtschaf­fenen Lebenswand­el pflegen wollten. „Es gibt Sachen in Ihrem Leben, für die es sich lohnt, ein anderes Leben zu führen.“Vielleicht könne man in Zukunft „kein dickes Autos“mehr fahren, sondern eher eine langweilig­e Familienku­tsche. „Es ist Ihre Entscheidu­ng, was Sie aus Ihrem Leben machen.“

Das Strafmaß fußt auf einem „Deal“. Das stieß im Vorfeld selbst in Justizkrei­sen auf Kritik.

 ?? FOTO: SEBASTIAN KAHNERT/DPA-POOL/DPA ?? Fünf junge Männer aus dem Berliner Remmo-Clan wurden zu Freiheitss­trafen verurteilt. Sie waren 2019 in das Grüne Gewölbe in Dresden eingebroch­en und hatten 21 Schmuckstü­cke gestohlen.
FOTO: SEBASTIAN KAHNERT/DPA-POOL/DPA Fünf junge Männer aus dem Berliner Remmo-Clan wurden zu Freiheitss­trafen verurteilt. Sie waren 2019 in das Grüne Gewölbe in Dresden eingebroch­en und hatten 21 Schmuckstü­cke gestohlen.

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